Bundesliga

"Serpentinen"? Eintracht Frankfurt fährt eher im Kreis

Das Remis gegen Wolfsburg verschafft Toppmöller etwas Zeit

Eine Strecke mit "Serpentinen"? Die Eintracht fährt eher im Kreis

Durchläuft mit der Eintracht schwierige Zeiten: Dino Toppmöller.

Durchläuft mit der Eintracht schwierige Zeiten: Dino Toppmöller. IMAGO/Kessler-Sportfotografie

Nur vier Siege holte Frankfurt in den vergangenen 18 Pflichtspielen. Unter anderem mündete diese schon bedenklich langanhaltende Schwächephase im DFB-Pokal-Aus in Saarbrücken (0:2) Anfang Dezember und im Ausscheiden in der Conference League gegen Union Saint-Gilloise (2:2, 1:2) am vergangenen Donnerstag. Auch die Bilanz in der Rückrunde ist mau: Trotz des vergleichsweise einfachen Startprogramms sammelten die Hessen lediglich sieben Punkte in sechs Spielen - zu wenig angesichts der großen Ambitionen des Klubs.

Ein trügerischer Tabellenplatz

Der 6. Platz ist vor dem Hintergrund der wenig überzeugenden Leistungen in diesem Kalenderjahr trügerisch. Aktuell profitiert die Eintracht davon, dass sich die Liga ein Schneckenrennen um Europa liefert. 34 Punkte hat die Eintracht nach 23 Spieltagen, das hätte in den vergangenen zehn Spielzeiten maximal zu Platz 7 gereicht. In der Saison 2013/14 hatte selbst der Tabellenneunte Augsburg zu diesem Zeitpunkt bereits 35 Zähler auf dem Konto. Ärgerlich: Mit nur zwei Siegen mehr wäre die Eintracht mittendrin im Kampf um die Champions-League-Plätze. Jetzt kann es realistisch betrachtet nur noch darum gehen, den zufriedenstellenden 6. Platz bis zum Saisonende zu verteidigen. Das wird schwer genug.

Podcast
Podcast
Bayerns Trainersuche: Wie wahrscheinlich ist ein Tuchel-Verbleib?
10:17 Minuten
alle Folgen

Die nach dem Aus in Europa aufgekommene Krisenstimmung bei der Eintracht hellt sich durch das 2:2 gegen Wolfsburg zumindest vorläufig etwas auf. Wobei in der Analyse nach dem Spiel zu dick aufgetragen wurde. Sportvorstand Markus Krösche lobte die "sehr gute Moral und Mentalität", das Team sei "eindrucksvoll zurückgekommen". Trainer Dino Toppmöller fand es gar "unglaublich", wie sich die Mannschaft nach den Rückständen "zurückgekämpft hat". Man muss das wohl als taktische Aussagen verbuchen, als Beruhigungspille für das aufgeregte Umfeld.

Nüchtern betrachtet ist es eine Selbstverständlichkeit, dass Profifußballer bis zum Schluss versuchen, ein Spiel zu gewinnen. Das muss man normalerweise nicht besonders betonen. "Mir ist immer wichtig, welche Energie wir auf dem Platz haben. Wie kommt eine Mannschaft raus? Wie mutig ist sie? Und wie sehr will sie nach vorne spielen? Ich glaube, das war ein richtig guter Schritt", resümiert Krösche. Es sagt viel über den momentanen sportlichen Zustand von Eintracht Frankfurt aus, wenn die Basics derart hervorgehoben werden.

Zu einer Entwicklung gehören auch Rückschläge.

Markus Krösche

Aus dem Schneider ist der in die Kritik geratene, von den Bossen aber öffentlich gestützte Trainer nach der Aufholjagd gegen Wolfsburg nicht. Es ist keine Schwarzmalerei, wenn man behauptet: Ohne eine deutliche Steigerung in allen Mannschaftsteilen wird die Eintracht in der nächsten Saison nicht international spielen. "Zu einer Entwicklung gehören auch Rückschläge. Das ist keine Autobahn, das sind eher Serpentinen", meint Krösche. Unterm Strich sollte aber dennoch ein Fortschritt zu sehen sein. Doch Frankfurt spielt nicht besser als zu Saisonbeginn, als nach dem großen personellen Umbruch gewisse Anlaufschwierigkeiten einkalkuliert werden mussten. Um in Krösches Sprachbild zu bleiben: Die Eintracht fährt im Kreis und lässt dabei kein Schlagloch aus.

Ob es Toppmöller gelingt, das Navigationssystem der Spieler in den kommenden Wochen noch richtig zu programmieren, ist unmöglich zu prognostizieren. Immer wieder trifft er von außen betrachtet kaum nachvollziehbare Entscheidungen. Der Coach muss zusehen, dass er bei der Personalauswahl und der Grundordnung eine Linie findet. In einer Phase größter Verunsicherung braucht es eine einfache Spielidee und klare Abläufe, die schnell verinnerlicht werden können.

Für welchen Fußball die Eintracht stehen will, ist weiterhin nicht zu erkennen. Die Mannschaft überzeugt weder durch gutes Positionsspiel und Ballbesitz noch durch Pressing und schnelles Umschalten. Die häufigen Änderungen der Grundordnung scheinen sich mittlerweile eher kontraproduktiv auszuwirken. Gegen Wolfsburg setzte Toppmöller überraschend auf ein 4-4-2, vor allem in der ersten Hälfte wirkte seine Elf bei allem Engagement phasenweise konfus.

Das lag zum Teil sicher auch an der aufgrund von Verletzungen ungewohnten Besetzung des zentralen Mittelfelds mit Innenverteidiger Tuta und Donny van de Beek. Mit Kapitän Sebastian Rode (Knieprobleme), Ellyes Skhiri (angebrochene Rippe) und Hugo Larsson (Sehnenverletzung im Oberschenkel) fielen gleich drei zentrale Mittelfeldspieler aus. Immerhin belegt das Aufbäumen gegen die Wölfe, dass der Trainer die Spieler nicht verloren hat. Nach dem "Albtraum-Start" (Toppmöller) mit dem 0:1 in der 2. Minute brach das Team nicht auseinander, sondern wehrte sich. Toppmöller verschafft diese Reaktion etwas Zeit für die Arbeit mit der Mannschaft. Um die Kritik verstummen zu lassen, müssen auf den kleinen Schritt gegen Wolfsburg weitere folgen.

Julian Franzke

Bilder zur Partie Eintracht Frankfurt gegen VfL Wolfsburg