Bundesliga

Die Tür für Mario Götze bei Hertha BSC bleibt offen

Gedankenspiele um Eriksen - Ngankam wollte nach Paderborn

Die Tür für Götze bei Hertha bleibt offen

Landet Mario Götze bei Hertha BSC?

Landet Mario Götze bei Hertha BSC? imago images

Die vermutlich verrückteste Transferperiode aller Zeiten ist zu Ende - und in der Hauptstadt ist man angesichts der am Montag erzielten Ausbeute und unter Berücksichtigung der Umstände nicht unzufrieden. Omar Alderete (23) ersetzt in der Abwehr den nach drei Hertha-Jahren zum FC Sevilla abgewanderten Karim Rekik (25). Rekik, der unter Bruno Labbadia seinen Stammplatz in der Innenverteidigung an Jordan Torunarigha verloren hatte, forcierte zuletzt seinen Abgang und bringt eine Ablöse von 4 Millionen Euro. Das für Alderete mit dem FC Basel zunächst besprochene Leihgeschäft wurde im Laufe des Montags in eine feste Verpflichtung umgewandelt. Nach kicker-Informationen zahlt Hertha eine Sockelablöse von etwa 6,5 Millionen an Basel und stattete den Nationalspieler Paraguays mit einem Kontrakt bis 2024 aus. Alderetes Ex-Trainer Marcel Koller ist überzeugt davon, dass sich der Linksfuß in Deutschland durchsetzt. Er sagte dem kicker: "Omar hat eine feine Technik, aber ist zugleich ein robuster Spieler. Das ist in der Bundesliga gefragt."

Vom FC Arsenal wurde der Franzose Matteo Guendouzi (21) ausgeliehen. Eine Kaufoption zu gewähren, war für Arsenal, wo sich Guendouzi mit Trainer Mikel Arteta überworfen hatte, kein Thema. Die in England kolportierte Leihgebühr von 4 Millionen soll deutlich zu hoch sein, dem Vernehmen zahlt Hertha unter 1,5 Millionen. Die Berliner hatten bereits vor mehreren Wochen eine Anfrage gestartet, die seinerzeit noch abschlägig beschieden worden war. Jetzt verstärkt Guendouzi, der in der Jugend von Paris Saint-Germain ausgebildet wurde und 2018 für 8 Millionen Euro vom FC Lorient zu Arsenal gewechselt war, das Berliner Mittelfeld - wahlweise als Achter oder Sechser. Er kommt mit der Erfahrung von 57 Premiere-League und 17 Europa-League-Einsätzen.

Labbadia schätzt Löwen

Mehrere Optionen liefert Rückkehrer Eduard Löwen (23), der im Mittelfeld auf der Sechs, der Acht und der Zehn spielen kann und in seiner Zeit beim 1. FC Nürnberg auch als Innenverteidiger auflief, Trainer Bruno Labbadia. Der schussgewaltige, bei Standards starke Löwen war im Januar an den FC Augsburg verliehen worden - ursprünglich bis 2021. Unter Jürgen Klinsmann hatte er für sich nach nur einem halben Jahr in der Hauptstadt keine Perspektive mehr gesehen. Jetzt haben sich die Vorzeichen geändert. Labbadia schätzt Löwen und sieht in ihm weiteres Entwicklungspotenzial. Die Möglichkeit, Liverpools Marko Grujic, den auch Bremen umwarb, auf Leihbasis ein drittes Jahr zu bekommen, hatte sich nie ernsthaft geboten. Liverpool beharrte in den Gesprächen mit Hertha auf einem Verkauf. Das war für die Berliner auch angesichts des aufgerufenen Preises von etwa 20 Millionen kein Thema.

Weitere Szenarien - mit Eriksen und Wendell

Bis in die Abendstunden des Montags hatte sich Hertha in einem aufgewühlten Markt mit diversen weiteren Szenarien beschäftigt. So befassten sich die Berliner zwischenzeitlich mit der Möglichkeit einer Ausleihe von Christian Eriksen (28), der bei Inter Mailand nach seinem Winterwechsel von Tottenham ein uneingelöstes Versprechen blieb. Inter war gewillt, den Spieler abzugeben. Allerdings kam für den Dänen ein Leih-Wechsel nach Deutschland aktuell nicht in Frage. Die gewünschte Verstärkung für die linke Außenbahn wollte oder konnte Hertha nicht realisieren, das zentrale Mittelfeld und - angesichts des drängenden Wechselwunsches von Karim Rekik - die Innenverteidigung hatten Priorität. Mit Blick auf die Dreifach-Besetzung auf der linken Außenverteidiger-Position (Maximilian Mittelstädt, Marvin Plattenhardt, Luca Netz) ließ man letztlich auch die Finger von Wendell (27, Leverkusen). Zudem argumentieren die Berliner damit, dass die nächste Transferperiode - im Januar - nicht allzu fern ist.

Zwei Kernfragen bezüglich Götze

Vorher indes könnte Mario Götze anheuern. Die Entscheidungsfindung, der finanzielle und sportliche Aspekte zugrundeliegen werden, ist nach kicker-Informationen noch nicht abgeschlossen. Die beiden Kernfragen, die sich auch Herthas Führungsetage stellt: Wie viel hat Götze nach sportlich eher schwierigen Jahren wirklich noch im Tank? Und wieviel Aufmerksamkeit, auch medial, würde er in einer Mannschaft beanspruchen, die gerade im Umbruch ist und sich sucht?

Omar Rekik: Verkauf im Winter?

Bei den Abgängen blieb es am Montag bei Mittelfeldspieler Arne Maier (21), der für neun Monate und eine Gebühr von etwa 500.000 Euro an Arminia Bielefeld verliehen wurde. Hertha hatte zwei Bedingungen fürs Zustandekommen des Deals: dass man, wie mit Guendouzi und Löwen geschehen, zwei Zugänge fürs zentrale Mittelfeld bekommt - und dass Maier seinen zuvor bis 2022 datierten Vertrag um ein Jahr verlängert, damit die Berliner im nächsten Jahr nach Maiers Rückkehr aus Bielefeld in einer besseren Position sind. Das Interesse des FC Arsenal an einer Verpflichtung von Karim Rekiks Bruder Omar Rekik (18) mündete letztlich nicht in eine Verpflichtung. Dass das niederländische Innenverteidiger-Talent, das - wie man hört - den Wechselwunsch recht forsch forcierte, bei Hertha nach den vergangenen Tagen noch eine große Zukunft hat, ist zu bezweifeln. Ein Verkauf im Winter gilt als denkbar.

Wettrennen um Ngankam

Und um Sturm-Talent Jessic Ngankam (20), der am Sonntagabend beim spektakulären 3:4 in München kurz nach seiner Einwechslung in der Schlussphase sein erstes Bundesliga-Tor köpfte, war in den letzten Tagen der Transferperiode ein Wettrennen mehrerer Zweitligisten entbrannt. Nach kicker-Informationen wollte Ngankam sich unbedingt zum SC Paderborn ausleihen lassen, auch Fürth und Osnabrück befassten sich mit ihm. Am Ende konnte Hertha dem Youngster, der auf dem Flügel und im Sturmzentrum spielen kann, einen Verbleib in Berlin schmackhaft machen. Dass er trotz namhafter Konkurrenz unter Labbadia bereits zu fünf Bundesliga-Einsätzen kam, war dabei gewiss kein schlechtes Argument.

Steffen Rohr

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