2. Bundesliga

1. FC Nürnberg präsentiert die erwartet schlechten Zahlen

Minus von 2,5 Millionen Euro - Eigenkapital drastisch gesunken

Der FCN präsentiert die erwartet schlechten Zahlen

Nürnbergs Finanzvorstand Niels Rossow auf der JHV des FCN.

Nürnbergs Finanzvorstand Niels Rossow auf der JHV des FCN. picture alliance / Sportfoto Zink / Daniel Marr

"Die Finanzlage ist angespannt": Dass Niels Rossow, der kaufmännische Vorstand, bei der Jahreshauptversammlung des 1. FCN am Samstag mit dieser Kunde aufwartete, dürfte kein Mitglied überrascht haben. Dies ist in den vergangenen Monaten des Öfteren kommuniziert worden, von den Medien wie auch vom Verein selbst. Auch was besagtes "angespannt" konkret bedeutet, gab es keine großen Überraschungen:

Die vorab kolportierten Zahlen entsprachen im Großen und Ganzen dem Ergebnis, das der Verein bei der JHV bekanntgab: Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2020/21 mit Stichtag 30. Juni machte der FCN ein Minus von 2,5 Millionen Euro. Dass er sich damit im Vergleich zum 9,4 Millionen-Euro-Minus des Vorjahrs verbessern konnte, ist da ein schwacher Trost. Die Verbindlichkeiten bei Kreditinstituten haben sich von 13 Millionen im Vorjahr auf 18,7 Millionen Euro erhöht.

Stille Reserven ohne Relevanz

Das Eigenkapital, das der e.V. vor zwei Jahren noch mit 10,4 Millionen beziffern konnte, ist nunmehr mit 1,4 Millionen Euro in den Minusbereich gerutscht. Da die bei der Bilanz des e.V. gehobenen stillen Reserven für die DFL keine Relevanz haben, liest sich das Ergebnis des Gesamtkonzerns FCN mitsamt seinen Gesellschaften deutlich schlechter: Da schlägt ein Minus von fast 6 Millionen Euro zu Buche.

Eine signifikante Verschlechterung, die nun eine DFL-Strafe von 500.000 Euro (der kicker berichtete) nach sich ziehen wird - es sei denn, der FCN schafft es, bis zum Jahresende noch 2 Millionen Euro aufzutun. Dies würde sein negatives Eigenkapital so verringern, dass es die DFL-Auflagen nicht mehr reißt. Wie der FCN die Strafe stemmen will, dazu machte Rossow keine konkreten Angaben. Der Finanzboss setzt darauf, dass da das letzte Wort noch nicht gesprochen ist, obwohl sich die DFL-Mitgliederversammlung am Donnerstag für das Einhalten der Auflagen beim Eigenkapital ausgesprochen und einen Antrag auf Aussetzung wegen der Pandemie abgeschmettert hatte.

Rossow hält diese Regelung für unfair, weil der FCN damit als zuschauerträchtiger Verein benachteiligt werde. Zugleich führt er an, dass die Zuschauer-Auflagen in Bayern härter waren als in anderen Bundesländern. "Ich werde weiterkämpfen", bekräftigte Rossow den Mitgliedern. Mit Blick auf den Zuschauerschnitt in der vergangenen Saison wird sich der FCN in der Argumentation allerdings schwertun: Mit 20 500 Zuschauern pro Partie blieb er knapp unter dem kalkulierten von rund 20 700, erreichte also nahezu sein in der Bilanz festgehaltenes Ziel - folglich hat er seine Ausgaben nicht den Umständen entsprechend anpassen können. Dass er ohne die Pandemie mit rund 8000 Zuschauern pro Spiel mehr geplant hätte, sollte allerdings auch nicht unerwähnt bleiben.

Der FCN gönnt sich einen umfangreichen Apparat

Überhaupt trägt die vom Verein für die schlechten Finanzergebnisse verantwortlich gemachte Pandemie sicherlich einen Löwenanteil daran, doch viele andere Klubs kamen wirtschaftlich deutlich besser aus der Pandemie heraus. Was ergänzend hinzukommt: Der FCN gönnt sich als Traditionsverein einen Apparat, der naturgemäß größer ausfällt als bei kleineren, nicht so öffentlichkeitswirksamen Klubs, aber für Zweitliga-Verhältnisse üppig wie teuer ist.

Nicht zu vergessen, dass der FCN den Neubeginn nach dem Bundesliga-Abstieg 2019 millionenschwer in den Sand gesetzt hatte, die Folgen reichen weiter bis ins Heute. Siehe die daraus resultierende Saison-Platzierungen 16, 11 und jüngst 8: Sie schlugen sich entsprechend im TV-Ranking nieder, beim TV-Geld musste der FCN mit fünf Millionen Euro weniger auskommen.

Transfers: Fast 3 Millionen Euro Nettogewinn

Der Kader selbst, dessen Personalkosten den größten Einzelposten bei den Ausgaben darstellt, ist im vergangenen Geschäftsjahr indes um 600 000 Euro billiger geworden - von 14,3 auf 13,7 Millionen Euro. Zudem hat der Sport dem FCN eine fette Einnahme von 4,7 Millionen Euro in Form an Transfererlösen eingebracht, während er selbst für Transfers nur 1,6 Millionen Euro ausgab - macht unterm Strich einen Gewinn von fast 3 Millionen Euro. "Eine Summe, die wir so auch einkalkuliert hatten", so Rossow, der das Erzielen von Ablösen stets als Teil des FCN-Geschäftsmodells bezeichnet hat.

Wie viel an Transfererlösen der FCN für die laufende Saison eingeplant hat, bleibt ebenso unter Verschluss wie das geplante Gesamtergebnis. Dass nicht erneut ein Minus davorstehen soll, ließ der Finanzboss durchblicken.

Zumal er den schlechten Zahlen zum Trotz aus seiner Sicht auch Beruhigendes vortragen konnte. Neben der "signifikanten Weiterentwicklung der Strukturen" zum Beispiel den Fakt, dass nach dem Loslösen von Sportvermarkter Sportfive die eigenständige Vermarktung in kurzer Zeit die Zahl der FCN-Partner von 35 auf 58 steigern konnte. Dies muss sich nun nur noch entsprechend in den Umsätzen niederschlagen.

Führend im CSR-Bereich

Mehr zum FCN

Und auch beim großen Ziel, den FCN unabhängig vom sportlichen Erfolg tiefer in Nürnberg und in der Region zu verankern, geht es laut dem Finanzboss flott voran. In der Tat nimmt der FCN im sogenannten CSR-Bereich unter den deutschen Fußball-Profivereinen eine führende Rolle ein. Vom Saubermachen von Bolzplätzen, Lesungen, Fortbildungen für Jugendtrainer in der Region, einem Adventslauf für Obdachlose bis hin zum Blutspenden hat der Traditionsverein in diesem Bereich fast 300 Veranstaltungen durchgeführt.

Das für diese Aktionen notwendige Personal hat dem FCN laut Rossow nichts gekostet, die Kosten wären komplett durch Fördermittel gedeckt. "Wir wollen weiter neue Wege gehen, Wege, die für einen Fußballverein ungewöhnlich sind - und dabei Haltung für eine offene, bunte Gesellschaft zeigen", führte Rossow aus. Dass der FCN auf diese Weise auch zu Mehr-Einnahmen kommen kann, verhehlte er nicht: "Etliche Partner haben wir auch wegen unseres Engagements bekommen."

Ein Engagement, das der FCN weiter vorantreiben will - und auf diesem Weg auch seine Mitglieder-Zahl von derzeit rund 25 900 signifikant steigern. In den nächsten zweieinhalb Jahren hat sich der FCN laut Rossow das ambitionierte Ziel gesetzt, die 50 000-Marke zu knacken.

Chris Biechele