Bundesliga

BVB: Der Fall Youssoufa Moukoko und viele Fragen

Auslaufender Vertrag beim BVB bleibt ein drängendes Thema

Der Fall Moukoko und viele Fragen

Mit Spaß bei der (Trainings-)Arbeit: Youssoufa Moukoko.

Mit Spaß bei der (Trainings-)Arbeit: Youssoufa Moukoko. imago images

Seit dem 1. Januar dürfen der Spieler und sein Berater offiziell mit anderen Vereinen verhandeln, ohne dafür das Einverständnis von Borussia Dortmund einholen zu müssen, denn inzwischen beträgt die Restlaufzeit des Vertrags weniger als sechs Monate. Eine großartige Veränderung in der Vorgehensweise dürfte das nicht bedeuten, in der Branche ist es auf allen Seiten üblich, auch vorher schon Wege für einen bilateralen Austausch zu finden.

So oder so ist die mögliche Vertragsverlängerung ein Thema, die inzwischen seit Monaten über Verein und Spieler schwebt. Seit dem 20. November ist Youssoufa Moukoko volljährig, seitdem darf er nicht nur alleine Auto fahren, sondern voll geschäftsfähig auch Verträge unterschreiben, ohne dass es einer Zustimmung seiner Eltern bedarf.

BVB um kurzfristige Lösung bemüht

Viel mehr Bewegung ist allerdings auch seitdem nicht in das Thema gekommen, die bisherigen Gespräche haben nicht zu einer Einigung geführt. Leichter macht das die weiteren Verhandlungen natürlich nicht. Der Klub ist um eine kurzfristige Lösung bemüht, denn kleiner wird das Thema vor Start der Pflichtspiele im neuen Jahr nicht mehr. Doch der Fall Moukoko besitzt eben auch das Zeug für eine grundsätzliche Entscheidung - und zwar für beide Parteien.

Es geht um einen jungen Spieler, der über den Sommer einen deutlichen Sprung nach vorne gemacht hat und inzwischen bester BVB-Torschütze in der Bundesliga ist. Einen, der vor der WM sein Debüt in der Nationalmannschaft gegeben und damit seinen Marktwert deutlich angehoben hat. Einen, der mit gerade 18 Jahren eine vielversprechende Karriere vor sich hat.

Aber eben auch um einen, der auf gerade einmal 58 Pflichtspiele für die Dortmunder Profis kommt, die meisten davon in Teilzeit. Und einen, der in der Bundesliga eine überragende Quote vorzuweisen hat, international im Seniorenbereich aber noch auf seinen ersten Treffer wartet. Einen eben, bei dem sich der Wert deutlich mehr aus der Perspektive speist als aus dem Ist-Zustand.

Leistungsorientiertes Modell: weniger Grundgehalt, mehr Prämien

In den Gesprächen geht es um Boni für die Unterschrift, um Grundgehälter, um Prämien und auch um ein finanzielles Mannschaftsgefüge, in dem einige Dortmunder Mitspieler gut dotierte Verträge besitzen, ohne die entsprechende Gegenleistung in Form von sportlicher Leistung zu bieten. Das wissen natürlich auch die Klub-Verantwortlichen, die Struktur soll bei neuen Abschlüssen auf einem deutlich leistungsorientierteren Modell basieren: weniger Grundgehalt, mehr Prämien.

Wird das zum Knackpunkt? Denn natürlich könnte Moukoko bei den kolportierten Spitzenklubs im Ausland deutlich mehr verdienen als in Dortmund, dazu käme ein dickes Handgeld für die Unterschrift. Aber sollte das für einen 18 Jahre alten Stürmer wichtiger sein als Spielpraxis? Wichtiger als ein vertrautes Umfeld mit denselben Ansprechpartnern und ein Arbeitgeber, der oft genug bewiesen hat, dass er junge Spieler weiterbringen kann? Das muss die Partei Moukoko für sich entscheiden.

Auf der anderen Seite müssen die Klub-Verantwortlichen wissen, wie viel ihnen eine Verlängerung mit Moukoko wert ist. Wie wichtig ist der Youngster für das Team? Dass Sommer-Verpflichtung Sebastien Haller nach seiner Krebs-Erkrankung zumindest mittelfristig zurück ins Team drängt, senkt die Abhängigkeit vom bisher besten Torschützen in dieser Saison. Gibt es einen Kompromiss zwischen den Forderungen der Seite Moukoko und dem Angebot des Vereins? Im Moment erscheint das schwer vorstellbar.

Patrick Kleinmann

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