Vor dem Favoriten-Duell im Viertelfinale hatte sich Australien im Turnierverlauf keine Blöße gegeben. Lediglich im letzten Gruppenspiel gegen Usbekistan, als das Weiterkommen bereits feststand, gab es ein Gegentor (1:1), die restlichen Spiele wurden zu null gewonnen - so auch das Achtelfinale gegen Indonesien. Im Vergleich zum ungefährdeten 4:0 tauschte Graham Arnold viermal: St. Paulis Metcalfe, Atkinson, Goodwin und Duke ersetzten Jones, McGree, Bos und Fornaroli.
Der Gegner aus Südkorea hatte sich zuvor etwas schwerer getan. In der Gruppenphase war man nach Punktverlusten gegen Jordanien (2:2) und Malaysia (3:3) nur auf Platz zwei gelandet. Im Achtelfinale hatte es dann einen Ausgleich in der 9. Minute der Nachspielzeit benötigt, um Saudi-Arabien mit 4:2 im Elfmeterschießen zu besiegen. Jürgen Klinsmann nahm in seiner Elf drei Änderungen vor: Der Mainzer Lee, Freiburgs Jeong und Jung saßen für Park, Hwang und Cho auf der Bank.
Südkorea übernahm die Spielkontrolle, fand aber kaum Mittel, um das Abwehrbollwerk der Socceroos zu überwinden. Auf der Gegenseite wurde vor allem Metcalfe auffällig, scheiterte aber zunächst aus der Distanz (17.) und verpasste wenig später freistehend vom Elfmeterpunkt, nachdem Torwart Jo einen abgefälschten Schuss von Goodwin nur in die Mitte abgewehrt hatte (19.).
Goodwin nutzt Hwangs Fehler
Asien-Cup, Viertelfinale
Das Netz zappelte dann erstmals auf der Gegenseite, doch die Fahne ging hoch. Bei einem Chip über die Abwehr in den Strafraum stand Seol knapp im Abseits - da half auch sein cleverer Querpass zu Hee-Chan Hwang nichts, der einschieben konnte (31.). Kurz vor der Pause patzte dann In-Beom Hwang am eigenen Strafraum und spielte den Ball in die Füße von Goodwin. Nach einer schnellen Kombination über Duke, Metcalfe und Atkinson, der von rechts flankte, kam Goodwin am zweiten Pfosten per Volley zum Abschluss und brachte Australien kurz vor der Pause in Führung (42.).
Jürgen Klinsmann musste sich etwas einfallen lassen, schließlich konnte seine Auswahl - mit Ausnahme des Abseitstreffers - im ersten Durchgang keinen Abschluss verbuchen. Mit dem Wiederbeginn zeigten sich seine Südkoreaner etwas zielstrebiger, der erste Hochkaräter gehörte dennoch Australien. Boyle scheiterte gleich zweimal an Torwart Jo, im dritten Anlauf setzte Duke den Ball per Volley über das Tor (54.)
Südkorea gleicht erneut spät aus
Anschließend zog sich Australien weit zurück und ließ die Südkoreaner kommen. Die setzten sich phasenweise gar im letzten Drittel fest, spätestens beim Innenverteidiger-Duo Souttar und Rowles war aber immer wieder Endstation. Lediglich ein Chip von Kang-In Lee sorgte für Gefahr, doch Jae-Sung Lee legte sich den Ball im Strafraum zu weit vor (78.). Die Socceroos setzten derweil immer wieder Nadelstiche durch schnelle Gegenstöße. Am Ende des aussichtsreichsten Konters musste Duke aus kurzer Distanz nur noch einnicken, verfehlte aber per Flugkopfball das Tor und die damit verbundene Vorentscheidung (84.).
So blieb die Partie offen - und Südkorea schlug erneut spät in der Nachspielzeit zu. Miller brachte Son, der auf links eigentlich in einer wenig aussichtsreichen Position war, mit dem langen Bein im Strafraum zu Fall und verschuldete einen Elfmeter. Der frühere Leipziger Hee-Chan Hwang trat an und schoss sein Land in die Verlängerung (90.+6).
Son trifft, O'Neill fliegt
Dort blieben die Südkoreaner am Drücker. Hee-Chan Hwang zwang Ryan nach einer Flanke aus zehn Metern zur Parade. Auch beim Abpraller, den Kang-In Lee aus spitzem Winkel auf das Tor brachte, war der Keeper zur Stelle (95.). Kurz vor dem Seitenwechsel übernahm dann aber der Kapitän. Nach einem Foul an Hee-Chan Hwang zirkelte Son einen Freistoß aus 17 Metern von links über die Mauer. Ryan kam zwar noch leicht dran, konnte die Führung der Südkoreaner aber nicht verhindern (104.).
Und es kam noch dicker: In der Nachspielzeit der ersten Halbzeit der Verlängerung erwischte O'Neill seinen Gegenspieler Hee-Chan Hwang mit der offenen Sohle am Sprunggelenk. Nach VAR-Check flog der Australier mit Rot vom Platz (105.+4).
Somit war Australien in Unterzahl gefordert, den Schalter wieder umzulegen. Eine Hürde, die für die Socceroos nicht zu nehmen war. Auch im zweiten Durchgang ließ Südkorea nichts mehr zu und hätte das Spiel stattdessen gar vorzeitig entscheiden können. Son (113.) sowie Kang-In Lee und Yang (119.) scheiterten jedoch, weshalb es beim 2:1 blieb.
Die Australier um St. Paulis Irvine und Metcalfe sowie Wiesbadens Irvine, der im Viertelfinale nicht im Aufgebot stand, müssen die Heimreise antreten. Südkorea trifft dagegen am Dienstag (16 Uhr) im ersten Halbfinale auf Jordanien - allerdings ohne den gelbgesperrten Münchner Min-Jae Kim, der sich kurz vor dem Ende der regulären Spielzeit eine Verwarnung einhandelte.