Bundesliga

Alidous Traum-Debüt mit einem Schönheitsfehler

Eintracht-Neuzugang trifft in der Champions League

Alidous Traum-Debüt mit einem Schönheitsfehler

Faride Alidou machte bei der 2:3-Niederlage bei den Spurs nicht nur wegen seines Tores auf sich aufmerksam.

Faride Alidou machte bei der 2:3-Niederlage bei den Spurs nicht nur wegen seines Tores auf sich aufmerksam. IMAGO/Sportimage

Es wirkte fast schon routiniert, wie sich Faride Alidou nach seinem Tor in der 86. Minute nur kurz freute und sofort seine Mitspieler dazu animierte, zurück in die eigene Hälfte zu gehen. Es war schließlich nur das 2:3, es galt noch ein Tor aufzuholen in den verbleibenden Minuten. Dabei war es der wohl größte Moment in der noch jungen Karriere des 21-Jährigen. Erstes Champions-League-Spiel, erstes Tor - und dann auch noch in London bei Tottenham Hotspur.

Es ist fünf Monate her, dass Faride Alidou sein letztes Spiel für den Hamburger SV machte und am 34. Spieltag der Vorsaison bei Hansa Rostock mit 3:2 gewann. Der HSV, der Traditionsverein in seiner Geburtsstadt, bei dem er insgesamt zehn Jahre spielte, musste bekanntermaßen in der 2. Liga bleiben - Alidou nicht. Doch der Sprung war größer als zunächst angenommen. Als die Eintracht im März den Deal mit dem schnellen Linksaußen offiziell machte, war an die Champions League noch nicht zu denken. Erst der Europa-League-Triumph hat die Ausgangssituation völlig verändert.

Er hat unbekümmert nach vorne gespielt, seine Stärken und sein Tempo eingebracht.

Oliver Glasner

In der Liga kam Alidou bisher fünfmal als Joker rein, in der Königsklasse schaute er viermal zu. Die kurzfristigen Ausfälle von Luca Pellegrini und Ansgar Knauff sowie der Spielverlauf in London sollten das ändern. Nach etwas mehr als einer Stunde warf Oliver Glasner seinen Youngster auf einer schwierig zu bespielenden Position ins kalte Wasser: Als Schienenspieler neben der Dreierkette, wo sowohl Flügelläufe als auch defensive Absicherung erwartet werden. "Ich fand, er hat sehr mutig agiert. Er hat das gemacht, wie wir uns das alle gewünscht haben. Er hat unbekümmert nach vorne gespielt, seine Stärken und sein Tempo eingebracht", lobte der Trainer.

Eine Stärke kannte Glasner noch gar nicht. Den Treffer erzielte sein Schützling nämlich nicht nach einem Lauf über den Flügel. Alidou traf per Kopf. Nach einer Ecke von Mario Götze setzte er sich sprunggewaltig im Zentrum durch. "Dass er ein so gutes Kopfballspiel hat, war nicht vorhersehbar gewesen. Aber es freut mich. Es war ein sehr positiver Auftritt von ihm", betont Glasner. Es hatte nicht viel gefehlt und der Debütant hätte das ganze Spiel auf den Kopf gestellt. Doch Spurs-Keeper Hugo Lloris war zur Stelle als Alidou in der letzten Minute der Nachspielzeit vom Strafraumrand abzog. Ein Doppelpack zum Ausgleich? Davon hätte er sich wohl selbst nicht zu träumen gewagt. Aus persönlicher Sicht war es der einzige Schönheitsfehler an einem sonst rundum gelungenen Abend.

Unsicherheit bei langen Bällen

All das machte Alidou auf ungewohnter Position. In Hamburg agierte der Rechtsfuß meist in deutlich offensiverer Rolle, trotzdem spielte er es auch gegen den Ball recht ordentlich. Zumal ihm mit den Spurs eine der schnellsten Offensivabteilungen Europas gegenüberstand. "Bei den langen Bällen war er sich noch etwas unsicher, wie er sich verhalten soll", ergänzte Glasner. Dennoch winken dem U-21-Nationalspieler weitere Auftritte in dieser Rolle.

Mit Filip Kostic bespielte in den letzten Jahren ein sehr offensiv ausgerichteter Spieler diese Position. Das war im Spielsystem der Eintracht eine der großen Stärken. Gemeinsam mit Ansgar Knauff auf der rechten Seite entwickelte die Eintracht eine enorme Offensivpower . einer der Schlüssel zum Europa-Cup-Sieg. Mit dem Wechsel von Kostic ist das verlorengegangen. Sowohl Luca Pellegrini als auch Christopher Lenz sind auf dieser Position in erster Linie Defensivspieler. Ebenso Kristijan Jakic, der den verletzten Knauff rechts vertrat.

Knauff fehlt wohl bis zu den letzten Spielen der Hinrunde

Das Angriffsspiel leidet deutlich darunter. Perspektivisch könnte Alidou die Lösung des Problems sein. Es hätte seine Parallele zu DFB-U-21-Teamkollege Knauff. Auch die Leihgabe aus Dortmund spielte die meiste Zeit im BVB-Nachwuchs auf der rechten Außenbahn. Der Schachzug von Glasner, ihn etwas zurückzuziehen, funktionierte. Auf Anhieb sicherte sich Knauff nach seinem Wechsel Anfang des Jahres den Stammplatz. Vorerst muss der 20-Jährige, der zuletzt auch mal links spielte, aber passen. Am vergangenen Dienstag musste er das Training abbrechen. Diagnose: Faszienverletzung im Oberschenkel. "Es dauert etwas länger", prognostiziert Glasner. "Bei Ansgar hoffen wir, dass er gegen Ende der Hinrunde das ein oder andere Spiel machen wird."

Moritz Kreilinger

Von 1 bis 5,5: Die Noten zu Tottenham gegen Frankfurt