Bundesliga

Zu riskante Spielidee? Die anhaltende Suche nach dem Werder-Weg

"Vor drei Jahren war man angeblich viel zu passiv, jetzt ist man zu aktiv"

Zu riskante Spielidee? Die anhaltende Suche nach dem Werder-Weg

17 Gegentore kassierte Werder Bremen um Jens Stage (li.) und Marco Friedl bereits in dieser Bundesliga-Saison.

17 Gegentore kassierte Werder Bremen um Jens Stage (li.) und Marco Friedl bereits in dieser Bundesliga-Saison. IMAGO/Nordphoto

Als der SV Werder Bremen letztmals in der Bundesliga spielte und der Trainer nicht Ole Werner hieß, hatte nicht nur die tabellarische Position am 34. Spieltag der Saison 2020/21 ihren Tiefpunkt erreicht. Platz 17 und der daraus resultierende Abstieg in die 2. Liga waren schlicht die Quittung für einen weitgehend biederen Fußball, den der Klub zuvor über Monate angeboten hatte. Mit der Werder-DNA - einer offensiven, mutigen und bisweilen spektakulären Spielweise - hatte die Abstiegssaison jedenfalls so gar nichts mehr zu tun.

In dem darauffolgenden Zweitliga-Jahr verstand es der Klub dann immerhin, wieder zu seiner Linie zurückzufinden. Auch dank Werner, der nach dem Wiederaufstieg und in seiner ersten Bundesliga-Saison als Trainer weiterhin an diesem Ansatz festhielt - und nach deren Ende betont hatte: "Werder Bremen soll ein Erlebnis sein. Das ist für die Wahrnehmung und die Identität des Vereins das Allerwichtigste." Allerdings geht damit nicht erst in dieser Saison eine enorme Anfälligkeit bei Gegentoren einher, in den 26 Spielen des Jahres 2023 kamen so insgesamt 54 Treffer zusammen.

Werner: "Danach sind wir nach wie vor auf der Suche"

Ist die Spielidee Werners also mittlerweile zu riskant? Der Cheftrainer sagte im kicker-Interview (der Montagsausgabe), auch mit Blick in die Vergangenheit: "Vor drei Jahren war man hier angeblich viel zu passiv, jetzt ist man zu aktiv. Man muss einen Weg finden, der passt, und danach sind wir nach wie vor auf der Suche." Nach der 2:3-Niederlage vor der Länderspielpause gegen Hoffenheim hatten bereits einige Bremer Spieler wie etwa Kapitän Marco Friedl zu möglichen Anpassungen Stellung bezogen: "Darüber wird gesprochen."

Doch auch Werner verdeutlichte nun: "Wir passen die ganze Zeit etwas an. In fast allen Spielen gab es Phasen, wo wir tiefer standen und kompakter verteidigt haben - hatten aber auch da nicht den Zugriff, der uns als Mannschaft guttut."

Aktives Werder: "Für uns ist es nicht ratsam, sich einzuigeln"

Der 35-Jährige gibt sich daher überzeugt, dass die Herangehensweise seit seiner Amtsübernahme auch weiterhin die richtige ist: "Ich glaube, dass ein aktives Verteidigungsverhalten nicht nur besser zum Verein Werder Bremen passt, sondern insbesondere auch zu unseren Spielern." Werner erläuterte: "Es ist für uns eher nicht ratsam, sich in der eigenen Hälfte einzuigeln und die Daumen zu drücken, dass der Gegner das nicht für sich nutzt. Wir haben eine Mannschaft, die Aggressivität im Spiel haben muss, um ihre Stärken auszuspielen."

Dass Werder trotzdem derart viele Gegentore kassiert, führt der Coach auch auf wiederholt auftretende Verletzungsprobleme in der Abwehrkette zurück: "Es tut uns nicht gut, dass wir immer wieder im Defensivverbund umstellen müssen." Kapitän Friedl nahm am Montag zwar wieder das Mannschaftstraining auf, doch die Einsätze von Amos Pieper (muskuläre Probleme) und Niklas Stark (Adduktoren) für die Partie am Freitagabend in Dortmund (20.30 Uhr, LIVE! bei kicker) bleiben äußerst fraglich.

Defensive Anfälligkeit: "Uns fehlt aktuell die Klarheit"

"Aktuell fehlt uns die Klarheit als Mannschaft", so Werner weiter über die defensive Anfälligkeit: "In welchen Momenten gehen wir wirklich in ein hohes Pressing? In welchen Momenten muss ich auf den Mann schieben, in welchen Momenten muss ich meinen Raum halten? Daran arbeiten wir."

Tim Lüddecke

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