Bundesliga

Friedl: "Ich will nicht sagen, dass es fünf vor zwölf ist"

Werder-Kapitän über Gegentor-Flut und das Füllkrug-Wiedersehen

Friedl: "Ich will nicht sagen, dass es fünf vor zwölf ist"

Vor dem Wiedersehen mit Niclas Füllkrug: Marco Friedl.

Vor dem Wiedersehen mit Niclas Füllkrug: Marco Friedl. IMAGO/Nordphoto

Auch gegen Hoffenheim lief am vergangenen Samstag wieder mal so einiges schief. Dass der defensiv seit Monaten überaus anfällige SV Werder Bremen, den dritten Gegentreffer zum 2:3-Endstand sogar noch nach dem eigenen Tor zum zwischenzeitlichen Ausgleich in der Nachspielzeit kassierte, hatte Marco Friedl bereits unmittelbar nach der fünften Niederlage im siebten Bundesligaspiel als "dumm" abgetan.

Nun erneuerte der Werder-Kapitän seinen Klartext zum aktuellen Defensivverhalten des Klubs. "Es beginnt bei Kleinigkeiten: beim Anlaufen, der Zuordnung und der Absicherung. Es sind mehrere Punkte, die auf dem Niveau dann bestraft werden", sagte der 25-Jährige am Mittwoch, "und es ist auch gefühlt so, dass jeder Schuss drin ist und wir den Fuß nicht mehr reinbekommen. Fakt ist, wir haben zu viele Gegentore kassiert."

Friedl: "Es ist nicht immer die Abwehr"

Tatsächlich lesen sich die Zahlen - ob in dieser Saison oder der vergangenen - gruselig: 17 Gegentore am 7. Spieltag bedeuten gemeinsam mit Augsburg den ligaweit viertschlechtesten Wert, nur Darmstadt, Mainz und Bochum mussten noch mehr Treffer (alle 19) hinnehmen. Die Bochumer (72) waren neben den Absteigern Schalke (71) und Hertha BSC (69) in der abgelaufenen Spielzeit indes das einzige Team mit noch mehr Gegentoren als Werder (64).

Friedl betonte angesichts der vielschichten Gründe für die defensive Anfälligkeit jedenfalls: "Ich bin kein Freund davon, dass einzelne dafür einen auf den Deckel bekommen. Es ist nicht immer die Abwehr - die ganze Mannschaft ist dafür verantwortlich. Das ist ein Kollektivproblem."

Werder-Spielidee zu riskant? "Darüber wird gesprochen"

Eine mögliche Erklärung, dass die aktive und mutig angelegte Spielweise unter Trainer Ole Werner zu riskant sei, wies der Österreicher zumindest nicht zurück: "Es gibt immer wieder Möglichkeiten, dass wir mit verschiedenen Varianten und Systemen ins nächste Bundesligaspiel gehen. Darüber wird gesprochen - und jetzt vielleicht noch mal offener. Es kommt auch auf den Gegner an. Die Frage müssen wir uns Woche für Woche stellen."

Als Friedl indes auf die Vorjahresabsteiger Schalke und Hertha angesprochen wurde, die zum selben Zeitpunkt der Vorsaison wie nun Werder ebenfalls sechs Zähler auf dem Konto hatten, entgegnete der Kapitän: "Ich will jetzt nicht sagen, dass es fünf vor zwölf ist. Aber wir müssen uns im Klaren darüber sein, alle eine Schippe draufzulegen - ansonsten wird es eng", sagte der Österreicher: "Ich habe aber nicht das Gefühl, dass die Situation in der Mannschaft auf die leichte Schulter genommen wird. Wir sprechen die Dinge knallhart an. So sind wir in den letzten Jahren immer aus solchen Phasen herausgekommen."

Friedl braucht keine Füllkrug-Videos

Und im kommenden Bundesligaspiel nach der Länderspielpause trifft Friedl mit der Werder-Defensive dann ja auf einen alten Bekannten: Ex-Mitspieler und BVB-Angreifer Niclas Füllkrug. "Wir kennen ihn auswendig, er kennt uns auswendig", so Friedl: "Ob das ein Vorteil ist? Schwierig. Grundsätzlich brauchen wir uns aber keine Videos mehr von ihm anschauen, wie man das sonst bei anderen Stürmern macht. Ich weiß genau, wie er tickt und was er will. Das wird ein spannendes Duell mit uns Verteidigern gegen ihn."

Tim Lüddecke

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