Bundesliga

Werder-Krise? Werner: "Wie viel mehr war denn überhaupt möglich?"

Trainer spricht über Umbruch, Hierarchie und den drängenden Faktor Zeit

Werder-Krise? Werner: "Wie viel mehr war denn überhaupt möglich?"

Keine einfache Phase: Ole Werner steht als Werder-Coach vor vielen Aufgaben.

Keine einfache Phase: Ole Werner steht als Werder-Coach vor vielen Aufgaben. IMAGO/Nordphoto

Es gibt mehrere Parameter, die eine negative Entwicklung des SV Werder Bremen aktuell messbar machen. In der Tabelle des Kalenderjahres 2023 etwa rangiert der Klub mit 21 Punkten aus 26 Bundesliga-Partien auf dem letzten Platz, die Summe der Gegentore (54) hat in diesem Zeitraum ein fatales Ausmaß erreicht, und auch der Punkteschnitt des Cheftrainers ist mittlerweile einigermaßen ramponiert worden: Nur Robin Dutt und Aad de Mos (jeweils 1,0; bei mindestens vier Spielen) stehen in der Bundesliga schlechter da als aktuell Ole Werner (1,02).

Dass die Kritik rund um Werder und damit auch an seiner Person wächst, lässt den 35-Jährigen aber weiterhin weitgehend kalt. Werner liest nichts, was über ihn geschrieben wird. Er nimmt die Stimmung auch noch nicht als übermäßig negativ wahr in Bremen. Und er sagt über eine etwaige Trainerdiskussion: "Die Fragen lauten ja, und das gilt für die vergangenen fast zwei Jahre: Wie sieht der Rahmen aus - und was holt man raus? Wie schwierig waren gewisse Situation - und wie viel mehr war denn überhaupt möglich? Das muss beantwortet werden."

Werner-Verlängerung: "Bei der Unterschrift war das allen klar"

"Über diesen Zeitraum", also, seitdem Werner im Dezember 2021 die Geschicke als Werder-Trainer übernommen hat, "bewegen wir uns in den Bereichen, die vom Verein als Ziel ausgegeben wurden", betont der 35-Jährige: "Wir sind auf Platz 10 in der 2. Liga angetreten, sind aufgestiegen. Wir haben die Klasse mit dem zweitkleinsten Etat quasi ohne Abstiegssorgen gehalten. Und jetzt haben wir einen Umbruch zu managen."

Dieser macht sich gerade in der neuen Saison deutlich bemerkbar. Für die Bremer Verantwortlichen kam das allerdings nicht großartig überraschend - weswegen der Vertrag mit Werner Anfang Juni verlängert worden war: "Es war bei der Unterschrift und ist auch jetzt allen sehr klar, dass der Weg mit Werder in den nächsten Jahren in der Bundesliga eine Riesenherausforderung wird. Und dass speziell die Sommer-Transferperiode sehr herausfordernd werden würde, weil Einnahmen von großer Notwendigkeit waren", erklärt der Chefcoach: "Auch, dass diese Transfers erst sehr spät passieren können, war uns damals schon bewusst."

Werder-Teamprozess dauert an: "Kann man schlecht beschleunigen"

Der Klub befindet sich daher weiterhin sowohl auf der Suche nach einem neuen sportlichen Weg, wie auch einer internen Rangordnung. Dass in der Mannschaft noch "zumindest keine gefestigte Hierarchie" vorhanden ist, sei "aber auch normal, wenn du hinten heraus noch so viel Bewegung im Kader hast", so Werner: "Die bildet sich im Laufe einer Saison und wir haben genug Spieler, die Verantwortung übernehmen können und wollen - trotz alledem muss sich das erst mal noch finden."

Nur: Wie lange wird das dauern? "Mit dem Teamprozess können wir uns nicht ewig Zeit lassen", weiß auch der Cheftrainer: "Aber man kann das schlecht beschleunigen. Es braucht die maximale Anstrengung aller, um die Dinge, die wir von der Mannschaft sehen wollen, zeitnah auch auf dem Platz sichtbar zu machen."

Kurschlussreaktionen? "Bei Werder ist es noch mal sachlicher"

Doch auch die Positiv-Ergebnisse sollten allmählich wieder sichtbar werden. Von wie viel Zeit geht Werner dafür aus? "Das liegt ja immer beim Verein", sagt der Coach. Allerdings ist Werder nicht unbedingt für Kurzschlussreaktionen bekannt. "Anhand der Historie ist das so. Dass die Verantwortlichen noch mal sachlicher an die Dinge herangehen, die Arbeit an sich bewerten und die Möglichkeiten sehen." Der Cheftrainer findet: "Das ist für jeden Verein, der erfolgreich arbeiten und sich entwickeln will, am Ende wahrscheinlich der Schlüsselfaktor."

Im kicker-Interview der Montagsausgabe (schon am Sonntagabend digital abrufbar als eMagazine) spricht Ole Werner darüber hinaus über den Negativtrend nach der Winterpause, die Bremer Gegentorflut, Krisenerfahrung mit 35 Jahren - und er erklärt, warum seine Spielidee nicht zu riskant ist.

Tim Lüddecke

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