Bundesliga

Ziel verfehlt: Warum Streich trotzdem "total Kraft" getankt hat

Bestes Spiel gegen die Bayern in seiner Amtszeit mit einem Topwert

Ziel verfehlt: Warum Streich trotzdem "total Kraft" getankt hat

Freiburgs Trainer Christian Streich verpasste sein erklärtes Ziel, war aber dennoch zufrieden.

Freiburgs Trainer Christian Streich verpasste sein erklärtes Ziel, war aber dennoch zufrieden. picture alliance/dpa

Nach nur einem Punkt aus den fünf Liga-Spielen zuvor hatte Streich am Donnerstag klargemacht, was ihn vor der Partie gegen die Bayern und in den kommenden Wochen besonders antreibt: "Endlich mal wieder ein Bundesligaspiel gewinnen".

Daraus wurde nichts und dennoch war Streich am späten Freitagabend zufrieden. "Wir wollten Fußball spielen und Ballbesitzphasen haben, damit wir nicht erdrückt werden und damit wir Vertrauen in unser Spiel kriegen und die Mannschaft hat das geschafft", sagte der 58-Jährige und lobte zu Recht die starke Anfangsphase, in der sein Team den Rekordmeister teilweise dominierte: "Die ersten 25, 30 Minuten haben wir ein klasse Spiel gemacht, machen ein Tor und können sogar zwei machen in dieser Phase."

Das allerdings versäumten die SC-Profis. Christian Günter scheiterte nach seinem sehenswerten Distanztreffer zum 1:0 im Eins-gegen-eins an Manuel Neuer, Vincenzo Grifo zirkelte den Ball nach einer guten Umschaltaktion in Folge eines Ballgewinns knapp am langen Eck vorbei. "Dann waren wir zu tief, da hat es nicht mehr ganz gestimmt. Das war nicht gut, weil dann Bayern vom Sechzehnereck den Fuß frei hatte zum Flanken und Abschließen", bemängelte Streich.

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Nachdem die erste Hälfte mit 5:3 Chancen an den SC ging und Bayern erst nach dem plötzlichen Ausgleich durch Tels starke Einzelleistung in der 35. Minute gefährlicher wurde, war der FCB nach der Pause besser, Freiburg hatte aber auch seine Gelegenheiten. Zweimal verpasste Maximilian Eggestein, ganz am Ende aber traf Lucas Höler, erneut per schöner Direktabnahme, zum Ausgleich. Der war verdient, wie beispielsweise ein Blick auf das ausgeglichene Chancenverhältnis (8:8) zeigt.

Acht Torchancen gegen die Bayern sind Novum für Freiburg unter Streich

Acht Torchancen gegen die Bayern, das gab es noch nie in der über zwölfjährigen Amtszeit von Streich, der mit dem SC immerhin in Liga und Pokal schon zweimal 2:1 gegen den Branchenprimus gewonnen und zuvor bereits fünf Unentschieden erreicht hatte. Nur zweimal zuvor hat der Sport-Club gegen den FC Bayern den Wert von acht Torchancen übertroffen. Bei den 5:1- und 3:1-Heimsiegen 1994 und 1996 unter Trainer Volker Finke waren es jeweils gar elf Gelegenheiten.

Unter Streich war der insgesamt auf Augenhöhe gestaltete Auftritt am Freitag bisher der spielerisch beste gegen den FCB - auch wenn der emotionale, etwas glückliche 2:1-Sieg im Pokal-Viertelfinale 2023 (3:6 Chancen), der erste Pflichtspielerfolg für den SC in München überhaupt, natürlich eine höhere Bedeutung genießt.

"Wichtig war, dass die Mannschaft - darüber bin ich sehr froh - immer wieder probiert hat, fußballerische Lösungen zu finden. Das ist uns nicht immer gelungen, aber doch auch immer wieder. Wir haben uns getraut, rauszuspielen. Es war mit Risiko, aber es war überwiegend gekonnt. Dadurch kamen wir dann in die Mittelfeldzone und konnten dann auch durch gute Spielverlagerungen gefährlich werden. Zum Beispiel, als Günter das zweite Tor machen kann, hatten wir uns davor über rechts durchgespielt", betonte Streich eine für ihn zentrale Erkenntnis und lobte namentlich Nicolas Höfler, Manuel Gulde, Matthias Ginter und auch den jungen Stammkeeper Noah Atubolu für Mut und Können im Spielaufbau: "Das war wichtig, für uns selbst, für unser Selbstwertgefühl."

Das ist durch die Leistung gegen die Bayern wieder deutlich aufpoliert. "Das gibt mir total Kraft", verriet Streich. Und blickt nun zuversichtlicher auf das Achtelfinal-Hinspiel in der Europa League am Donnerstag (21 Uhr) gegen West Ham United.

Carsten Schröter-Lorenz

Bilder zur Partie SC Freiburg gegen FC Bayern München