Bundesliga

VfL ohne Arnold und Gerhardt: Kovac-Premiere sorgt für ein Novum

Dem VfL droht das Mittelmaß, der Trainer mahnt zur Ruhe

Wolfsburg ohne Arnold und Gerhardt: Diese Kovac-Premiere sorgt für ein Novum

Fragende Blicke: Die Wolfsburger Maximilian Arnold (l.) und Yannick Gerhardt erlebten den Anpfiff gegen Bremen von der Bank aus.

Fragende Blicke: Die Wolfsburger Maximilian Arnold (l.) und Yannick Gerhardt erlebten den Anpfiff gegen Bremen von der Bank aus. IMAGO/regios24

Es war mit Spannung erwartet worden, wie Niko Kovac reagiert. Auf drei Niederlagen in Folge in der Bundesliga, auf eine erfolgreiche Radikal-Rotation im erfolgreichen Pokalspiel gegen RB Leipzig (1:0). Gegen Werder Bremen entschied sich der Trainer des VfL Wolfsburg für vier Wechsel, und für zwei Personalien, die aufhorchen ließen. Dass Fragen nach dem zum zweiten Mal in Folge auf die Bank gesetzten Kapitän Maximilian Arnold, dem Wolfsburger Rekordspieler, kommen würden, das war dem erfahrenen Coach klar. Er holte direkt zur Gegenfrage aus: Warum geht es nicht um Yannick Gerhardt? Der nämlich saß ebenso gegen Werder nur draußen und blieb dort auch im Gegensatz zu Arnold über die gesamte Spieldauer. Was zweifelsohne bemerkenswert ist. Und was für ein Novum beim VfL sorgte.

Eine Startelf ohne deutschen Spieler gab es zuvor nur neunmal in der Bundesliga

Erstmals nämlich bot der VfL in einem Pflichtspiel eine Startelf ohne deutschen Spieler auf. Überhaupt war dies erst zum zehnten Mal in der Bundesliga der Fall. Angefangen 2001 beim Spiel des FC Energie Cottbus - damals beim 0:0 gegen Wolfsburg. Die Lausitzer boten seinerzeit noch in vier weiteren Spielen ausschließlich Akteure mit ausländischem Pass auf, 2009 war dies ein Mal beim 1. FC Köln der Fall, 2019 und 2020 kam RB Leipzig mit drei Partien hinzu. Und seit Sonntag nun der VfL.

Erstmals verzichtet Kovac gleichzeitig auf Arnold und Gerhardt

Eben weil Kovac mit Arnold und Gerhardt auf zwei langjährige Säulen und Identifikationsfiguren verzichtete - durchaus ein Signal in der Phase einer sich anbahnenden Krise, die einzig durch den Pokalerfolg gegen Leipzig abgemildert wird. Dass keiner der beiden Führungsspieler, wenn sie fit waren, in der Startelf stand, hat es unter dem seit 2022 verantwortlichen Kovac noch nie gegeben. Zuvor war es nur bei Kovacs VfL-Pflichtspielpremiere der Fall, als Arnold (krank) und Gerhardt (verletzt) beim Pokalspiel bei Carl Zeiss Jena (1:0) ausfielen.

"Es ist so, wie es ist", verweist der Trainer auf den Leistungsgedanken. Während sich Arnold aktuell hinter Aster Vranckx anstellen muss, wird Gerhardt seine Flexibilität nun mal wieder zum Verhängnis. In der Doppelsechs ist der 29-Jährige unter Kovac aktuell nicht mehr gefragt, einige Male spielte er als verkappter Zehner, mal auf dem linken Flügel, zuletzt gegen Leipzig als linker Schienenspieler. Und saß nun gegen Werder wie schon beim 0:1 in Dortmund 90 Minuten draußen.

Fehler in der Defensive, Chancenarmut in der Offensive

Alles eine Momentaufnahme, auch Arnold und Gerhardt werden sicher beim wechselfreudigen Kovac wieder in die Mannschaft rotieren. Dass sich noch immer keine Stammformation gefunden hat, mag einerseits für die Breite im Wolfsburger Kader sprechen, andererseits aber auch für fehlende Konstanz. Fußballerisch ist bislang jedenfalls keine wahrnehmbare Weiterentwicklung auszumachen. Probleme gibt's defensiv wie offensiv. "Wir machen zu viele leichte Fehler", räumt Kovac mit Blick auf seine Verteidigung ein, "so ist es schwierig, Spiele zu gewinnen." Doch auch offensiv glänzt die Mannschaft mit Ausnahme des Torjägers Jonas Wind, der acht der 15 Saisontreffer erzielte, viel zu selten. Die beiden Treffer gegen Bremen entsprangen den beiden einzigen herausgespielten Situationen über 90 Minuten, insgesamt kommt der VfL bislang nur auf 44 Torchancen in den zehn Saisonspielen - harmloser ist mit 41 Möglichkeiten nur Mainz 05.

"Wir sind Neunter, mehr steht uns im Moment nicht zu"

Und so droht dem VfL eine Saison im Mittelmaß. "Wir sind Neunter, mehr steht uns im Moment nicht zu", weiß Kovac, der eigentlich den Europapokal anvisiert hat. "Wir haben Ambitionen, das ist klar", unterstreicht der Trainer, der vor dem nun folgenden Auswärtsspiel in Mönchengladbach sagt: "Wir werden nicht die Nerven verlieren. Wir müssen ruhig bleiben, alles ist in Ordnung." Allein: Die Leistungen der einzelnen Spieler geben aktuell zu selten Anlass zur Hoffnung. Ganz gleich, welchen Pass sie besitzen.

Thomas Hiete, bro

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