Motorsport

"Wir sind zurück": Mitsubishi-Deutschland-Geschäftsführer Werner Frey im Interview

Über neue Modelle, elektrische Perspektiven und die Allianz mit Renault-Nissan

"Wir sind zurück": Mitsubishi-Deutschland-Geschäftsführer Werner Frey im Interview

Rückkehrer: Werner Frey hat im Januar 2021 erneut den Posten des Geschäftsführers der MMD Automobile GmbH übernommen, den er bereits von 2014 bis 2017 innehatte. 

Rückkehrer: Werner Frey hat im Januar 2021 erneut den Posten des Geschäftsführers der MMD Automobile GmbH übernommen, den er bereits von 2014 bis 2017 innehatte.  MMDA

Erst gab es die Ankündigung, keine neuen Modelle mehr für den europäischen Markt zu entwickeln, dann erfolgte ein Umdenken in der japanischen Konzernzentrale. Was hat dazu geführt?

Werner Frey: Ja, es stimmt. Die Mitsubishi Motor Cooperation hat im Juli 2020 entschieden, die Entwicklungskosten einzufrieren und neu zu bewerten, wie der Markt in Europa in Zukunft zu sehen ist. Zum Glück nur eingefroren, nicht gestrichen. Dann ist das Unternehmen mit der Einführung des Eclipse Cross Plug in Hybrid die ersten Schritte gegangen, in Europa weiter präsent zu sein. Wir haben den Wagen 2021 eingeführt und das Auto ist bei den Kunden sehr gut angekommen. Das hat uns sehr geholfen. Immerhin konnten wir im vergangenen Jahr 39.000 Autos verkaufen. Nach den Schwierigkeiten, die wir hatten, kann ich sagen: 'Wir sind zurück und es läuft gut'. Das gilt auch für das bisherige Jahr. Wir haben gerade in den ersten zwei Monaten fast 70 Prozent mehr Fahrzeuge verkauft als im Vergleichszeitraum 2021. Unser Space Star war dabei nach wie vor erfolgreich unterwegs. Das Auto ist das meistverkaufte japanische Modell auf dem deutschen Markt. Wir sind unter den Top Five bei den Plug-in-Hybrid-Modellen. Hier sticht besonders der Eclipse Cross Plug-in-Hybrid heraus. Der L200 verkauft sich gut, ist das zweitbeste Modell im Pick-up Segment. Wir haben noch eine Strecke vor uns dieses Jahr, das ist richtig. Doch wir blicken optimistisch in die Zukunft.

Trägt die Allianz mit Nissan/Renault dazu bei?

Werner Frey: Die Entscheidung im Januar, dass Mitsubishi der Allianz mit Renault/Nissan beitritt, war und ist wegweisend. Es gibt eine klare Ausrichtung bis 2030 hinsichtlich der Elektrifizierung der Fahrzeuge. Es werden 35 neue Modelle entwickelt und auch wir werden Teil dieser Strategie sein und unsere Anteile erhalten. Das bedeutet unterm Strich ein klares Ja zum Markt, eine klare Ausrichtung in Europa und in Deutschland. Das ist wichtiges Signal für unsere Händler und eben auch für unsere Kunden.

Mitsubishi i-MiEV

Elektro-Pionier: Der i-MiEV wurde in Deutschland von 2010 bis 2016 verkauft, ab 2014 unter dem Namen Mitsubishi Electric Vehicle. Baugleiche Geschwister waren der Peugeot iOn und der Citroën C-Zero.

Mit dem i-MiEV war Mitsubishi einer der Vorreiter der E-Mobilität. Waren Sie zu früh am Markt? Weshalb wird das Auto nicht mehr angeboten?

Werner Frey: Wir sind ja schon seit Jahrzehnten in Sachen Elektromobilität unterwegs. Wir haben lange daran geforscht, wir haben Modelle entwickelt und wir waren der erste Anbieter, der mit dem i-MiEV oder Electric Vehicle, wie ich ihn gerne nenne, 2009 ein elektrisch angetriebenes Großserienfahrzeug auf den Markt gebracht hat. Ja, das Auto würde auch in Zukunft gut zu uns passen. Doch wir analysieren jetzt den Markt zusammen mit der Kooperation und versuchen, zugeschnitten auf unsere Marke, die Modelle zu finden, die zu uns passen und das größte Verkaufspotenzial haben.

Mitsubishi Space Star

Beliebter Kleinwagen: Mitsubishi Space Star. Mitsubishi

Derzeit liegt die Stärke Mitsubishis vor allem beim Kleinwagen Space Star sowie bei den Plug-in-Hybrid Modellen. Geben Sie uns doch mal einen Überblick, welchen Anteil diese Autos bei den insgesamt 36.939 verkauften Einheiten in 2020 hatten.

Mitsubishi Eclipse Cross Plug In Hybrid

Teilzeitstromer: Eclipse Cross Plug-in Hybrid. Hersteller

Werner Frey: Vom Volumen her ist natürlich der Space Star unser wichtigstes Fahrzeug. Wir haben auch letztes Jahr mit 22.000 verkauften Einheiten einen neuen Rekord aufgestellt. Dieses Ziel streben wir auch für 2022 an. Der Space Star ist sehr beliebt bei den Privatkunden, ist dort unter den Top Ten und ist, wie ich schon sagte, das meistverkaufte japanische Modell auf dem deutschen Markt. Das ist eindeutig unser Volumenträger. Aber auch unser Eclipse Cross Plug-in-Hybrid verkauft sich von Monat zu Monat besser. Ich hatte vor einiger Zeit das Ziel ausgegeben, 800 bis 1000 Fahrzeuge dieser Baureihe jeden Monat zu verkaufen. Das haben wir im Februar geschafft und wir werden das im März übertreffen. Wir sind auf einem guten Weg. Dabei hilft uns sehr, dass wir eine gute Verfügbarkeit bei dem Fahrzeug haben und liefern können.

Für 2023 ist der neue ASX mit modernster Plug-in-Hybrid-Technologie angekündigt. Können Sie schon etwas zu Leistung, Batteriekapaziät, Reichweite und Ladezeiten sagen?

Werner Frey: Der neue ASX kommt. Das Timing steht. Wir werden im ersten Quartal 2023 das Fahrzeug als Hybrid und als Plug-in-Hybrid einführen. Wir werden up to date sein was Batterie, Reichweite und Kapazität betrifft. Nähere Einzelheiten dazu werden wir rechtzeitig kommunizieren. Ich bin zuversichtlich, dass wir mit diesem Fahrzeug gerade den nächsten und vor allem bedeutenden Schritt in Sachen Plattformstrategie für die Marke Mitsubishi gehen.

Mitsubishi, Nissan und Renault bilden eine Allianz, die komplett auf E-Mobilität ausgerichtet ist. Was bedeutet das für die Marke Mitsubishi? Wann und in welchem Segment ist das erste rein batterieelektrisch angetriebene Fahrzeug mit dem Diamant-Zeichen zu erwarten?  

Werner Frey: Ja, wir sind der kleinste Hersteller in der Kooperation. Aber ich denke, in den Zeiten, in denen wir uns befinden, sind die Kosten für Entwicklung und Einkauf nur in einer Kooperation, in einer großen Zusammenarbeit von mehreren Unternehmen, zu stemmen. Deshalb ist es gut, ein Teil dieser Allianz zu sein und davon zu profitieren. Jeder zahlt sein Know-how, seine Fähigkeiten in diese Kooperation ein. Wir beispielsweise haben große Erfahrung gerade was Elektromobilität und Plug-in-Hybrid-Technologie angeht. Davon werden unsere Kollegen profitieren. Uns kommt auf der anderen Seite das Wissen um die aktuelle Elektroentwicklung von Renault und Nissan zugute. Nissan ist zudem sehr stark bei der Thematik rund ums autonome Fahren. Damit eröffnen sich für uns neue Technologien. Dazu zählt natürlich auch die Entwicklung von umweltfreundlichen und leichten Akkus mit mehr Leistung sowie Feststoffbatterien. Wir sehen dort ein großes Potential für die Zukunft. Aktuell sind wir dabei, zu bewerten, welche Modelle zu unserer Marke passen und wo wir das größte Verkaufspotential haben. Versprechen kann ich, dass sehr bald die ersten Elektrofahrzeuge der Marke Mitsubishi auf den Markt kommen werden.

Das Interview führte Wolfgang Schäffer

Über die aktuellen und zukünftigen Mitsubishi-Modelle berichten wir hier