Bundesliga

Wer beim FC Bayern alles von Harry Kane profitiert

Flügelspieler, Müller und die Münchner Hierarchie

Wer bei Bayern alles von Kane profitiert

Wird Tore liefern und Mitspielern helfen: Harry Kane.

Wird Tore liefern und Mitspielern helfen: Harry Kane. IMAGO/Claus Bergmann

Nach drei Tagen in London, wo Harry Kane die Geburt seines vierten, am Sonntag zur Welt gekommenen Kindes erlebte, ist der Stürmer - per Sonderflug - wieder zurück in Deutschland. An diesem Donnerstag wird der 30-Jährige dann wieder mit der Mannschaft trainieren und in die Vorbereitung auf das Spiel gegen Augsburg (Sonntag, 17.30 Uhr, LIVE! bei kicker.de) einsteigen.

Wie schon bei seinem Startelfdebüt in Bremen (4:0) ist der Kapitän der englischen Nationalmannschat auch im bayerischen Derby gesetzt. Natürlich. Mit ihm nämlich verändert sich das Spiel. Wer aber profitiert alles vom Kane-Transfer?

Die Zehner, die hängenden Spitzen: Das entscheidende am Torjäger sind nicht nur seine Treffer, die er gewiss erzielen wird für den deutschen Rekordmeister, sondern seine Präsenz auf dem Platz. Mit ihm hat der FCB vorne wieder einen klaren Zielspieler, auf den das Spiel ausgerichtet ist, der die Bälle mit dem Rücken zum Tor halten und wieder an den Kollegen bringen kann, der die Gegenspieler auf sich zieht und Räume öffnet.

Brutal, wenn du einen Stürmer mit so einer Qualität in deinen Reihen hast und weißt, dass der vorne drinsteht.

Serge Gnabry

"Es ist auf jeden Fall eine Option zum Flanken drin. Harry ist ein Stürmer, der sehr kopfballstark ist, der natürlich viele Bälle festmacht", sagt auch Serge Gnabry, der staunend ergänzt: "Brutal, wenn du einen Stürmer mit so einer Qualität in deinen Reihen hast und weißt, dass der vorne drinsteht." Wohlwissend, dass davon die gesamte Mannschaft profitiert, vor allem die Flügelspieler und die Zehner Jamal Musiala, der sich am Mittwoch einen Muskelfaserriss zugezogen hat, und Thomas Müller. Gerade das Spiel des 33-Jährigen hatte unter dem Abgang von Robert Lewandowski gelitten, fühlt er sich doch um eine echte Neun herum am wohlsten.

Kane "bringt eine neue Variante"

Die Flügelspieler: Auch die Profis auf der Außenbahn haben nun wieder andere Rollen. Waren sie im vergangenen Jahr auch für das Toreschießen verantwortlich, so zumindest lauteten der Auftrag und die Hoffnung, können sie sich nun wieder verstärkt auf das Vorbereiten konzentrieren. Es gibt ja mit Kane einen Abnehmer, der dies mit links, rechts und dem Kopf kann.

Heißt: Die Flügelspieler haben nun neue Möglichkeiten. "Wir haben ja ganz gute Zocker, auch auf den Außenbahnen", weiß Gnabry: "Wir sind nicht die, die nur die Linie entlangrennen und flanken. Aber klar, es bringt eine neue Variante, wenn du weißt, da vorne ist jemand - genauso, als Lewy da war -, der dir ein paar Kopfballtore macht. Dann kannst du auch mal die Flanke bringen. Das war natürlich letzte Saison ein bisschen anders, wenn zum Beispiel ich vorne drin gespielt habe; jemand, der kleiner ist."

Kane vermag zudem auch zu assistieren, wie das 1:0 in Bremen, der Doppelpass mit Leroy Sané, gezeigt hatte. Dem deutschen Nationalspieler beispielsweise fehlten in der abgelaufenen Saison die präzisen Zuspiele in den Lauf; häufig war er vergeblich gestartet, entweder kamen die Pässe nicht an oder wurden erst gar nicht versucht - obwohl diese Sprints in die Räume zu seinen Stärken und seiner Gewohnheit aus Manchester-City-Zeiten (2016 bis 2020) im Spiel zählen.

Führungsfigur Kane

Die Hierarchie: Neben den fußballerischen Abläufen, die mit etwas Eingewöhnungszeit immer besser greifen sollten, verschiebt die Kane-Ankunft auch die Hierarchie in der Mannschaft. Zu den Anführern um Kapitän Manuel Neuer und dessen Vize Müller wird auch Kane gehören, das betonten Chefcoach Tuchel und jüngst auch Karl-Heinz Rummenigge.

Auf diesem Weg, also mit Kane in der Kabine, sollen nach kicker-Informationen Seilschaften, die sich in den vergangenen Jahren gebildet haben, etwas entkräftet werden. Es wurde, so heißt es an der Säbener Straße, häufig zu viel Politik von einzelnen Profis betrieben, die dem Binnenklima keineswegs geholfen haben.

Georg Holzner