Niko Kovac, so erzählt er, befolgt einen Ratschlag von Manager-Legende Reiner Calmund. In Leverkusen war der Kroate einst Spieler zu Zeiten, in denen der heute 75-Jährige das Zepter schwang. "Er hat mir damals gesagt", so Kovac: "Wenn’s gut läuft, kannst du alles lesen, wenn es nicht gut läuft, lies nichts. Daran halte ich mich, ich höre auf Ältere."
Entsprechend dürfte Kovac nun schon seit Monaten nicht mehr zur Zeitung oder dem Tablet gegriffen haben. Es läuft nicht für ihn und den VfL Wolfsburg, das Spiel am Samstag (15.30 Uhr, LIVE! bei kicker) gegen Borussia Dortmund könnte sein letztes als Cheftrainer bei den Niedersachsen sein.
Schäfers Forderung: "Wir müssen Ergebnisse liefern"
Wenngleich das ja so eine Sache ist mit den Endspielen, die in den vergangenen Wochen hier und da schon ausgerufen wurden. Noch ist Kovac im Amt, und das, obwohl keine wirkliche Besserung eingetreten ist. Im Gegenteil: Nur vier der 15 Punkte ergatterte der VfL im neuen Jahr, eine Tatsache, die Geschäftsführer Marcel Schäfer einen Gang hochschalten lässt: "Wir müssen Ergebnisse liefern."
Und zwar so schnell wie möglich, am besten gegen den BVB. Nur was ist ein Ergebnis, das die VfL-Verantwortlichen zufriedenstellt? Nur ein Sieg oder auch schon ein Remis? Welche Rolle spielt der Gesamtauftrifft der Kovac-Elf, losgelöst vom Ausgang? Nach kicker-Informationen wäre eine Niederlage gegen den Tabellenvierten nicht gleichzeitig auch die sichere Entlassung des Kroaten.
Kovac ahnt was: "Ich bin ja nicht von gestern"
Und doch könnte sie dazu führen, das ahnt auch der erfahrene Trainer. "Ich bin ja nicht von gestern, ich weiß, was im Fußball alles möglich ist", sagt Kovac, der dennoch weiter um das Vertrauen von Schäfer und Sportdirektor Sebastian Schindzielorz wirbt. "Marcel und Sebastian wissen ganz genau, wie wir arbeiten. Ich bleibe dabei, und davon lasse ich mich auch nicht abbringen: Wir haben im Moment nicht das Quäntchen Glück, das man im Fußball auch mal braucht."
So verklärt der Trainer die tatsächliche Entwicklung
Mit diesem dünnen Erklärungsansatz hangelt sich Kovac nun schon durch die vergangenen Monate. Er mag recht haben, dass zuletzt gegen Union Berlin (0:1) und auch in manch anderem Spiel vielleicht mit ein bisschen mehr Glück mehr drin gewesen wäre. Und doch verklärt dieses "Glücks-Spiel" des Trainers die tatsächliche Entwicklung. Die schon in der Rückserie der vergangenen Saison einsetzte, am Ende sammelte der VfL lediglich 20 Punkte - und damit zwei weniger als Absteiger Schalke 04. Und auch jetzt können die vergangenen 15 Spiele mit nur elf von 45 möglichen Zählern kaum einzig und allein mit fehlendem Glück erklärt werden.
Kovac bestätigt: Nmecha und Wimmer vor der Rückkehr
Jenes Glück, das der VfL nun schleunigst erzwingen muss. Vorerst ohne Linksverteidiger Rogerio, der sich eine Muskelverletzung im Oberschenkel zugezogen hat. Torwart Koen Casteels hingegen, den eine Rückenprellung zur Pause gezwungen hatte, könnte wieder mitwirken, am Freitag soll der Belgier ins Mannschaftstraining zurückkehren. Und auch Lukas Nmecha und Patrick Wimmer, dies bestätigte der Trainer, könnten nach langen Verletzungspausen gegen den BVB erstmals wieder zum Aufgebot gehören. Das Comeback des Offensivduos kommt vielleicht gerade noch rechtzeitig, um Kovac im Amt zu halten.