Bundesliga

Warum sich Xabi Alonso nicht zu Bayer bekennen muss

Nach der Tuchel-Entscheidung in München

Warum sich Xabi Alonso nicht zu Bayer bekennen muss

Muss er sich zu seiner Zukunft äußern oder nicht? Leverkusens Trainer Xabi Alonso

Muss er sich zu seiner Zukunft äußern oder nicht? Leverkusens Trainer Xabi Alonso IMAGO/Sportfoto Rudel

Als am Mittwochvormittag die Trennung von Thomas Tuchel und dem FC Bayern München zum Saisonende offiziell bestätigt worden war, stellte sich quasi reflexartig die Frage: Muss sich Xabi Alonso jetzt zwingend zu seinem aktuellen Klub auch über das Saisonende hinaus bekennen, um den Gewinn der Deutschen Meisterschaft, des DFB-Pokals und womöglich auch der Europa League nicht zu gefährden? Die Antwort lautet: Nein.

Dabei sind die Gegenargumente doch scheinbar eindeutig: Schürt der Baske denn sonst nicht die Unruhe im Klub? Droht sonst denn nicht, dass Verunsicherung einzieht beim souveränen und bislang ungeschlagenen Tabellenführer der Bundesliga? Müssen die Bayer-Profis nicht wissen, woran sie sind, wenn sie den vollen Fokus auf die sportlichen Ziele aufrechterhalten möchten?

Offene Trainerfrage tangiert nicht das Spiel der Alonso-Elf

All diese Thesen, die auf den ersten Blick schlüssig klingen, darf man getrost streichen. Haben doch die vergangenen Wochen bewiesen, dass die von Xabi Alonso für die kommende Saison offengehaltene Trainerfrage keinerlei Einfluss auf das Spiel der Werkself hatte.

Als der FC Liverpool und Jürgen Klopp im Januar bekanntgegeben hatte, dass der Erfolgstrainer seine Tätigkeit bei den Reds im Sommer beenden wird, hatte Xabi Alonso einen Wechsel an die Anfield Road nach dieser Spielzeit auf konkrete Nachfrage des kicker nicht ausgeschlossen. "Das ist eine direkte Frage, aber ich habe keine direkte Antwort", hatte der 42-Jährige offen und ehrlich am 26. Januar gesagt.

Bundesliga, 23. Spieltag

Einen Tag später spielte die Werkself trotz eines Chancenverhältnisses von 10:1 nur 0:0 gegen Borussia Mönchengladbach, gewann aber die folgenden vier Pflichtspiele und baute ihren Vorsprung vor den Bayern von vier auf die aktuellen acht Punkte aus.

Sollte der Spanier nun am Donnerstag einen Tag vor dem Spiel gegen Mainz seine Zukunft, was wenig überraschend käme, erneut offenlassen, und Bayer würde am Tag darauf zuhause gegen Mainz nicht gewinnen, wäre dies folglich nur schwerlich in einen kausalen Zusammenhang zu bringen. Wer also glaubt, dass sich Xabi Alonso am Donnerstag ohne jedes Hintertürchen über das Saisonende hinaus zu Bayer 04 bekennen muss, ist bereits jetzt von der Praxis widerlegt worden.

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Anders als bei Geschäftsführer Simon Rolfes, der am Dienstag auf das kolportierte Interesse des FC Liverpool ab dem Sommer mit einem klaren Bekenntnis reagierte, steht Xabi Alonso nicht unter Zugzwang. Denn während Rolfes, der für die Kontinuität im Klub steht und diese mit seinen zuversichtlichen Äußerungen zur Zukunft von Xabi Alonso und Topstar Florian Wirtz auch propagiert, seine Haltung mit einem Vielleicht konterkariert hätte, ist beim spanischen Welt- und Europameister seit langem klar, dass irgendwann die absoluten Topklubs um ihn werben würden.

Bayer kann nur eine Zwischenstation sein

Bereits im Mai begann die Gerüchteküche - damals wegen Real Madrid - heftig zu brodeln und ist seitdem nie mehr richtig zur Ruhe gekommen. Weil es unstrittig ist, dass für einen Xabi Alonso Bayer 04 Leverkusen nur eine Station auf dem Weg zu einem Weltklub sein kann.

Umgekehrt ist aber auch klar: Sollte der 42-Jährige, so wie es die Aussagen von Rolfes zuletzt vermittelten oder zumindest suggerierten, wirklich dazu tendieren, in Leverkusen zu bleiben, sollte der Gentleman dies nun öffentlich erklären. Falls nicht, wäre es aber auch kein Beinbruch. Dann müsste er "nur" mit Bayer 04 den Titel holen und ihm würde niemand beim Werksklub irgendetwas verübeln.

Nicht einmal einen Abschied zum Saisonende.

Stephan von Nocks

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