Bundesliga

Warum Eberl auf eine Christensen-Rückkehr hofft

Mönchengladbachs Sportdirektor im Interview

Warum Eberl auf eine Christensen-Rückkehr hofft

Frage und Antwort: Mönchengladbachs Sportdirektor Max Eberl.

Frage und Antwort: Mönchengladbachs Sportdirektor Max Eberl. Getty Images

Frage: Herr Eberl, wie bewerten Sie das Unentschieden in Wolfsburg?

Max Eberl: Ich nehme mal die fünf Minuten um das 1:1 weg. Da machen wir vorher schon zwei, drei Fehler, dann kriegen wir das Tor, die zwei, drei Minuten danach war es unruhiger. Aber insgesamt haben wir bis zur Unterbrechung ein sehr, sehr gutes Auswärtsspiel gemacht. Wir waren fußballerisch überlegen, hatten Chancen, lassen im Grunde nichts zu, nutzen die Verunsicherung des Gegners aus - machen aber das 2:0 nicht. Die letzten Minuten waren dann wie ein offener Schlagabtausch, das war ein bisschen Harakiri.

Frage: Wie haben Sie die Unterbrechung der Partie gesehen?

Eberl: Keiner möchte vom Blitz getroffen werden, aus Gründen der Fürsorge war es zunächst mal richtig. Ein Menschenleben steht über dem zeitgleichen Beenden der Partien am vorletzten Spieltag.

Die Chance auf Platz 7 gibt es immer noch.

Mönchengladbachs Sportdirektor Max Eberl

Frage: Wie schätzen Sie nach dem Spiel in Wolfsburg die Chancen ein, den Europapokal noch zu erreichen, sollte Platz 7 am Ende zur Teilnahme an der Europa League berechtigen?

Eberl: Die Chance auf Platz 7 gibt es immer noch, das sind zwei Punkte. Bremen spielt in Dortmund, Köln gegen Mainz. Sollte es nicht klappen, hätten wir die Chance nicht jetzt verspielt, sondern in der Hinrunde. Da sind wir mit 16 Punkten aus 16 Spielen in das neue Jahr gegangen. Dass wir vor diesem Hintergrund überhaupt bis zum letzten Spieltag noch über die Möglichkeit einer Europapokal-Teilnahme nachdenken können, ist eine Leistung, die man nicht hoch genug bewerten kann. Wir können froh sein, so lange noch dabei zu sein. Das hätte ich nicht für möglich gehalten. Es gibt den einen oder anderen, der enttäuscht wäre und sagen würde, dass wir noch mal dran waren. Aber mit den 27 Punkten, die wir bisher in der Rückrunde geholt haben, und den Punkten, die hoffentlich noch gegen Darmstadt hinzukommen, hast du eine Serie gespielt, die schon bemerkenswert ist.

Frage: Köln und Bremen haben am vorletzten Spieltag Punkte liegengelassen. Wie ärgerlich ist da das 1:1 in Wolfsburg?

Eberl: Eine Mannschaft wie Köln war im Winter neun Punkte vor uns, jetzt haben wir die Möglichkeit, sie noch einzuholen. Das muss man sehen. Jetzt kann man natürlich sagen, in diesem "Finalspiel" in Wolfsburg war definitiv mehr drin, weil wir besser waren. Der Punkt kann am Ende aber noch Gold wert sein, auch wenn es jetzt erst einmal zu wenig erscheint.

Das werden nie Spieler sein, die für Gladbach infrage kommen.

Sportdirektor Max Eberl

Frage: Inwieweit gibt die gute Rückrunde einen Schub schon für die neue Saison? Und das Signal, dass mehrere Leistungsträger ihre Verträge unabhängig von der Europacup-Frage verlängert haben?

Eberl: Erst einmal ist es schön, wenn du die Hoffnung hast, dass in der neuen Saison wieder alle Spieler gesund sind. Dass einige Spieler ihre Verträge verlängern, ist auch ein positives Zeichen. Dann gilt es allerdings trotzdem, Ausnahmespieler wie Mo Dahoud oder Andreas Christensen zu ersetzen, weil sie uns verlassen werden. Das ist wieder eine Aufgabe, die wir zu erfüllen haben. Wir haben da Ideen, die versuchen wir, umzusetzen. Dass wir in Gladbach in den vergangenen Jahren sehr stabil gespielt haben, das ist so. Wenn es dieses Jahr nicht für Europa reicht, wäre das schade, weil wir den Europapokal alle sehr genossen haben. Aber es wäre kein Beinbruch. Wir würden versuchen, wieder eine gute Mannschaft aufzubauen und versuchen, in der neuen Saison um Europa zu kämpfen.

Frage: Wie sehr erschwert es Transfergespräche, wenn man Spielern nicht die Perspektive Europa bieten kann?

Eberl: Gladbach kann nie mit Europa wuchern. Wir konnten in der Vergangenheit sagen, wir haben es geschafft, aber wir können es nicht für die neue Saison garantieren. Wir haben 2013 Kramer, Kruse und Raffael geholt, als wir nicht Europa als Argument hatten. Die Spieler entscheiden sich in Gladbach für einen Weg - und für die Chance, um Europa zu spielen. Wenn du nur Spieler kriegst, die nur kommen, wenn du im Europapokal spielst, dann habe ich auch die Sorge, wenn du Europa mal nicht erreichst, dass sie den Verein ganz schnell wieder verlassen wollen. Das werden nie Spieler sein, die für Gladbach infrage kommen.

Andreas fühlt sich in Gladbach sehr, sehr wohl.

Sportdirektor Max Eberl über Christensen

Frage: Bei Christensen gab es noch immer noch ein Hintertürchen. Ist sein Abschied sicher?

Eberl: Wir werden ihn verlieren, weil er auf jeden Fall zurück muss. Aber wenn er die Vorbereitung bei Chelsea macht und spielt dann nicht die Rolle, die er sich vorstellt, haben wir als Verein, bei dem er zwei Jahre lang gute Erfahrungen gesammelt hat, doch eine Chance, noch mal reden zu können. Deshalb sage ich, dass er zurück muss, das ist erst einmal Fakt. Wir müssen abgangstechnisch damit rechnen, wir müssen zugangstechnisch damit spielen, das heißt warten wir drauf oder warten wir nicht drauf? Es kann ja auch sein, dass er spielt. Oder es kann sein, dass sie ihn für 25 Millionen Euro verkaufen wollen, dann wären wir auch raus. Aber es gibt noch diese Chancen, weil Andreas sich in Gladbach unglaublich wohlfühlt und er, glaube ich, sehr gerne in Gladbach bleiben würde. Er würde auch gerne bei Chelsea Stammspieler sein, aber die sind gerade Meister geworden, die planen die Champions League und wollen auch was erreichen in der neuen Saison. Das sind mehrere Faktoren, vielleicht rede ich mir das auch schön. Auf jeden Fall: Andreas fühlt sich in Gladbach sehr, sehr wohl.

Frage: Wäre das dann eher ein Thema für einen Wintertransfer?

Eberl: Vielleicht auch Ende August. Es ist ja so, dass wir die Saison erst mal ohne Dreifachbelastung planen. Wir planen für die Bundesliga und den Pokal. Wenn wir über Platz 7 noch die Chance auf Europa bekommen, wüssten wir erst im August, ob wir die in drei Wettbewerben vertreten wären. Vielleicht spielt das alles parallel einher.

Frage: Mit anderen Worten: Sie halten einen Notgroschen für den Fall zurück?

Eberl: Notgroschen? Wenn wir Andreas transferieren, werden wir es uns nicht leisten können, ihn zu kaufen. Aber vielleicht gibt es den Weg der Leihe.

Aufgezeichnet von Michael Richter/Jan Reinold