Leichtes Spiel hatte Roland Virkus nicht, als er auf der Mitgliederversammlung das vergangene Jahr Revue passieren ließ, über die aktuelle sportliche Lage und die Zukunft sprach. Nicht jeder der anwesenden 1216 Mitglieder teilte offenbar die Einschätzung, dass die Borussia auf Platz 10, zumindest rein tabellarisch, eine stabile Saison spiele, es kam zu Zwischenrufen und Unmutsäußerungen.
zum Thema
Doch Virkus blickte auch kritisch auf die zurückliegenden Monate zurück. "Wenn man die Leistung sieht, muss man selbstkritisch sein, da waren wir nicht immer zufrieden. Wir können nicht zufrieden sein, wenn man etwa 0:4 in Mainz verliert oder 1:4 bei Hertha BSC." Diese Einschätzung wiederum fand breite Zustimmung bei den Mitgliedern, es gab Applaus.
Virkus unterstrich aber noch einmal, dass man sich bei der Borussia gerade mitten in einem Prozess der Umstrukturierung befinde. Nach den Abgängen von Denis Zakaria, Breel Embolo, Matthias Ginter und Yann Sommer werden im Sommer mit Lars Stindl, Marcus Thuram und Ramy Bensebaini weitere Stammkräfte den Klub verlassen. "Es wird eine größere Re-Strukturierung und Erneuerung des Kaders geben", sagte Virkus mit Blick auf den Sommer.
"Wir wollen die fußballerische Qualität nach den Abgängen von Stindl, Thuram und Bensebaini hochhalten und dem Kader Schnelligkeit, Wucht, Umfang, Zweikampfstärke und Intensität hinzufügen." Die Mannschaft werde in der nächsten Saison konkurrenzfähig sein, versprach der Manager. "Und wir werden auch die Charaktere finden, die zur Borussia passen." Gespräche mit potenziellen Zugängen würden geführt. Unter anderem (mindestens) ein zentraler Stürmer soll kommen. "Es stehen viele Spieler vor der Tür", sagte Virkus und betonte: "Der Klub ist immer noch eine große und attraktive Adresse."
Neue Hierarchie: Weigl als "wichtige Führungsfigur"
Zu den künftigen Führungsköpfen des Teams soll weiter auch Julian Weigl gehören. Dass die Gespräche mit Benfica Lissabon laufen, um aus der Leihe ab Sommer eine feste Verpflichtung zu machen, bestätigte Virkus gerade erst am Wochenende wieder. "Wir müssen auch eine neue Hierarchie aufbauen. Und wir haben die Idee, dass Julian eine wichtige Führungsfigur für die Borussia sein kann", sagte Virkus.
Die vereinbarte Kaufoption liegt bei 15 Millionen Euro - da müsste Benfica den Borussen deutlich entgegenkommen, damit es zu einem Deal kommt. Dennoch stehen die Chancen dem Vernehmen nach gut, dass man sich mit Benfica einigt. Weigl jedenfalls würde gerne in Gladbach bleiben, das hat der Mittelfeldmann mehrfach betont.
Abgang von Beyer ist längst einkalkuliert
Ob auch Eigengewächs Jordan Beyer Teil der Gladbacher Zukunft sein wird, ist eher unwahrscheinlich. Der Verteidiger ist zum FC Burnley verliehen, die Engländer können Beyer per Kaufoption fest an sich binden. Erstmals bestätigte Virkus auf der Mitgliederversammlung die seit längerem kursierende Kaufsumme. "Es gibt eine Kaufoption mit einer sehr hohen Summe, 15 Millionen Euro", sagte der Sportdirektor.
Burnley ist zurzeit noch mit einer Transfersperre belegt. Allerdings hoffen die Verantwortlichen des Premier-League-Aufsteigers auf eine Aufhebung. Der mögliche Abgang ist längst einkalkuliert, weil Beyer bei Burnley voll eingeschlagen hat. "Wir sind stolz, dass wir einen Spieler aus der Akademie entwickeln konnten, der uns jetzt vielleicht hilft, den Kader umgestalten zu können", sagte Virkus.
