Bundesliga

"Überlebenskünstler" Kovac: Darum hält Wolfsburg weiter an ihm fest

Art und Weise der Auftritte, die Finanzen und der Trainermarkt

"Überlebenskünstler" Kovac: Darum hält Wolfsburg weiter an ihm fest

Im Scheinwerferlicht: Wolfsburgs umstrittener Trainer Niko Kovac.

Im Scheinwerferlicht: Wolfsburgs umstrittener Trainer Niko Kovac. AFP via Getty Images

Absolute Überzeugung klingt sicher anders. Woher soll sie auch kommen nach nur zwei Siegen aus den vergangenen 18 Spielen, nach neun sieglosen Partien am Stück? "Wir haben uns committed", sagt Sportdirektor Sebastian Schindzielorz nach dem 2:3 gegen Stuttgart im nüchternen Manager-Sprech, "dass wir durch diese schwierige Situation gerne gemeinsam gehen wollen." Gemeinsam heißt: Mit Trainer Niko Kovac, der sich wie ein Überlebenskünstler auf dem Trainerstuhl hält. Der Plan bleibt bestehen: Mit dem Kroaten will der VfL die Saison irgendwie zu Ende bringen.

... dann würden die üblichen Mechanismen greifen

Dieses Irgendwie kann vor allem dann ins Wanken geraten, sollte vom Trio aus dem Keller - Köln, Mainz, Darmstadt - eine Mannschaft zu einer Siegesserie ansetzen und den VfL in den Abstiegskampf reißen. Dann wohl würden die üblichen Mechanismen greifen, die VfL-Macher, Geschäftsführer Marcel Schäfer und Schindzielorz, würden nicht bis zum Abgrund gehen mit ihrem Trainer, der über die Saison hinaus - obwohl dies noch niemand ausspricht - ohnehin keine Perspektive besitzt.

Warum also nicht jetzt schon handeln? Dafür gibt es, auch wenn diese angesichts der ausbleibenden Ergebnisse nicht gerade stark sind, zumindest nachvollziehbare Gründe. Da ist einerseits die Art und Weise, wie Wolfsburg auftritt. Das ist in der Tat fast nie desolat, die Spiele sind eng, sicherlich wäre hier und da auch mal mehr drin gewesen. Ob dies nun der guten Arbeit des Trainers zuzurechnen ist oder für den starken Charakter und die Mentalität der Mannschaft spricht, sei dahingestellt.

Eine Trennung von Kovac ist auch eine finanzielle Frage

Weiter so mit Kovac, dafür gibt es weitere Gründe. Dies ist - das sind nun mal die veränderten Verhältnisse in Wolfsburg - auch eine finanzielle Frage, die von der sportlichen Führung, die angehalten ist, schwarze Zahlen zu schreiben, schlicht nicht mehr einfach außer Acht gelassen werden darf. Eine Trennung von Kovac und seinem Trainerteam im Sommer, womöglich sogar im beiderseitigen Einvernehmen, wäre deutlich günstiger als nun inmitten der Saison. Und: Die Auswahl auf dem Trainermarkt ist dann ebenfalls eine andere als jetzt. Eine naheliegende Interimslösung drängt sich zudem nicht auf. 

Natürlich wäre es im Rückblick vielleicht besser gewesen, nach den 16 absolvierten Spielen und der sich längst abzeichnenden Tendenz, dass es unter Kovac nur schwer erfolgreich werden kann, schon im Dezember die Reißleine zu ziehen. Der sportlichen Führung fahrlässiges Handeln und trotziges Festhalten am erfolglosen Trainer zu unterstellen, zielt aber zu weit. Intern wird permanent ein Für in Wider bezüglich des "Weiter so" mit Kovac abgewogen. 

"Glaubt uns mal, dass wir uns immer Gedanken machen"

Sebastian Schindzielorz

"Glaubt uns mal, dass wir uns immer Gedanken machen", versichert Schindzielorz. Dass intern anders geredet wird als in der Öffentlichkeit, liegt in der Natur der Sache. Das Credo ist klar: So lange der Coach im Amt ist, muss ihm öffentlich bedingungslos der Rücken gestärkt werden. "Ich nehme Niko als sehr akribischen Trainer wahr, der gemeinsam mit seinem Team versucht, Lösungen zu finden", berichtet der Sportdirektor Selbstverständliches. "Organisation, Bereitschaft, eine gewisse Grundmentalität, die sind vorhanden", erklärt Schindzielorz, "auch gegen Stuttgart kommen wir zurück." Und: "Wir sind immer nah dran, wir bemühen uns, sind unter der Woche akribisch, versuchen den Bock umzustoßen."

Schindzielorz versucht irgendwie, Positives aus der Lage zu ziehen, vermeidet es penibel, seinen Trainer auch nur irgendwie anzuzählen. Nur einmal, da fährt ein unkontrollierter Satz aus ihm heraus, der die Situation beim VfL gut zusammenfasst: "Es ist, auf gut Deutsch gesagt, eine beschissene Situation." Die zwingend einer intensiven Aufarbeitung bedarf.

Thomas Hiete

Bilder zur Partie VfL Wolfsburg gegen VfB Stuttgart