2. Bundesliga

Trotz 777-Turbulenzen: Hertha sieht Lizenz nicht in Gefahr

Bis Ende Mai muss der Klub eine finanzielle Bedingung erfüllen

Trotz 777-Turbulenzen: Hertha sieht Lizenz nicht in Gefahr

Hertha BSC muss im Lizenzierungsverfahren nachbessern.

Hertha BSC muss im Lizenzierungsverfahren nachbessern. IMAGO/Schöning

"Im Lizenzierungsverfahren der DFL wird der jeweilige Lizenznehmer durch den Verband hinsichtlich seiner Leistungsfähigkeit in den verschiedenen Bereichen überprüft, um die Integrität des Wettbewerbes im Laufe einer Spielzeit zu gewährleisten. Hertha BSC hat in diesem Zuge eine finanzielle Bedingung zu erfüllen und wird diese fristgerecht erfüllen. Diese Bedingung steht in keinem Zusammenhang zu 777", teilte der Klub auf kicker-Anfrage mit. Bis zum 29. Mai muss Hertha im aktuellen Lizenzierungsverfahren nachbessern und die durch die DFL auferlegte Bedingung erfüllen. Nach kicker-Informationen geht es dabei um die Kreditlinie einer Bank.

Vor einem Jahr war das Ringen um die Lizenz für den damaligen Bundesliga-Absteiger zu einer Zitterpartie geworden. Der entscheidende Baustein für die Mitte Juni 2023 erfolgte Lizenzerteilung durch die DFL war seinerzeit die Laufzeitverlängerung der ursprünglich bis Herbst 2023 datierten Nordic-Bonds-Anleihe um zwei Jahre bis Herbst 2025 - zum Preis eines deutlich erhöhten Zinssatzes (10,5 statt 6,5 Prozent) und einer millionenschweren Mehrbelastung für den Klub bei der Rückzahlung. Aktuell prüft Hertha dem Vernehmen nach in Bezug auf die 2018 aufgelegte Anleihe, mit deren Hilfe der damalige Investor KKR ausgezahlt worden war, mehrere Modelle, darunter auch eine nochmalige Prolongierung.

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Welche Auswirkungen die aktuelle Entwicklung bei US-Investor 777 Partners, bei dem sich zuletzt die Hinweise auf Liquiditätsprobleme verdichteten, auf Hertha hat, ist offen. Das Private-Equity-Unternehmen mit Sitz in Miami hält seit März 2023 78,8 Prozent der Anteile der in eine Kommanditgesellschaft auf Aktien ausgegliederten Profiabteilung von Hertha BSC und hat bisher nach Klubangaben insgesamt 75 Millionen Euro investiert. Beim Einstieg von 777 Partners war ein Gesamtinvest-Volumen von 100 Millionen Euro vereinbart worden. Die fehlenden 25 Millionen Euro sind nach kicker-Informationen im Gesellschaftervertrag optional als Ausgleich für ein etwaiges negatives Eigenkapital des Klubs beziehungsweise als Rettungsfallschirm im Fall einer drohenden Zahlungsunfähigkeit definiert. "Das mit 777 Partners vereinbarte Eigenkapitalengagement beläuft sich grundsätzlich insgesamt auf bis zu 100 Millionen Euro", teilte Hertha BSC dem kicker mit. "Sollte es zukünftig notwendig sein, einen etwaigen Ausgleich (für negatives Eigenkapital, d. Red.) in Anspruch zu nehmen, wäre dies entsprechend der vertraglichen Mechanik möglich."

777 Partners bemüht sich bisher erfolglos um die Übernahme des FC Everton

Die bislang letzte 777-Tranche in Höhe von 22 Millionen Euro hatte der Hauptstadt-Klub nach eigenen Angaben Anfang April erhalten - erstaunlicherweise bereits sieben Wochen vor der vertraglich festgeschriebenen Frist Ende Mai. Offenbar wollte 777 Partners, das in jenen Tagen Geld zur Verfügung hatte, damit auch ein Signal in Richtung Premier League senden. In England bemüht sich die US-Investment-Gesellschaft, die weltweit Beteiligungen an sieben Fußballklubs hält, seit fast einem Dreivierteljahr und bisher erfolglos um die Übernahme des finanziell angeschlagenen Traditionsklubs FC Everton.

Ende der vergangenen Woche hatte die norwegische Investigativ-Plattform Josimarfootball enthüllt, dass die 777-Gründer Josh Wander und Steven Pasko aus dem Vorstand der Fußballsparte von 777 Partners abberufen und wegen der angespannten Lage der Muttergesellschaft 777 mehrere Restrukturierungsexperten hinzugezogen worden seien. In Herthas KG-Aufsichtsrat, dem Marius Freiherr Marschall von Bieberstein vorsitzt, werden Pasko als stellvertretender Chef des Gremiums und Wander als Aufsichtsrat weiterhin gelistet. Der Klub erklärte dazu: "Sollte es in unserem Aufsichtsrat zu Veränderungen kommen, wird dies selbstverständlich auf unseren Kommunikationskanälen publiziert."

Steffen Rohr

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