Bundesliga

Toppmöllers Probleme auf den Flügeln

Hütter und Glasner hatten in Frankfurt ebenfalls Startschwierigkeiten

Toppmöllers Probleme auf den Flügeln - Neuzugänge mit Fitnessdefiziten

Erlebte in Frankfurt einen durchwachsenen Start: Dino Toppmöller.

Erlebte in Frankfurt einen durchwachsenen Start: Dino Toppmöller. IMAGO/RHR-Foto

Sieben Pflichtspiele ohne Niederlage und 14:4 Tore - die nackten Zahlen aus dieser noch jungen Saison lesen sich wie die Ausbeute einer Spitzenmannschaft. Aber sie sind trügerisch, denn allein sieben Treffer resultieren aus dem 7:0-Erfolg bei Lok Leipzig in der ersten Runde des DFB-Pokals. Auch in den anderen Spielen gegen Levski Sofia (1:1; 2:0), Darmstadt (1:0), Mainz (1:1), Köln (1:1) und Bochum (1:1) war Frankfurt der teils klare Favorit. Deshalb können die Hessen mit der Punktausbeute nicht zufrieden sein.

Auch Toppmöllers Vorgänger mit Startproblemen

So erging es auch Dino Toppmöllers Vorgängern, die unterm Strich sehr erfolgreiche Arbeit leisteten, auf ihrem Weg anfangs aber kein Schlagloch ausließen. Unter Adi Hütter schied die SGE 2018 in der ersten DFB-Pokal-Runde in Ulm (1:2) aus, nach vier Spieltagen hatte sie erst vier Punkte auf dem Konto (5:6 Tore in der Liga).

Oliver Glasner startete vor zwei Jahren noch schlechter, flog im Pokal bei Waldhof Mannheim (0:2) raus und holte nur drei Zähler aus den ersten vier Spielen (4:7 Tore). Nach zehn Spieltagen stand Frankfurt mit neun Punkten noch immer unten drin - und Glasner kurz vor der Entlassung. Erst die glücklichen Siege in Piräus (2:1) und Fürth (2:1) wendeten das Blatt. Am Ende dieser anfangs so turbulenten Spielzeit feierte die Eintracht mit dem Gewinn der Europa League einen der größten Erfolge ihrer Geschichte. Unter Hütter ging es 2018/19 mit der "Büffelherde" immerhin bis ins Halbfinale der Europa League.

Siege gegen Aberdeen und Freiburg sind Pflicht

Die Geduld, die nun auch Trainer Dino Toppmöller einfordert, zahlte sich aus. "Es funktioniert nicht alles auf Knopfdruck. Wir brauchen ein bisschen Geduld, auch wenn das manchmal schwerfällt - vor allem dem Trainer", sagte der Coach nach dem 1:1 in Bochum. Er weiß: "Die Entwicklung geht schneller, wenn Erfolgserlebnisse da sind." Gegen das internationale Leichtgewicht FC Aberdeen, mit zwei Punkten aus fünf Spielen Tabellenvorletzter in Schottland, und die derzeit schlingernden Freiburger steht das Team in der Pflicht, in die Erfolgsspur zurückzukehren. Alles andere als zwei Siege in dieser englischen Woche wären eine Enttäuschung. Trotz des zähen Entwicklungsprozesses sollte das Team in der Lage sein, diese zwei Gegner vor den eigenen Fans zu besiegen.

Stabile Defensive, aber drei leichte Gegentore

Der Spielplan meint es gut mit den Adlerträgern, auf das erste Spitzenteam treffen sie erst am 9. Spieltag, wenn Borussia Dortmund in den Stadtwald kommt. Bis dahin sollte die Mannschaft in ihrer Entwicklung deutlich weiter sein - Stichwort Automatismen. Defensiv funktionieren die Abläufe schon sehr ordentlich, vor allem die Neuzugänge Robin Koch, Willian Pacho und Ellyes Skhiri verleihen dem Team Stabilität.

Die Gegentore fielen unglücklich: In Mainz patzten Kevin Trapp und die Innenverteidigung nach einem im Grunde harmlosen langen Ball, gegen Köln verursachte Philipp Max leichtfertig einen Strafstoß, auch in Bochum fiel der Gegentreffer durch einen Elfmeter - eine überaus harte Entscheidung von Schiedsrichter Benjamin Brand. Hätte ein erfahrener Schiedsrichter wie Deniz Aytekin, der wohltuend großzügig pfeift, Omar Marmoushs Einsatz gegen Ivan Ordets abgepfiffen? Vermutlich nicht.

Marmoush hielt seinen Gegenspieler zwar mit beiden Armen und zog auch kurz am Trikot, normalerweise wird das aber nicht so streng geahndet. Letztlich lag die Entscheidung noch im Ermessensspielraum des Schiedsrichters. Bei allem verständlichen Ärger im Frankfurter Lager muss sich Marmoush an die eigene Nase packen. Warum geht er überhaupt ein solches Risiko ein? Wer seinen Gegenspieler hält und am Trikot zieht, muss damit rechnen, dass ein Pfiff ertönt.

Offensive mit viel Sand im Getriebe

Im Spiel nach vorne ist weiterhin viel Sand im Getriebe. Zwar spielte sich die Mannschaft in Bochum in der Anfangsphase drei gute Chancen schön heraus, phasenweise gab es aber auch viel Leerlauf und blinde Befreiungsschläge. Der zur Pause ausgewechselte Stürmer Jessic Ngankam hing meist in der Luft, was auch daran lag, dass über die Außen zu wenig kam. Neuzugang Niels Nkounkou war schon vor der Pause völlig ausgepumpt und musste zur Halbzeit raus, auch Fares Chaibi ist noch nicht richtig fit - beide waren erst kurz vor Transferschluss aus Frankreich gekommen. Ihre konditionellen Defizite sind ein Ärgernis, lassen sich aber wohl innerhalb einiger Wochen beheben. Laut Toppmöller sei es "die Hauptaufgabe", die Spieler in einen Zustand zu bringen, in dem sie die Intensität alle drei Tage über 90 Minuten mitgehen können, nicht nur über 45 oder 60 Minuten.

Allgemein fehlt nach dem Abgang von Randal Kolo Muani ein hochwertiger Ersatz im Sturm. Daran wird sich bis Januar nichts ändern. Toppmöller bleibt nichts anderes übrig, als sich mit dieser unbefriedigenden Situation zu arrangieren.

Wo ist Dina Ebimbe am besten aufgehoben?

Rechts ist Aurelio Buta außer Form, sodass vor allem im Flügelspiel reichlich Luft nach oben besteht. Auf Sicht ist Nkounkou links gesetzt, rechts ruhen perspektivisch auch auf Ansgar Knauff Hoffnungen. Nach seiner Schulter-OP im Juni (Schlüsselbeinbruch) arbeitet er mit Extraschichten daran, wieder in Form zu kommen. Zuletzt stand er bei der U-21-Nationalmannschaft über 45 und 66 Minuten auf dem Feld. Normalerweise wäre das Conference-League-Spiel gegen Aberdeen eine Gelegenheit, Knauff mal wieder von Beginn an zu bringen. In Bochum stand er allerdings nicht mal im Kader.

Toppmöller könnte auch erwägen, Eric Junior Dina Ebimbe fest auf eine der beiden Außenbahnen zu postieren. Der Franzose spielte in dieser Saison schon auf allerlei Positionen, im Mittelfeld ebenso wie außen. Da der 22-Jährige einer der Profis mit dem größten Potenzial im Kader ist, wäre es ratsam, langsam mal eine feste Position für ihn zu finden. Ihn wie in Bochum mehrfach auf dem Feld herumzuschieben, ist nicht der Weisheit letzter Schluss. Die Verantwortlichen sehen ihn eher im Zentrum als außen. Dort könnte er zumindest kurzfristig aber stärker gebraucht werden.

Julian Franzke

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