Bundesliga

Svenssons Ehrgeiz: "Durchschnittlich bleiben wollen wir nicht"

Mainzer Trainer erklärt sein ganz persönliches Anspruchsdenken

Svenssons Ehrgeiz: "Durchschnittlich bleiben? Das wollen wir nicht"

Trainer Bo Svensson will mit Mainz nach vorne kommen.

Trainer Bo Svensson will mit Mainz nach vorne kommen. imago images/Thomas Frey

Den verlängerten Urlaub bis zum Trainingsstart am 2. Januar haben sich die Mainzer Profis bereits erspielt. Die dafür nötige Punktzahl, die das Team mit Trainer Bo Svensson vor einiger Zeit ausgehandelt hatte, ist nach der jüngsten 4:0-Gala gegen Hertha erreicht. Das jedenfalls erklärte Svensson nun am Tag vorm Hinrundenfinale bei Eintracht Frankfurt und ergänzte: "Ich bin gespannt. Wenn es jetzt nicht so läuft, heißt es vielleicht: Wir waren schon satt. Aber die Gruppe war immer in der Lage, sich selbst zu pushen, den Hunger zu behalten. Ich kann mir schwer vorstellen, dass die Jungs jetzt satt sind."

Und jedem, der speziell den jüngsten Heimauftritt gegen Berlin miterlebt hat, dürfte es ganz genauso gehen. Über die vollen 90 Minuten verkörperten Svenssons Schützlinge da die pure Lust. Trotz englischer Woche und selbst nach klarer 4:0-Führung schalteten Moussa Niakhaté und Kollegen nicht mal sekundenweise in den Verwaltungsmodus. Es gab durchaus schon Profitrainer, die so etwas auch kritisch sehen und dafür plädieren, eine Mannschaft müsse sich bei Ballbesitz auch mal ausruhen. Nicht so freilich Svensson, der klarmacht: "Ich sehe diesen Stil nur positiv. Kräfte zu verwalten, das passt nicht Mainz 05. Der Ansatz muss immer sein, das Maximale rauszuholen, egal wie das Spiel steht. Weil das am meisten Spaß macht. Und weil man durchschnittlich bleibt, wenn man das Gas rausnimmt. Das wollen wir nicht."

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57 Punkte sind Wahnsinn. Aber für mich geht es um Strategie und Philosophie.

Bo Svensson

Sätze, aus denen unüberhörbar ein extremer Ehrgeiz dieses Fußballlehrers spricht. Doch beziehen sich Svenssons Ambitionen ausdrücklich auf die Inhalte des Mainzer Spiels, weniger auf tabellarische Ziele. Über den Europacup zu reden sei zwar "nicht verboten", sagt der Däne, "wenn es den Spielern zusätzliche Motivation gibt, sollen sie das ruhig machen. Für mich ist das aber kein großes Thema." Und: "Was wir in diesem Jahr bisher geleistet haben, macht mich stolz. Auch wenn wir weniger als 57 Punkte geholt hätten. Die sind Wahnsinn. Aber für mich geht es darum, dass wir es geschafft haben, unsere Philosophie und Strategie nach vorne zu bringen und das umgesetzt haben, wofür wir stehen."

Das bezieht Svensson zum einen auf die Spielweise, die von intensivem Pressing und überfallartigem Angriffsfußball geprägt wird, in der eigenen Wahrnehmung die Grundbausteine der Mainzer Fußball-DNA. Zum anderen aber auch auf die gemeinsam mit Sportvorstand Christian Heidel und Sportdirektor Martin Schmidt etablierte Arbeitsatmosphäre: "Die Kultur innerhalb der Gruppe, innerhalb der Kabine, aber auch im Umgang innerhalb des ganzen Vereins. Das sorgt am Ende nachhaltig dafür, dass Mainz auch Mainz bleiben kann. Auch wenn es nicht automatisch 57 Punkte verspricht."

Onisiwo fraglich, Vertrauen für Ingvartsen

Die 60 vollzumachen und damit auf einem Tabellenplatz zu überwintern, der am Ende die Teilnahme am internationalen Wettbewerb garantieren würde, bleibt nun als letztes Ziel in 2021. Bangen muss Svensson dabei noch um Angreifer Karim Onisiwo, der nach dem harten Foul von Herthas Niklas Stark eine schmerzhafte Fußprellung davongetragen hat. Im Abschlusstraining werde sich zeigen, "wie frei Karim in seinen Bewegungen ist, ob er am Samstag dabei sein kann", so Svensson. Falls nicht, würde nach Lage der Dinge Marcus Ingvartsen einspringen, dessen persönliche Hinrunde von unglücklichen Umständen geprägt war. Svensson: "Er hat sehr gut angefangen, konnte dann aber verletzungsbedingt nicht alles geben." Ingvartsen schleppte sich mehrere Wochen mit Adduktorenproblemen durch, die inzwischen behoben sind.

"Wenn er spielen sollte, erwarte ich von ihm, dass er das Spiel so beeinflusst, wie wir das von unseren Stürmern sehen wollen", formuliert Svensson. Die Messlatte haben Onisiwo und Angriffskollege Jonathan Burkardt sehr hoch gelegt. Aber, so Svensson: "Marcus hat diese Fähigkeiten auch. Wir glauben daran, dass er das ebenso abrufen kann." Es wäre ein nächster Nachweis von Geschlossenheit des Mainzer Kaders auf hohem Niveau. Und das passende i-Tüpfelchen auf ein jetzt schon absolut imponierendes Kalenderjahr 2021.

Thiemo Müller

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