St.-Pauli-Coach Ewald Lienen nahm gegenüber dem 2:1-Überraschungserfolg gegen Eintracht Braunschweig drei Änderungen in der Startformation vor: Buballa kehrte nach Gelbsperre zurück und verteidigte statt Park auf links. Choi übernahm für den verletzten Möller Daehli (Wadenzerrung) in der Mittelfeldzentrale, ganz vorne bekam der nach Afrika-Cup und Grippe wieder einsatzbereite Bouhaddouz den Vorzug vor Thy.
Dresdens Trainer Uwe Neuhaus hatte im Vorfeld der Partie Gedanken an eine Systemumstellung hin zu zwei Angreifern geäußert, verzichtete zunächst aber doch auf jegliche personelle Umstellung: Startelf und Bankbesetzung blieben exakt wie beim torlosen Remis gegen Union Berlin .
Dresden sucht nach spielerischen Lösungen
Zum schlechten Zustand des Rasens am Millerntor hatte sich Dynamo-Coach Neuhaus schon vor der Partie geäußert und eine Anpassung der eigenen Strategie hin zu mehr langen Bällen ins Gespräch gebracht. Dennoch bemühten sich die Gäste zumeist um geordneten Spielaufbau aus der eigenen Hälfte heraus. Wirklich in Bedrängnis brachte die SGD die Hausherren so aber kaum. Die Hamburger zeigten sich defensiv stabil und darum bemüht, bei Ballgewinnen schnell die Chance auf den Gegenstoß zu nutzen.
2. Bundesliga, 20. Spieltag
St. Pauli brauchte etwas Anlaufzeit, näherte sich dann aber durch Bouhaddouz dem Gästetor schon gefährlich an (18., 20.). Noch deutlich besser war dann schon die Chance für Nehrig wenig später: Nachdem Flum im Anschluss an einen Freistoß im Fünfer nicht durchkam, prallte der Ball zu Nehrig, der das Leder aus zehn Metern aber weit über die Latte jagte (27.). Lange ärgern musste er sich nicht, nur eine Minute später sollte sich die Bissigkeit der Hamburger in den Zweikämpfen auf einem Umweg auszahlen: Nach einem Gestocher im Mittelfeld wollte Hauptmann zurückpassen, spielte den Ball aber in den freien Raum. Choi schaltete am schnellsten, wurde von Müller und Modica nicht mehr gestört und traf aus 16 Metern unhaltbar flach rechts unten ins Netz (28.).
St. Pauli führte damit verdient, gestattete man den Gästen doch keine Großchance. Berko wollte in der 23. Minute einen Elfmeter haben, als er beim Weg in den Strafraum an Hornschuh vorbeilief und zu Fall kam, Schiedsrichter Deniz Aytekin winkte aber ab. So blieb Berkos Schuss aus der Drehung, der in der Nachspielzeit ans Außennetz ging, Dynamos torgefährlichste Aktion.
Lienen wechselt doppelt - Mutiges Pressing belohnt
Würde St. Pauli diesen knappen Vorsprung nun mit massiver Defensive über die Zeit bringen wollen? Mitnichten! Die Hausherren kamen sehr aktiv aus der Kabine, suchten mit den für Nehrig und Choi ins Spiel gekommenen Buchtmann und Thy den Vorwärtsgang. Lienens Ausrichtung, mitunter auch ganz früh ins Pressing zu gehen, sollte sich in der 59. Minute auszahlen: Thy setzte Modica an der Eckfahne fest, der Dresdner befreite sich, blieb dann aber an Sobota hängen. Bouhaddouz bediente den im Zentrum völlig freien Cenk Sahin, der zum 2:0 einschob.
Dynamo war um eine Reaktion bemüht. Trainer Neuhaus hatte zuvor schon mit der Hereinnahme von Testroet für Lambertz auf zwei Spitzen umgestellt, nach dem zweiten Treffer reagierte Lienen und brachte mit Gonther für Angreifer Bouhaddouz einen dritten Innenverteidiger, Thy rückte aus der Mittelfeldreihe nach ganz vorne.
Hinten blieb St. Pauli sattelfest, die Dresdner Versuche prallten spätestens an der Abwehrreihe ab. Zu hochkarätigen Chancen kamen die Sachsen somit nicht. Schlussmann Heerwagen war so bei einem frechen Versuch durch Heise von weit außen noch am stärksten gefordert (68.). Alles andere wehrte St. Pauli mit großem Einsatz ab, so dass der Dreier diesmal - anderes als in Braunschweig, als es in der Nachspielzeit noch den Anschlusstreffer gegeben hatte - nicht mehr in Gefahr geriet.
St. Pauli springt auf 16
Mit dem zweiten Sieg gegen ein Team aus dem oberen Tabellendrittel in Folge und dem zweiten Heimsieg der Saison schaffte das bisherige Schlusslicht St. Pauli nicht nur den Anschluss - die Hamburger sprangen hoch auf den Relegationsrang 16, sind nun punktgleich mit den dahinter platzierten Bielefeld und Aue. Und just auf die Bielefelder Alm führt die Kiezkicker die nächste Auswärtsreise am kommenden Spieltag (Sonntag, 13.30 Uhr).
Auch Dresden hat in einer Woche die Chance, in einem Duell gegen einen direkten Konkurrenten Boden gutzumachen: Ebenfalls am Sonntag muss Dynamo bei Hannover 96 ran.