Bundesliga

Seydel in der Startelf: Bezeichnend für die Lilien-Offensive

Anhaltende Sturmflaute in Darmstadt

Seydel in der Startelf: Bezeichnend für die Lilien-Offensive

Gegen Freiburg erstmals in der Startelf: Aaron Seydel im Duell mit Vincenzo Grifo (links) und Philipp Lienhart.

Gegen Freiburg erstmals in der Startelf: Aaron Seydel im Duell mit Vincenzo Grifo (links) und Philipp Lienhart. IMAGO/Eibner

Mit 1,99 Metern Körpergröße ist Aaron Seydel im Grunde nicht zu übersehen. Doch im Trikot von Darmstadt 98 blieb er viel zu häufig unsichtbar. Regelmäßig brachten Verletzungen den 27 Jahre alten Angreifer aus dem Tritt, nur selten konnte er konstante Leistungen zeigen, seit er im Sommer 2020 ans Böllenfalltor wechselte. Wäre es nach Sportchef Carsten Wehlmann und Trainer Torsten Lieberknecht gegangen, hätten sich die Wege in diesem Sommer getrennt.

Mögliche Abnehmer standen aus naheliegenden Gründen nicht Schlange, sodass Seydel dieser Empfehlung nicht nachkam. Da die Hessen zwar eine zweite Mannschaft haben, diese aber eine in der Kreisliga kickende Fantruppe ist, blieb nichts anderes übrig, als Seydel weiter bei den Profis zu beschäftigen. Nur seinen Vertrag auszusitzen, scheint aber nicht dessen Bestreben gewesen zu sein. Seydel wollte zeigen, dass er seinen Platz auch in der Bundesligatruppe verdient hat.

"Ich habe ihn immer als Bestandteil der Mannschaft gesehen"

"Ich habe ihm klipp und klar gesagt: Wenn er sich entscheidet, hier zu bleiben, dann mit Haut und Haaren,", stellte Lieberknecht unlängst klar. Dazu gehöre auch, die Enttäuschung wegzustecken, wenn er nicht berücksichtigt werde. "Das hat er umgesetzt und sich als Bestandteil der Mannschaft gezeigt. Und ich habe ihn immer als Bestandteil der Mannschaft gesehen."

Beim jüngsten Heimspiel gegen Mainz 05 (0:0) hatte Lieberknecht zum vierten Mal einen Kaderplatz für Seydel übrig, er kam zum dritten Mal als Joker ins Spiel. Er habe einen "guten Kurzeinsatz" gehabt, "weil er gute Bälle nicht nur abgelegt, sondern auch verlängert hat", lobte ihn sein Trainer im Anschluss. "Physisch kann er trotzdem noch mehr rausholen in den paar Minuten, die er bekommt." Seydel müsse sich "körperlich noch präsenter zeigen, gerade auch in der Defensivphase", forderte Lieberknecht. Offenbar glaubt der 50-jährige Pfälzer, dass sein Schützling diesen Schritt noch machen kann. Denn beim 1:1 in Freiburg stand Seydel erstmals in der Bundesliga in der Startelf. Überzeugend waren die 74 Spielminuten im Breisgau zwar nicht, schlechter als seine Stürmerkollegen machte er seinen Job aber auch nicht.

Vilhelmsson mit dem einzigen Stürmer-Tor

Es war nicht die pure Personalnot, die zu Seydels Einsatz führte. Oscar Vilhelmsson (20) saß stattdessen auf der Bank, Luca Pfeifer (27) neben ihm und auch Filip Stojilkovic (23) stand als Joker bereit. Dass Seydel plötzlich wieder gefragt ist, steht exemplarisch für die Sturmflaute der Lilien. Von nominell sechs im Kader geführten Stürmern ist bislang einzig Vilhelmsson (20) als Torschütze in Erscheinung getreten. Einmal wohlgemerkt, beim 1:5 in Leverkusen.

Diese Bestandsaufnahme verdeutlicht durchaus handfeste Probleme. Etwa, dass Stojilkovic, im Winter 2022/23 mit großen Hoffnungen für rund 1,6 Millionen Euro vom FC Sion losgeeist, weiter nicht recht Fuß fasst. In den letzten sieben Partien zählte der Schweizer fünfmal gar nicht erst zum Kader. Auch die zweite Lilien-Periode von Luca Pfeiffer verläuft enttäuschend. Darmstadts Toptorjäger der Zweitliga-Saison 2021/22 (17 Treffer), jetzt leihweise vom VfB Stuttgart zurückgeholt, ging in bis dato zwölf Einsätzen leer aus, kommt aber immerhin auf drei Assists. Dazu stand das Aluminium bei gleich drei Abschlüssen dem erhofften Knotenlöser im Weg. Bei Fraser Hornby (24), im Sommer für rund eine Million Euro von Stade Reims abgelöst, steht hingegen noch gar keine Torbeteiligung zu Buche.

Tim Skarke (27), auf dem Papier ein Mittelfeldmann, kam in sechs seiner zehn Partien als Stürmer zum Einsatz - und steuerte immerhin drei Treffer plus einen Assist bei. Die letzte Torbeteiligung ist aber auch schon 427 Minuten her ...

Moritz Kreilinger

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