Bundesliga

Schmidts Etappenziel auf Heidenheims "Tour de Bundesliga"

Gegen Bremen löst der Trainer Finke als Rekordcoach ab

Schmidts Etappenziel auf Heidenheims "Tour de Bundesliga"

Garniert sein Team seinen Rekord mit einem historischen Sieg? Frank Schmidt.

Garniert sein Team seinen Rekord mit einem historischen Sieg? Frank Schmidt. IMAGO/Zink

Dass Fragen nach dem neuen Rekord kommen werden, war klar - dass Frank Schmidt daraus kein großes Thema machen möchte auch. Ob es denn ein besonderes Wochenende für ihn sei, wurde der 49-Jährige also direkt zu Beginn der Pressekonferenz am Freitag gefragt. Schließlich löst der Erfolgscoach des 1. FC Heidenheim am Rande des Heimspiels gegen Werder Bremen Volker Finke als Trainer eines Bundesligisten mit der längsten Amtszeit ab. 5843 Tage war Finke von Juli 1991 bis Juni 2007 beim SC Freiburg im Amt, Schmidt wird am Sonntag 5844 Tage am Stück Coach des FCH sein.

 "Ja, weil wir das vierte Spiel in der Bundesliga haben, stimmt", antwortete der gebürtige Heidenheimer, um dann doch etwas auszuholen: "Letztes Jahr habe ich mein 15-Jähriges gehabt und eine tolle Choreo bekommen. Das ist eine unfassbar lange Zeit mit meinem Team zusammen, aber ich glaube, wir brauchen das ein Jahr später nicht noch mal hochdramatisieren." Schließlich sei für ihn nicht so wichtig, "ob ein Trainer einen Rekord einstellt oder nicht, sondern das Wahnsinnige ist einfach, dass wir mit dem 1. FC Heidenheim diesen Weg genommen haben und in der Bundesliga spielen, das ist das Besondere."

Wir brauchen das ein Jahr später nicht noch mal hochdramatisieren.

Frank Schmidt

Die ersten Schritte auf dem neuen Pfad im deutschen Oberhaus können sich bisher sehen lassen, etwa zuletzt vor der Länderspielpause das Unentschieden beim BVB, als sich der Neuling seinen Erstligapunkt Nummer eins verdiente. "So schön das war, in Dortmund diesen Punkt noch mitzunehmen - wir haben erst einen Punkt aus drei Spielen und wollen nicht den Anschluss verpassen", erinnerte Schmidt an die Ausgangslage, die Heidenheim vor diesem Spieltag als 15. der Tabelle ausweist.

Um auch am Saisonende über dem ominösen Strich zu stehen, nutzte der Trainer die Länderspielpause, um seiner Mannschaft die noch junge Saison - in Anlehnung an das weltbekannte Radsport-Event "Tour de France" - als "Tour de Bundesliga" zu verklickern. "Es sind viele Etappen: 34, vielleicht 36", spielte Schmidt auf eine mögliche Relegation an. "Das Entscheidende ist, dass wir nicht in jeder Etappe gut aussehen und dann doch abfallen, sondern dass wir Etappen auch gewinnen - und wenn uns das auf unserer Tour de Bundesliga gelingt, werden wir am Ende sehr glücklich sein."

Gegen Werder zu Hause ungeschlagen - Dinkci gibt Tipps

Das nächste Zwischenziel auf diesem langen Weg ist das Heimspiel am Sonntag gegen Bremen. Gegen den Klub von der Weser hat Heidenheim zu Hause noch nie verloren, auf das 2:1 im DFB-Pokal im Juli 2011 folgten im Juli 2020 das 2:2 in der Bundesliga-Relegation und zuletzt im März 2022 das 2:1 in der 2. Liga.

"Wir haben gegen Bremen zu Hause schon gezeigt, dass wir dreifach punkten können", gibt sich Schmidt selbstbewusst, warnt aber zugleich vor Werders Stärken: "Das ist eine Mannschaft, die viel Intensität hat, teilweise Mann gegen Mann attackiert, sehr stark nach Umschaltsituationen ist, den direkten Weg zum gegnerischen Tor sucht und viele Variationsmöglichkeiten hat" - kurzum: "ein gestandener Bundesligist, der uns alles abverlangen wird." Auch wenn Schmidt die Mannschaft aus den Vergleichen der jüngeren Vergangenheit schon gut kennt, holte er sich speziell den Rat von Eren Dinkci ein. Der 21-Jährige kam schließlich erst in diesem Sommer für ein Jahr auf Leihbasis aus Bremen. "Natürlich haben wir uns ein paar Tipps eingeholt - gerade in Bezug auf die Einzelspieler."

Heißes Duell zwischen Busch und Traoré um den Platz rechts hinten

Während Dinkci seinen Startplatz gegen Werder sicher haben dürfte, muss Schmidts rechts hinten eine schwere Entscheidung treffen. Mit Marnon Busch, der nach seiner Oberschenkelzerrung wieder zur Verfügung steht, und Omar Traoré, der Busch gegen Hoffenheim und in Dortmund stark vertreten hatte, habe der Coach "zwei richtig starke Optionen mit großer Qualität." Und auch sonst die Qual der Wahl, weil Stürmer Elidon Qenaj (Reha nach Kreuzbandriss) der einzige Ausfall ist. Harte Entscheidungen in Sachen Kadernominierung, erst recht aber in puncto Startelf sind da vorprogrammiert.

Bei Schmidt selbst dominiert derweil wie immer die Vorfreude: "Ausverkauftes Haus, es kommt Werder Bremen, es geht um drei Punkte - da sollte sich jeder drauf freuen." Zumal nach wie vor die Chance auf den historischen ersten Bundesligasieg besteht. Das und nicht er als neuer Rekordtrainer, so sein Wunsch, solle am Sonntag doch bitte im Vordergrund stehen. "Ich freu mich einfach, dass ich hier bin, ich bedanke mich für alle Glückwunsche, die kommen, ich kann das verstehen", äußerte Schmidt Verständnis für dieses Thema - aber: "Für mich zählt nur das Spiel, so wie immer auch in den ganzen 16 Jahren davor. Und idealerweise", so seine Hoffnung, "haben wir ein Erfolgserlebnis am Sonntag, das dann alles andere in den Schatten stellt."

Fabian Istel

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