Bundesliga

Schäfer und der Fall Odogu: "Wir sollten aufpassen, dass der Titel den Jungs nicht den Kopf verdreht"

Das Wolfsburger Talent und viele Gerüchte

Schäfer und der Fall Odogu: "Wir sollten aufpassen, dass der Titel den Jungs nicht den Kopf verdreht"

David Odogu wird umworben.

David Odogu wird umworben. picture alliance/dpa

Aus Wolfsburgs Trainingslager in Almancil berichtet Thomas Hiete

Es ist Januar, das Transferfenster ist geöffnet, es ist die Zeit der Wechsel und Gerüchte. Über die großen Namen wird tagtäglich rauf und runter berichtet, aber auch die weniger bekannten Spieler sind schon Teil des Millionengeschäfts, das Vereine, Berater und auch die Spieler betreiben. Ein Wolfsburger Name, der vermehrt auf den einschlägigen Seiten genannt wird, ist David Odogu. 17-jähriger Innenverteidiger des VfL Wolfsburg, gerade U-17-Weltmeister geworden bei der WM in Indonesien.

Odogu hat sich als Stammspieler einen Namen gemacht, beim VfL Wolfsburg kam diese Entwicklung freilich wenig überraschend - sie kennen das große Potenzial des gebürtigen Berliners, der 2020 als 14-Jähriger von Union Berlin kam. Vor einem Jahr hat Odogu einen langfristigen Vertrag in Wolfsburg unterzeichnet, der mit Beginn der Volljährigkeit zum Profivertrag wird. In Wolfsburg, so der klar formulierte Wunsch des Spielers und des Klubs, soll Odogu zum Bundesligaspieler werden. Doch will dieser doch schon weg?

Wolfsburg verzichtete auf eine Marketing-Nominierung Odogus

Das englische Blatt "The Sun" berichtete in der vergangenen Woche vom Interesse des FC Chelsea und von Leicester City an dem Top-Talent. "Sky" sprang darauf auf, vermeldete zunächst Odogus Wechselwunsch im Winter, seine Berateragentur likte diesen Beitrag bei Instagram - und legt nun noch mal nach. Jetzt kommen auch noch der FC Arsenal und der FC Brentford ins Spiel.

"Ich denke nicht, dass David für diese Schlagzeilen gesorgt hat", reagiert VfL-Geschäftsführer Marcel Schäfer wenig glücklich darauf. Er beobachtet kritisch das, was berichtet wird, womit sich zwangsläufig auch seine jungen Spieler auseinandersetzen müssen. In diesem Fall ein 17-Jähriger, der im Trainingslager nicht dabei war. Der VfL verzichtete auf eine Marketing-Nominierung des Großtalents, das sich bei der U 19 auf die Rückserie vorbereiten soll. In Portugal waren fünf Innenverteidiger an Bord, Odogu hätte sich in den meisten Fällen bei Trainingsspielen die Beine in den Bauch gestanden. Behutsam soll er auch in Zukunft an die Profis, wo er regelmäßig schon mittrainiert hat, herangeführt werden.

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Der VfL hat seinem Talent den Weg in die Bundesliga aufgezeigt

Für manch einen mag dies zu langsam gehen - Schäfer ist dies ein Dorn im Auge. "Dass die U 17 Weltmeister geworden ist, fand ich super, weil es ein richtig gutes Signal war, dass wir in Deutschland weiterhin tolle Talente und Trainer haben, die weltweit für Furore sorgen können", sagt der 39-Jährige. Aber: "Wir sollten aufpassen, dass der U-17-Titel den Jungs nicht den Kopf verdreht. Nur weil sie jetzt U-17-Weltmeister geworden sind, bedeutet das ja nicht, dass alle von ihnen jetzt die Berechtigung haben, in der Bundesliga zu spielen."

So mancher Berater oder auch schon Spieler mag dies anders sehen. Odogu wiederum gab sich zuletzt im kicker-Interview realistisch: "Ich will es natürlich so schnell wie möglich schaffen hier beim VfL Wolfsburg, aber ich habe auch die notwendige Geduld." Und einen langfristigen Vertrag, der VfL hat seinem Verteidiger deutlich den Weg in die Bundesliga aufgezeigt.

Das U-17-WM-Finale

"Es ist etwas anders, vor 80.000 Zuschauern in Dortmund seinen Mann zu stehen"

"Jetzt geht es für sie ja erst richtig los mit der Karriere", sagt Ex-Profi Schäfer. "Es ist wichtig, dass sie sich nicht blenden lassen." Doch genau diese Gefahr besteht angesichts der Schlagzeilen, Interessenten und Gerüchte. "Ohne das auf David umzumünzen", sagt Schäfer: "Aber das ist doch das Problem, dass wir in Deutschland haben. Nämlich, dass die Spieler jetzt auf den Thron gehoben und dann wieder fallen gelassen werden. Es ist etwas anderes, U-17-Weltmeister zu werden oder vor 80.000 Zuschauern in Dortmund seinen Mann zu stehen."

Sein Appell an alle Beteiligten: „Da gehören die Spieler und ihr Umfeld dazu, die Dinge richtig einzuordnen. Weiter hart zu arbeiten, diszipliniert zu sein und den Fokus auf das Wesentliche beizubehalten. Genau das, was jetzt passiert, ist völlig kontraproduktiv für das Mindset der jungen Spieler." Junge Spieler wie David Odogu, der offen sei für einen Wechsel im Winter. Das berichtete am Sonntag noch einmal "Sky".

Bilder zum U-17-Finale Deutschland gegen Frankreich