Bundesliga

"Schade, schade": Nur Zentimeter trennen Grifo von der Kanone

Freiburg-Coach Streich schwärmt vom "großen Leader"

"Schade, schade": Nur Zentimeter trennen Grifo von der Kanone

Am Ende fehlte ein Treffer zur Kanone: Vincenzo Grifo.

Am Ende fehlte ein Treffer zur Kanone: Vincenzo Grifo. IMAGO/Hartenfelser

Gleich zwei kicker-Torjägerkanonen standen in den Katakomben des Frankfurter Waldstadions bereit. Die eine war für Randal Kolo Muani bestimmt, die andere für Vincenzo Grifo. Doch die Top-Torjäger der Eintracht und des Sport-Clubs erzielten jeweils nur einen Treffer - zwei hätte es gebraucht. So musste Chefredakteur Jörg Jakob die beiden Trophäen unverrichteter Dinge wieder einpacken und mit in die kicker-Zentrale nach Nürnberg nehmen. "Ei ei ei, schade, schade", entgegnete Grifo als er am späten Samstagnachmittag erfuhr, wie nah er der der begehrten Trophäe auch räumlich war.

Erst haben nur wenige Zentimeter gefehlt, dann vielleicht nur wenige Minuten. "Ich wäre dann gerne noch draufgeblieben, aber die Kraft ließ dann ein bisschen nach", sagte Grifo, der bei der 1:2-Niederlage gegen die Eintracht in der 81. Minute vom Feld ging. Knapp eine Stude zuvor hatte Grifo gerade sein 15. Saisontor erzielt und war direkt darauf seinem 16. so nahe wie nie wieder. Doch Frankfurts Torhüter Kevin Trapp kratzte einen 25-Meter-Freistoß des Standardspezialisten gerade noch so aus dem Eck. Schade eben. Doch seine mit 15 Toren und sechs Vorlagen persönlich erfolgreichsten Bundesligaspielzeit schmälert das kein bisschen.

Spielbericht

Die verpasste Torjägerkanone schmerzte direkt nach Spielende auch weniger als die verpasste Qualifikation für die Champions League. Erst in der Schlussphase drehte sich der Spieltag gegen die Breisgauer. 81 Minuten steuerte der SC auf die Königsklasse zu, dann ging erst Union Berlin in Führung, die Freiburger hatten den vierten Platz wegen des klar schlechteren Torverhältnisses also nicht mehr in der eigenen Hand. Kurz darauf drehte auch die Eintracht das Spiel. Unterm Strich spielte das dann keine Rolle mehr.

"Definitiv ist jetzt direkt eine Enttäuschung da. Aber wir können und echt nicht beklagen. Wenn uns das einer vor der Saison gesagt hätte, hätte das wahrscheinlich keiner geglaubt", blickte Grifo auf die Saison zurück. Hier und da hätte der SC vielleicht einen Punkt mehr holen können, mancher Zähler war aber auch glücklich, gestand der 30-Jährige: "Es gleicht sich aus."

Streich schwärmt: "Sehr enge Verbindung"

Dass der Sport-Club die Dreifachbelastung so enorm gut verkraftete und die schon überragende Vorsaison direkt nochmal toppte, ist in vielen Faktoren begründet. Die starken Neuzugänge um Matthias Ginter und Michael Gregoritsch sind sicherlich einer, Grifo ein anderer - auf jeder Ebene. "Er ist ein großer Leader, weil er alles verbindet. Er nimmt die Jungs mit, die Neuen, er geht mit ihnen zum Italiener. Manchmal sind sie zwölf, 13, 14 Leute dort. Wo gibt es das in der Bundesliga, dass so viele zusammen essen gehen? Das hat viel mit Vince zu tun", schwärmte Christian Streich.

In seiner Entwicklung habe Grifo einen "großartigen Weg eingeschlagen", betonte sein langjähriger Förderer. "Es war nicht immer einfach. Es ist nicht alles gelaufen auf seinem Weg. Wir haben eine sehr enge Verbindung über viele Jahre. Ich darf ihn kritisieren - bis zum heutigen Tag. Er nimmt es nie persönlich, weil ich bin alles für ihn", gab der Fußballlehrer einen Einblick in das Verhältnis Streich-Grifo.

Über das Saisonende freut sich jetzt besonders die Familie zuhause. Denn erst in der vergangenen Woche ist Grifo zum zweiten Mal Vater geworden. Doch eine Sache gibt es noch, die Grifo in naher Zukunft nochmal von seiner Tochter trennen kann. Stichwort Squadra Azzurra. Denn was Grifo im vergangenen Jahr in der Bundesliga zeigte, ist auch Nationaltrainer Roberto Mancini nicht entgangen, der Grifo im vergangenen Herbst nach über einem Jahr Pause wieder nominierte. "Wenn die Nationalmannschaft jetzt ruft ...", wird die Saison für Grifo das perfekte Ende finden. Dass er die erneute Nominierung verdient hätte, steht außer Frage.

Moritz Kreilinger