Bundesliga

SC Freiburg | Gulde: "Leverkusen hat angefangen nachzudenken"

Röhl und Weißhaupt laut Trainer Streich noch ein "bisschen zu brav"

SC-Torschütze Gulde: "Leverkusen hat angefangen nachzudenken"

Jubel nach dem Anschlusstreffer: Manuel Gulde (re.) machte es am Sonntag für den SC Freiburg wieder spannend.

Jubel nach dem Anschlusstreffer: Manuel Gulde (re.) machte es am Sonntag für den SC Freiburg wieder spannend. picture alliance / Teresa Kroeger/RHR-FOTO

Dass die Freiburger bei einem Ballbesitz von gerade mal 30 Prozent trotzdem nur sechs Leverkusener Chancen zuließen und vier eigene hatten, werteten sie genauso als Erfolg wie das knappe Ergebnis - zumal sie am Ende sogar noch am Ausgleich schnupperten. "Nach dem 2:1 wurde es ein bisschen offener, mit Halbchancen für uns", sagte Verteidiger Manuel Gulde, der den Anschlusstreffer kurz nach seiner Einwechslung erzielt hatte. "Leverkusen hat angefangen nachzudenken, hatte ich das Gefühl, war nicht mehr ganz so überzeugt von sich, und hatte vielleicht Angst, ein unglückliches 2:2 zu fangen."

Vor allem, weil der Sport-Club bei Standards stark ist. Das Kopfballtor nach einem Freistoß von der Grundlinie von Vincenzo Grifo war laut Gulde zwar "nicht einstudiert, aber ich habe ein ganz gutes Gespür dafür, wo Vince den Ball hinbringen könnte". Und das sei ohnehin "so die Zone, in der ich meine Tore immer mache, am kurzen Pfosten". Dass es nicht mehr zu einem zweiten Treffer und einem Punktgewinn gereicht hat, war nach Ansicht des 32-Jährigen zwar insgesamt gerecht, aber seine Mannschaft könne "erhobenen Hauptes nach Hause fahren", weil sie gegen starke Leverkusener "alles reingeschmissen, gut verteidigt und nicht so viel zugelassen" habe.

Spielbericht

So sah es auch Trainer Christian Streich. Das erstmals gewählte 4-1-4-1 mit Nicolas Höfler vor der Abwehr und Lucas Höler als einzige Spitze hielt er auch im Nachhinein für das richtige Mittel. "Wenn wir in der ersten Halbzeit zu sehr öffnen, gibt es die Räume hinter der Kette", erklärte der SC-Coach, "Leverkusen ist perfekt organisiert, schnell und wahnsinnig gut besetzt, wenn du die Bank anguckst, da wird’s dir schwindlig, wer da noch draußen sitzt."

Schwindelig gespielt wurden die Freiburger allerdings nur zweimal, jeweils von Florian Wirtz, zunächst bei dessen "außergewöhnlichem" (Streich) Tor, und dann bei seiner Vorbereitung des zweiten Treffers. SC-Youngster Merlin Röhl musste - wie schon bei der Niederlage bei Bayern München - Lehrgeld zahlen, weil er ihn nicht stoppen konnte, beziehungsweise ihn nicht foulte.

Streich: Sonderlob für "zu braven" Röhl

Nach drei Kurzeinsätzen in der Bundesliga in der vergangenen Saison spielte der 21-Jährige in dieser bislang sechsmal in der Liga und stand dabei dreimal in der Startelf. Bei den Bayern wurde er nach der ersten Hälfte ausgewechselt, bei Bayer war er gut 80 Minuten auf dem Platz, und er steigerte sich nach anfänglichen Fehlern. "Er hat in München so furchtbar lernen müssen, das hat er abgeschüttelt", lobte Streich, "er ist so fleißig, so ein guter Typ, ich bin sehr zufrieden mit ihm. Er ist heute richtig weiter gekommen - wieder ein Junge, der auf dem Weg ist."

Nur ein "bisschen zu brav" sei er noch, was sich auf die Szene mit Wirtz bezog, in der Röhl zu einem taktischen Foul hätte greifen können, und das gelte auch für Noah Weißhaupt, der sich nach einem Foul nicht fallen ließ. "Noah will weiter laufen, das spricht für ihn, er ist sehr fair", analysierte Grifo die Situation, "das wäre vielleicht noch mal ein guter Standard für uns gewesen." Genau deshalb regte sich Streich auch so an der Seitenlinie auf, dass er dafür die Gelbe Karte sah. "Ich war ein bisschen wild, weil ich gedacht habe, vielleicht können wir hier noch einen Punkt kriegen, aber ich muss ruhiger sein", zeigte sich der SC-Coach selbstkritisch. Er wolle seine Spieler zudem nicht dazu auffordern, sich fallen zu lassen, auch wenn es in der Situation cleverer gewesen wäre.

Wir haben keine Punkte, aber richtig viel gelernt, was alles taktisch möglich ist.

Christian Streich

Nicht nur Weißhaupt und Röhl, die gesamte Mannschaft könne aber viele Erkenntnisse aus dem "sehr interessanten und intensiven Spiel" beim Spitzenreiter ziehen, findet Streich: "Wir haben keine Punkte, aber richtig viel gelernt, was alles taktisch möglich ist." Insgesamt lobte er sein Team auch dafür, wie es bislang die Verletzungsausfälle weggesteckt hat, nachdem es am Donnerstag in Backa Topola auch noch Roland Sallai (Muskelfaserriss) und Maximilian Philipp (Schultereckgelenksprengung) erwischt hat. "Wir sind zu dünn", sagte er noch mal bezogen auf den Kader.

Bei Kapitän Christian Günter gebe es jedoch gute Nachrichten. Nach der Infektion der Unterarmfraktur seien keine Bakterien mehr nachweisbar und die Platte wurde eingesetzt. "Das war für ihn auch für den Kopf extrem wichtig", sagte Streich, "aber er soll langsam machen. Ich habe kein Datum im Kopf. Wenn er körperlich stabil ist, führen wir ihn ran."

Daniela Frahm