Bundesliga

Rosen: "Ein Witz! Fast weggeschenkt, diese Gegentore"

Trainer und Manager kündigen akribische Aufarbeitung an - Großbaustelle Abwehr

Rosen: "Ein Witz! Fast weggeschenkt, diese Gegentore"

TSG-Manager Alexander Rosen zieht Bilanz.

TSG-Manager Alexander Rosen zieht Bilanz. imago images/Jan Huebner

Alles eine Frage der Perspektive. Immerhin schneidet der Tabellenelfte des Vorjahres diesmal auf jeden Fall besser ab. Platz acht gilt es am finalen Spieltag in Gladbach noch gegenüber dem einen Zähler schlechteren Mainzern (gegen Frankfurt) zu behaupten. "Am Ende sind wir da, wo wir offensichtlich hingehören", bilanziert Alexander Rosen, "das ist nichts gravierend Schlechtes, aber die Situation nach zwei Dritteln der Saison war eine ganz andere."

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Da klingt Wehmut durch angesichts der verpassten Chancen, sich zum vierten Mal in der Vereinsgeschichte für den Europapokal zu qualifizieren. "Wir haben zwei Drittel der Saison überperformt", erinnert Hoffenheims Manager, da lag die TSG sogar auf Kurs Königsklasse, "und ein Drittel haben wir mit einer gravierenden Unterperformance gestaltet. Das ist kein Drama, aber die Chance, die wir hatten, haben wir liegengelassen."

Ich sage in aller Deutlichkeit - das reicht mir nicht.

Alexander Rosen

Fragt sich, warum. "Wir müssen konstatieren, dass wir es nicht schaffen, das Personal, das eigentlich da wäre, auf den Platz zu bekommen", benannte Trainer Sebastian Hoeneß eine Ursache, "wir haben bis zum Freiburg-Spiel sieben Mal in Folge die Dreier-, Vierer- oder Fünferkette wechseln müssen. Da geht es um Automatismen und um Sicherheit und um Qualitätsspieler, die regelmäßig auf den Platz stehen. Aber wir müssen auch in anderen Bereichen genau hinschauen."

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Um zu klären, welche Ausfälle unvermeidbar und welche eher hausgemacht waren. Wettkampfbedingte Unfälle lassen sich nun mal nicht verhindern in diesem intensiven Kontaktsport. Ob aber ein Muster hinter den zuletzt wieder gehäuft auftretenden muskulären Blessuren, den ungewöhnlich langen Rehazeiten und so manchem Rückfall auf dem Weg zurück steckt, wollen und müssen sie im Kraichgau nun akribisch aufarbeiten.

"Wir sind schon in einem Prozess. Wir müssen da jeden Stein umdrehen, um uns auch in diesem Bereich zu verbessern", verriet der 39-Jährige auf die medizinische Abteilung der TSG angesprochen. Aber auch so manche Corona-Infektion störte den Betriebsablauf, ebenso die außergewöhnlich vielen Gelben Karten, die zu einem guten Teil unnötig waren, aber mittlerweile insgesamt elf Sperren produzierten.

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Deshalb nimmt Rosen auch die Profis selbst in die Pflicht. "Es muss Gründe dafür geben, warum uns die Spieler wegbrechen. Da habe ich definitiv einige Fragen", so der Manager, "die Spieler sollten sich hinterfragen. Man muss hinterfragen, ob es die richtigen Spieler sind, ob sie die körperliche Qualität haben. Woran liegt es, dass sie sie zwei Drittel der Saison haben und im letzten Drittel nicht. Da gibt es offene Fragen, die dringend kritisch geklärt werden müssen, das sage ich in aller Deutlichkeit - das reicht mir nicht."

Fünftbeste Offensive, aber fünftschlechteste Defensive

Auch in Sachen Abwehrverhalten und -qualität besteht Gesprächsbedarf. Schließlich stellt die TSG mit bislang 57 Toren  die fünftbeste Offensive, zugleich aber mit 55 Gegentoren die fünftschlechteste Defensive. Achtmal klingelte es allein in den letzten beiden Heimspielen gegen Freiburg (3:4) und nun gegen Leverkusen (2:4). "Das ist einfach zu viel, dann reicht es auch nicht, um Höheres zu attackieren", resümiert Hoeneß.

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"Da brauchen wir ein Upgrade", erklärt auch Rosen, "wir haben solche Spieler wie Benni Hübner. Es stellt sich die Frage, kriegt er es noch mal hin? Er hat es eindrucksvoll bewiesen in diesen fünf, sechs Spielen." Dann aber fiel der Kapitän, der zuvor bereits eineinhalb Jahre gefehlt hatte, erneut aus. Auch Ermin Bicakcic fehlt nun fast zwei komplette Spielzeiten. Natürlich ist ein Kreuzbandriss keine Bagatelle, aber zwei Spielzeiten? Und schon sind wir wieder beim Eingangsthema - die TSG hat in diesem Sommer einiges zu klären.

Michael Pfeifer