Bundesliga

Kostic: Instagram-Entschuldigung sorgt für neue Fragezeichen

Eintracht-Profi meldet sich bei Instagram zu Wort

Realitätsfernes Statement: Kostics Entschuldigung sorgt für neue Fragezeichen

"Einige Personen schulden mir eine Entschuldigung", findet Filip Kostic.

"Einige Personen schulden mir eine Entschuldigung", findet Filip Kostic. imago images/osnapix

Die folgenden Zeilen wurden am Mittwochnachmittag auf Kostics Instagram-Account veröffentlicht: "Ich liebe Eintracht Frankfurt und bin dankbar für alles, was ich hier habe. Gegen Bielefeld war ich psychisch nicht leistungsbereit. Das war kein Streik! Ich möchte mich herzlich bei den Fans entschuldigen, die falsch informiert wurden, und ebenso mich bei meinen Teammitgliedern für die Unterstützung bedanken. Einige Personen schulden mir eine Entschuldigung, aber wir haben keine Zeit, uns damit zu beschäftigen, denn vor uns steht eine schwierige Saison. Ich bleibe psychisch stark und werde weiterhin für den Verein kämpfen, denn das Team braucht mich. Eintracht Frankfurt über alles!"

Das Statement ist in mehrerlei Hinsicht merkwürdig. Tatsache ist: Kostic wollte unbedingt zu Lazio Rom wechseln und verweigerte das Abschlusstraining sowie die Reise zum Auswärtsspiel nach Bielefeld. Damit ließ er seine Mitspieler im Stich und stieß Sportvorstand Markus Krösche und Trainer Oliver Glasner vor den Kopf. Intern glaubt bei der Eintracht keiner an die vermeintlich fehlende psychische Leistungsbereitschaft des 28-Jährigen. Es wäre auch ein ziemlich verrückter Zufall, zu just jenem Moment solche Hemmnisse zu verspüren, wenn ein besser dotiertes Vertragsangebot auf dem Tisch liegt. Angesichts der jüngsten Startelfeinsätze in der serbischen Nationalelf muss man sich um den Flügelspieler wohl keine Sorgen machen.

Kostic hätte die Eintracht nach kicker-Informationen am liebsten schon nach der starken Europa-League-Saison vor zwei Jahren in Richtung eines Top-Klubs verlassen, es mangelte aber an Interessenten. Nun hätte er sich mit dem Wechsel nach Rom finanziell deutlich verbessern können, weshalb der Wechselwunsch durchaus nachvollziehbar und erst recht legitim war. Doch der Spieler sollte einsehen, dass die gebotenen zehn Millionen Euro Ablöse für die Eintracht kein akzeptables Angebot darstellten.

Einsicht geht aus Kostics Statement nicht hervor

Das Streik-Dementi ist nicht mehr als Wortklauberei, man könnte Kostics Verhalten auch Arbeitsverweigerung nennen - es liefe auf das Gleiche heraus. Unklar bleibt, wofür er sich überhaupt entschuldigt. Einsicht in sein Fehlverhalten geht aus dem Statement jedenfalls nicht hervor. Hinzu kommt: Wie glaubwürdig ist eine Entschuldigung, in der man zu der zweifelhaften Erkenntnis gelangt, dass andere Leute einem ebenfalls eine Entschuldigung schulden würden? Und wer ist überhaupt gemeint? Glasner? Krösche? Medienvertreter? Sein Berater? Oder gar Lazios Sportdirektor Igli Tare, der zu wenig geboten hat? Man muss es mit Humor nehmen.

Insgesamt grenzt das Statement an Realitätsverweigerung. Doch immerhin kündigt Kostic an, für den Verein kämpfen zu wollen. An diesen Worten wird er sich messen lassen müssen. Wenn er in den kommenden Wochen seine Leistung abruft, kräht schon bald kein Hahn mehr nach den jüngsten Geschehnissen. Seine Mitspieler und die Verantwortlichen halten ihm die Tür weit offen, was trotz des Ärgers vernünftig ist. Wenn er sich nun auch in den Gesprächen einsichtig zeigt, steht einer baldigen Rückkehr auf den Platz nichts im Weg. 

Muss Kostic gegen Stuttgart zuschauen?

Ob er, wie die "Bild" kürzlich berichtete, am Sonntag (15.30 Uhr, LIVE! bei kicker) gegen den VfB Stuttgart tatsächlich eine intern verhängte Sperre abbrummen muss, bleibt abzuwarten. Sollte das Gespräch mit Kostic konstruktiv verlaufen, gäbe es keinen triftigen Grund, ihn gegen Stuttgart nicht einzusetzen. Mit einer Spende an eine karitative Einrichtung sollte es getan sein. Keinem ist geholfen, wenn der neue Stürmer Sam Lammers am Sonntag auf Kostics präzise Hereingaben wartet - und sich der Linksaußen 90 Minuten auf der Tribüne ärgert, dass er sie nicht spielen kann. 

Julian Franzke