Bundesliga

Hertha BSC: Niederlechner bleibt - Marton Dardai auch

Hertha beginnt mit dem Bau des Zweitliga-Kaders

Niederlechner bleibt - Marton Dardai auch

Soll beim Wiederaufbau eine Rolle spielen: Florian Niederlechner.

Soll beim Wiederaufbau eine Rolle spielen: Florian Niederlechner. IMAGO/Matthias Koch

Angesichts der schmerzhaften Gegenwart kam diese Frage nach seiner Zukunft ein bisschen zu früh, fand Oliver Christensen - und bündelte dann doch die greifbare Ambivalenz in einer Aussage, die nichts versprach, aber auch nichts ausschloss: "Ich sage nicht: Nein, ich will nicht bleiben. Für mich ist es schwierig, jetzt zu gehen. Aber es ist nicht nur meine Entscheidung." Eine Adresse nannte Herthas dänischer Keeper, der bei der Katar-WM die Nummer 3 seines Heimatlandes war, dann doch. "Wenn Real Madrid morgen anruft", sagte Christensen, "dann gehe ich natürlich."

Mit elf Jugendspielern wird es auch in der 2. Liga nicht gehen.

Sportdirektor Benjamin Weber

Dass Real Madrid ziemlich sicher nicht anrufen wird, ist eine der wenigen Gewissheiten eingangs dieses mit vielen Fragezeichen gespickten Berliner Sommers. In fünf Wochen startet der Bundesliga-Absteiger die Saisonvorbereitung, Ende Juli beginnt die 2. Liga. Sportdirektor Benjamin Weber und Andreas "Zecke" Neuendorf, der Direktor Akademie und Lizenzspielerbereich, stehen vor einem großflächigen Umbau des Kaders - unter der Prämisse, die zuletzt aus dem Ruder gelaufenen Personalkosten drastisch reduzieren zu müssen. Dass die eigenen Talente künftig verstärkt zum Zug kommen sollen, ist einer der zentralen Bausteine der neuen Zeitrechnung. "Aber mit elf Jugendspielern", sagte Weber nach dem 1:1 gegen den VfL Bochum, das Herthas Abstieg am Samstag besiegelt hatte, "wird es auch in der 2. Liga nicht gehen."

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Pal Dardai, der eine schriftliche Saisonanalyse vorlegen will ("Mal sehen, wie der Klub das sieht, wenn er das liest.") und nach dem Willen der Verantwortlichen als Cheftrainer an Bord bleiben soll, erklärte: "Wir haben super Fans, es ist eine super Stadt, ein super Gelände. Hier lohnt es sich zu arbeiten."

Niederlechner: Aufstieg mit Freiburg 2016

Das sehen offenbar auch einige der Profis so. Winter-Zugang Florian Niederlechner (32) hatte nach kicker-Informationen bereits vor dem Bochum-Spiel intern grünes Licht für seinen Verbleib auch im Abstiegsfall gegeben. Der Angreifer (Vertrag bis 2025) ist als Führungsspieler eingeplant - und weiß, was es in der 2. Liga braucht, um erfolgreich zu sein: 2016 gelang Niederlechner mit dem SC Freiburg der Bundesliga-Aufstieg, er selbst steuerte damals als Mainz-Leihgabe acht Rückrunden-Tore für die Breisgauer bei. Neben Niederlechner, Neuzugang Fabian Reese (25, ablösefrei von Holstein Kiel), den Leih-Rückkehrern Linus Gechter (19, Braunschweig) und Marten Winkler (20, Waldhof Mannheim) sowie den eigenen Talenten Derry Scherhant (20), Ibrahim Maza (17), Julian Eitschberger (19), Pascal Klemens (18), Veit Stange (19) und Joel Miguel da Silva Kiala (19) können die Verantwortlichen hinter eine weitere Personalie dem Vernehmen nach ebenfalls einen Haken machen.

Hoffen auf Mittelstädt und Ngankam

U-21-Nationalspieler Marton Dardai (21) will nach kicker-Informationen ebenfalls bleiben. Der Defensiv-Allrounder kann auf der Sechs und in der Innenverteidigung spielen und steht als Eigengewächs sinnbildlich für den von den Bossen ausgerufenen "Berliner Weg".

Um zwei weitere Eigengewächse, so hört man, will Hertha kämpfen. Der Klub hofft sowohl auf den Verbleib von Linksverteidiger Maximilian Mittelstädt (26) als auch auf den von Stürmer Jessic Ngankam (22). Der von Bremen umworbene Mittelstädt hat in seinem erst im Januar bis 2027 verlängerten Vertrag eine Ausstiegsklausel (etwa 800.000 Euro), die durch den Abstieg greift. Ngankam (Vertrag bis 2025) war in Herthas schwacher Rückrunde einer der auffälligsten Spieler. Bei beiden ist die Zukunft aktuell offen, ebenso bei Keeper Christensen (Vertrag bis 2026), der nach einer zwischenzeitlichen Leistungsdelle zuletzt in Top-Form war. Real Madrid, das gilt bis auf Weiteres, ist nicht interessiert. Einen Markt in England gibt es für den 24-jährigen Torhüter aber sehr wohl.

Steffen Rohr

Bilder zur Partie Hertha BSC gegen VfL Bochum