Bundesliga

Behrens vor Bayern: "Einer der Höhepunkte meiner Karriere"

Gegen den Rekordmeister will Nürnberg nicht nur verteidigen

Behrens vor Bayern: "Einer der Höhepunkte meiner Karriere"

Macht zum ersten Mal ein Pflichtspiel gegen die Bayern: Hanno Behrens.

Macht zum ersten Mal ein Pflichtspiel gegen die Bayern: Hanno Behrens. Getty Images

"Für mich sind sie eine der vier besten Mannschaften der Welt. Alleine deswegen wird das Duell am Sonntag einer der bisherigen Höhepunkte meiner Karriere sein", so der Mittelfeldmotor des Aufsteigers, der das 0:3 im Hinspiel wegen einer Bauchmuskelzerrung verpasst hatte. Eine Niederlage, die sich auf dem Papier annehmbarer ausmacht, als sie es in Wirklichkeit war. Seltsam wenig Gegenwehr leistete da der Club den Bayern, es war ein braver, blutleerer Auftritt der Franken, die vor Ehrfurcht wie erstarrt wirkten.

Eine halbe Stunde ohne Foul

Bezeichnenderweise dauerte es über 30 Minuten, ehe der Aufsteiger ein Foul beging - und dafür musste mit dem damals 19-jährigen Kevin Goden auch noch der Jüngste auf dem Feld sorgen. Der Rechtsverteidiger fuhr Franck Ribery ein Stück weit zu heftig in die Parade - ein Allerweltsfoul, für das sich der Nürnberger damals devot mehrmals entschuldigte.

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1. FC Nürnberg - Vereinsdaten
1. FC Nürnberg

Gründungsdatum

04.05.1900

Vereinsfarben

Rot-Weiß

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Um keine Missverständnisse entstehen zu lassen: Die Anzahl von Fouls sind nicht zwangsläufig ein Gradmesser für eine aggressiv-giftige Spielweise, man kann auch regelkonform hart am Mann sein. Wenn der David gegen den Goliath aber über eine halbe Stunde lang den Schiri beschäftigungslos lässt, ist dies allerdings schon ein Hinweis für eine gewisse Zahnlosigkeit.

Mutmacher gegen den BVB

Vergangenheit, am Sonntag will der Club dem Spitzenreiter ein bissig-galliger Gegner sein, der tiefstehend keinen Zentimeter, geschweige denn einen Ball kampflos hergibt. Dass er unter der Regie von Boris Schommers dank einer klaren Rollenverteilung zu einer ordentlichen bis guten defensiven Stabilität gefunden hat, ist neben dem 0:0 zu Hause gegen den BVB der Mutmacher fürs Derby. "In Leverkusen haben wir aus dem Spiel heraus bis zum 0:1 so gut wie nichts zugelassen. Und dieser Treffer resultierte aus einer Standardsituation", hebt Behrens hervor.

Welch dickes Brett die Franken, kompakte Defensive hin oder her, am Sonntag jedoch vorgesetzt bekommen, machen zwei Zahlen überdeutlich: Mit 79 Treffern reist die beste Offensive der Liga an, alleine deren Torjäger Robert Lewandowski hat 21-mal getroffen und damit nur dreimal weniger als der ganze FCN zusammen. Kein Wunder also, dass es Innenverteidiger Lukas Mühl für eine schlechte Idee hält, wenn sich seine Mannschaft nur aufs Verteidigen konzentrieren würde.

Mutig für Entlastung sorgen, lautet seine Devise gegen Dauerdruck, bei dem die Gefahr groß wäre, dass früher oder später ein Ball ins eigene Netz flutscht. In ebendiese Kerbe schlägt auch der Kapitän, indem er auch daraufsetzt, dass die berühmten Nadelstiche mehr Wirkung zeigen als zuletzt: "Es war ja nicht so, dass wir keine Chancen hatten. Einen Konter besser zu Ende spielen, oder ein Standard, bei dem nicht ein paar Zentimeter fehlen, das ist keine Utopie."

Erstmals seit 2008: Kein negatives Eigenkapital

Apropos Utopie. Wer 2016 im Frühjahr prophezeit hätte, dass der damals von der Insolvenz bedrohte Club drei Jahre später die Lizenz ohne Bedingungen und vor allem ohne Auflagen erhalten würde, wäre wohl gelinde gesagt milde belächelt worden. Ein strikter Sparplan wie auch das Umstrukturieren der Schulden unter der alten Vorstandschaft um Michael Meeske (Finanzen) und Andreas Bornemann (Sport) tragen nun Früchte. Zum Stichtag 31.12.2018 hat die Bilanz erstmals seit gut einem Jahrzehnt kein negatives Eigenkapital mehr ausgewiesen - zuletzt war dies als Folge des Pokalsieges 2007 im Jahr 2008 der Fall. Damals hatte der Club ein Plus von 500 000 Euro, nun ist es das Doppelte.

Schuldenfrei ist der Club deswegen aber noch lange nicht, und es gilt auch weiterhin, jeden Euro umzudrehen. Allerdings hat sich der Handlungsspielraum deutlich vergrößert, abzulesen an dem Umstand, dass der Club nicht mehr gezwungen ist, Spieler zu Geld zu machen. Dass er dennoch in Zukunft weiterhin Transfererlöse machen will, steht auf einem anderen Blatt. "Grundsätzlich gehört das Transfergeschäft - wie bei vielen anderen Profi-Fußballvereinen auch - zu unserem Geschäftsmodell, bei dem wir über Käufe und Verkäufe von Spielern Werte generieren wollen. In der Vergangenheit konnten wir dadurch zumeist eine positive Transfer-Bilanz ausweisen", betont Finanzvorstand Niels Rossow, der sich für den Fall des Abstiegs ein sehr ambitioniertes Ziel gesetzt hat.

Er möchte das Geschäftsjahr 2019/20 mit einer schwarzen Null abschließen und zugleich einen Kader an den Start schicken, der das Potenzial für den sofortigen Aufstieg hat. Ohne Transfererlöse wird dies nur sehr schwer zu realisieren sein.

Christian Biechele