Bundesliga

Hertha bleibt bis 2025 im Olympiastadion

Bei der Etatplanung fällt erstmals die 100-Millionen-Euro-Grenze

Hertha bleibt bis 2025 im Olympiastadion

Hertha BSC wird einen neuen Mietvertrag für das Olympiastadion Berlin unterschreiben.

Hertha BSC wird einen neuen Mietvertrag für das Olympiastadion Berlin unterschreiben. picture alliance

Nachdem die erste Verhandlungsrunde zwischen den beteiligten Parteien am 4. Mai wegen der Forderungen des Senats zum Fiasko geriet, kommt die schnelle Einigung durchaus überraschend. Anfang Mai hatte die Eigentümer-Seite den Klub mit ihren Forderungen zum Auftakt des Pokers nachhaltig verärgert. Im Gespräch war eine Verdopplung der bisherigen Miete auf 7,5 Millionen Euro pro Saison, die ersatzlose Abtretung der Catering-Rechte, deren Wert jährlich auf 1,5 Millionen taxiert werden, von Hertha an die Betreibergesellschaft sowie eine 15-jährige Laufzeit des neuen Mietkontrakts.

In der Summe hätte das den Klub, der auf Sicht einen Stadion-Neubau anstrebt, insgesamt etwa 135 Millionen Euro gekostet, um von 2017 bis 2032 im Olympiastadion zu spielen. Der missglückte Verhandlungsauftakt hatte die Atmosphäre deutlich abgekühlt, Hertha-Manager Michael Preetz hatte dem kicker damals gesagt: "Das, was da aufgerufen wurde, schockiert uns. Wir haben keine Erklärung dafür. Wenn sich die Gegenseite vorstellt, dass wir in diesen 15 Jahren eine signifikante, dreistellige Millionen-Summe als Miete zahlen sollen, werden wir unsere eigenen Stadion-Pläne definitiv intensivieren müssen."

Jahresmiete ab 2017 bei 5,2 Millionen Euro

Jetzt haben sich - in einer Handvoll Gespräche - beide Seiten aufeinander zubewegt und eine Lösung gefunden. Hertha akzeptierte eine erhöhte Miete, im Umkehrschluss verzichtete das Land Berlin auf die Cateringrechte, eine überdimensionierte Laufzeit des neuen Vertrages und kann mindestens bis 2025 mit regelmäßigen Einnahmen des Hauptmieters rechnen. Nach kicker-Informationen zahlt der Klub ab 2017 eine Jahresmiete von 5,2 Millionen Euro. Die vereinbarte Option für weitere fünf Jahre (bis 2030) ist einseitig, sie liegt auf Seiten des Klubs.

Berlins Sportsenator Frank Henkel erklärte am Montag: "Wir haben eine gute Lösung gefunden. Die Vertragspartner wissen, was sie aneinander haben. Hertha und das Olympiastadion, das gehört einfach zusammen." Auch Hertha-Präsident Werner Gegenbauer, der am Montagabend ohne einen Gegenkandidaten zur Wiederwahl bis 2020 antritt, lobte den ausgehandelten Kompromiss: "Das bedeutet Klarheit in diesem wichtigen Thema und damit Planungssicherheit." Ungeachtet der schnellen Einigung: Hertha plant auf Sicht weiterhin einen Auszug aus der traditionsreichen, von der FIFA mit fünf Sternen zertifizierten Spielstätte und strebt in einer eigenen Arena in der Stadt oder vor den Toren der Stadt eine Verbesserung der Einnahmesituation und des Komforts an.

Die 100-Millionen-Euro-Budgetgrenze ist ein wichtiger Meilenstein für Hertha.

Finanz-Geschäftsführer Ingo Schiller

Unterdessen hat Hertha BSC die Etatzahlen für die kommende Spielzeit vorgestellt. Erstmals überhaupt geht der Hauptstadt-Klub mit einem Haushalt von über 100 Millionen Euro an den Start. Der Tabellen-Siebte der abgelaufenen Bundesliga-Saison plant für 2016/17 demnach mit Erträgen von 102,3 Millionen Euro und Ausgaben von 102,1 Millionen Euro. "Das zeigt, dass wir Schritt für Schritt in andere Dimensionen vordringen können", sagte Finanz-Geschäftsführer Ingo Schiller, der die Rekordzahlen am Montagabend den Mitgliedern präsentieren wird, am Montagmittag. "Die 100-Millionen-Euro-Budgetgrenze ist ein wichtiger Meilenstein für Hertha. Ich gehe davon aus, dass wir auch in den nächsten Jahren mindestens in dieser Größenordnung unterwegs sein werden."

In der Saison 2014/15 hatte der Klub Erträge von 88,5 Millionen Euro ausgewiesen, die Zahlen für 2015/16 werden bei der Mitgliederversammlung im November präsentiert. Der Lizenzspieler-Etat soll 2016/17 bei 40 Millionen Euro liegen - auch das eine Rekordzahl. Planungsprämissen sind 45 Punkte in der Liga, der Einzug in die dritte DFB-Pokal-Runde, ein Zuschauerschnitt von 49.950 und das Erreichen der Gruppenphase der Europa League. Dafür muss der Klub sowohl die 3. Qualifikationsrunde als auch die Play-offs überstehen. Auf der Ertragsseite sind auch Transfereinnahmen in Höhe von fünf Millionen Euro eingestellt - im Klartext: Der eine oder andere Berliner Profi ist trotz laufenden Vertrages auf dem Markt. Neben Ronny (Vertrag bis 2017) und Roy Beerens (2017), die unter Trainer Pal Dardai zuletzt keine Rolle mehr spielten, gelten auch Jens Hegeler (2017), Tolga Cigerci (2017) und Valentin Stocker (2018) als potenzielle Verkaufskandidaten. Auch für den in der abgelaufenen Saison an den türkischen Erstliga-Elften Bursaspor verliehenen Hajime Hosogai (2017) wird ein Abnehmer gesucht.

Steffen Rohr