2. Bundesliga

Beispiel Klopp - "Diesen Spirit wollen wir beim VfB erzeugen"

Mislintat zur Situation beim VfB Stuttgart

Beispiel Klopp - "Diesen Spirit wollen wir beim VfB erzeugen"

Stehen sie für eine neue Kultur beim Absteiger? Sportdirektor Sven Mislintat und Sportvorstand Thomas Hitzlsperger.

Stehen sie für eine neue Kultur beim Absteiger? Sportdirektor Sven Mislintat und Sportvorstand Thomas Hitzlsperger. imago images

Der VfB überraschte im April mit der Verpflichtung von Mislintat auf der Position des Sportdirektors. Allein seine Vergangenheit bei Borussia Dortmund und Arsenal ließ nicht darauf schließen, dass er zu einem potenziellen Absteiger wechseln könnte. "Ich habe mich zum VfB bekannt, obwohl die Wahrscheinlichkeit 50:50 stand, dass dieser große Traditionsverein absteigt", erklärt er auf der Website der Schwaben.

Erste Kontakte hatte Präsident Wolfgang Dietrich bereits 2017 geknüpft. Doch was hat Mislintat letztlich überzeugt? "Als ich später bei Arsenal war, präsentierte mir Wolfgang die Idee, gemeinsam mit Thomas Hitzlsperger beim VfB etwas zu entwickeln." Der 46-Jährige sieht beim Klub ein "brutales Potenzial".

Für den "Worst Case" Abstieg macht Mislintat niemand persönlich verantwortlich - im Gegenteil. "Wir alle haben Fehler gemacht und obwohl ich erst ein paar Wochen hier bin, zähle ich mich ausdrücklich dazu und bin mitabgestiegen", so Mislintat. "Beim Klassenverbleib wäre die Fehleranalyse weit weniger hart ausgefallen, sodass wir möglicherweise wie bisher weitergemacht hätten." Nun liege es an ihm und Sportvorstand Hitzlsperger, die Stimmung im Verein zu drehen.

"Es kann etwas Wunderbares entstehen"

Zweifel, dass das nicht gelingen könnte, hegt Mislintat weniger. "Was hier für eine Power und Kraft im Klub steckt, merkt man bei jedem Heimspiel mit 60.000 Zuschauern. Wir wollen und werden den VfB wieder flottkriegen. Es kann etwas Wunderbares entstehen." Wie so etwas geht, habe Jürgen Klopp mit Liverpool am Samstagabend im Finale der Champions League gezeigt. Der Schlüssel? Ein funktionierendes Team, das an einem Strang zieht. "In dieser Hinsicht ist Kloppo das beste Beispiel und auch einer meiner Mentoren aus unserer Dortmunder Zeit. Diesen Spirit wollen wir auch wieder beim VfB erzeugen."

Der Zufall half bei Walters Verpflichtung mit

Sportlich setzt der VfB dabei auf den neuen Trainer Tim Walter, dessen Verpflichtung wohl auch ein bisschen Zufall war, wie Mislintat verrät. Der Kieler Neuzugang Atakan Karazor "hat ein bisschen den Pfad zu Tim Walter geebnet, nicht umgekehrt - doch das nur als kleine Anekdote am Rande. Wir haben Atakan intensiv beobachtet und dabei schnell gemerkt, dass Tim eine klare Idee am Ball hat." Walter pflegt einen Spielstil, den Hitzlsperger zuletzt bei den Schwaben wieder gefordert hat: Mutig und offensiv. Stuttgart will wieder mit dem Ball und weniger gegen den Ball spielen. "Diese Art des Fußballs, bei der Mut an erster Stelle steht, ist unserer Überzeugung nach der Weg zu langfristigem Erfolg", unterstreicht Mislintat.

"Wir haben drei, vier weitere Spieler im Köcher"

Neben Karazor haben sich Mateo Klimowicz und Philipp Klement bereits für den Zweitligisten entschieden, Marcin Kaminski und Orel Mangala kehren zurück und weitere Neuzugänge sind in der Vorbereitung. "Wir haben noch drei, vier weitere Spieler im Köcher [...], bei denen es aber auch eine Frage der finanziellen Rahmenbedingungen ist", verrät der Sportdirektor. Die Spieler mit auslaufenden Vertrag, wie etwa Kapitän Christian Gentner, werden nächste Woche informiert, wie es für sie weitergeht.

"Wir können nicht nur mit 19- und 20-Jährigen spielen"

Künftig sollen wieder mehr junge Spieler eingebaut werden - am besten aus der eigenen Jugend, die am Sonntag im Finale der A-Junioren das Double gegen Borussia Dortmund verpasst hat. Doch Mislintat schränkt ein: "Wir können nicht nur mit 19- und 20-Jährigen spielen, aber wir brauchen solche jungen Spieler mit der Qualität, den Arrivierten Konkurrenz zu machen. Man kann keinen 20-jährigen Spieler weiterbringen, ohne auch einen 28-Jährigen an seiner Seite zu haben."

Egal, um wen es letztlich geht, soll die Leistungskultur im Verein gefördert werden. "Das Leistungsprinzip kann nur gelten, wenn eine Konkurrenzsituation da ist, in der jeder um seinen Platz kämpfen muss und auch die Bereitschaft dazu mitbringt." Eine Bereitschaft die in der vergangenen Saison einige Spieler nicht bereit waren, für den Traditionsverein aufzubringen.

tru

Das Zuschauer-Ranking der Bundesliga 2018/19