Unions Trainer Urs Fischer nahm nach dem 0:3 gegen Eintracht Frankfurt, der zwölften Pflichtspielniederlage in Folge, gleich fünf Wechsel vor. Knoche, Trimmel, Kral, Gosens und Hollerbach (nicht für die Champions League nominiert) mussten weichen, Jaeckel, Juranovic, Roussillon, Khedira und Haberer waren neu dabei.
SSC-Coach Rudi Garcia brachte nach dem 2:0 bei US Salernitana lediglich den in der Liga gelbgesperrten Natan zurück, für den Östigard wich - ansonsten beließ er es bei seiner siegreichen Elf.
Die Berliner verbuchten über Becker zwar den ersten Abschluss der Partie (4.), sahen sich aber dennoch hauptsächlich vor dem eigenen Tor wirken. Neapel zeigte sich vom Start weg spielfreudig und wusste über die Außenbahnen zu kombinieren. Gegen die dichtstehende Union-Defensive war aber lange kein Durchkommen möglich.
Rönnow pariert stark - VAR verhindert SSC-Führung
Champions League, 4. Spieltag
Erst nach 17 Minuten musste Rönnow erstmals parieren, gegen di Lorenzo erledigte er seinen Job aus kurzer Distanz hervorragend. Der Druck nahm im Anschluss allmählich zu, die wenigen, erfolglosen Union-Versuche zu entlasten fanden mangels Passgenauigkeit meist kurz nach der Mittellinie ein jähes Ende.
Der Kopfballtreffer von Zambo Anguissa (30.) kam deshalb nicht von ungefähr, obwohl die Gastgeber nicht ins letzte Risiko gingen. Zwar hatte das Tor aufgrund eines Fouls von SSC-Kapitän di Lorenzo gegen Roussillon nach VAR-Eingriff keinen Bestand, doch der Hallo-wach-Effekt der Berliner hielt im Anschluss nur wenige Minuten an.
Politano bricht den Bann
So war es Politano, der Mario Ruis scharfe Hereingabe mit der Brust zur verdienten Führung über die Linie drückte (39.).
Kurz vor der Pause setzte Juranovic einen Freistoß an den Pfosten (45.+7), ansonsten agierten die Berliner zu passiv und offensiv unglücklich. Die Bilanz nach dem ersten Durchgang: 70 zu 30 Prozent Ballbesitz zugunsten der Gastgeber, eine schwache Berliner Passquote von 74 Prozent sowie null von sechs angekommenen Flanken.
Ein Tor nach altem Muster: Fofana veredelt den Konter
Daran änderte sich auch nach Wiederbeginn nichts - doch gegen weiterhin nicht mit letzter Konsequenz aufspielende Italiener fand Union plötzlich in ein altgewohntes Muster: Nach Ballgewinn von Roussillon leitete dieser umgehend den Konter ein, bei dem Becker und Fofana das Überzahlspiel zwar nicht perfekt, aber dennoch ausnutzten. Beckers Schuss konnte Meret parieren, der zweite Versuch von Fofana saß (52.).
Union glaubte plötzlich wieder an die eigenen Fähigkeiten. Zwar mauerten sich die Berliner in ihrer eigenen Hälfte ein, doch bei Umschaltaktionen wirkte man wacher. Beinahe gelang gar der Doppelschlag, Beckers Versuch aus spitzem Winkel wurde jedoch ans Außennetz abgefälscht (55.).
Union lässt Konter ungenutzt - Neapel kommt nicht durch
Während auch ein weiterer Konter der Gäste keine Früchte trug (69.), fehlte es dem Neapel-Spiel zunehmend an Tempo. Erst in der Schlussphase schaltete der italienische Meister einen Gang hoch, die Union-Defensive geriet aber nicht mehr ins Wanken. Im Gegenteil: In der Nachspielzeit ergab sich gar noch ein Konter, doch Fofana und Becker hatten nicht mehr die Kraft, die Chance auf den Siegtreffer auszuspielen.
Es blieb beim 1:1, das zwar das Ende der zwölf Spiele andauernden Niederlagen-Serie der Berliner bedeutet, allerdings nichts am vorzeitigen Champions-League-Aus für den Debütanten änderte. Aufgrund des zugunsten der Italiener ausfallenden direkten Vergleichs ist bei zwei verbleibenden Spielen und sechs Punkten Differenz kein Überwintern in der Königsklasse mehr möglich.
Neapel begrüßt am Sonntag (12.30 Uhr) den FC Empoli zum Heimspiel. Für Union geht es am Sonntag (15.30 Uhr) darum, bei den bislang ungeschlagenen Leverkusenern an die Leistung der zweiten Halbzeit anzuknüpfen.