Gladbachs Trainer Dieter Hecking reagierte auf das bittere wie klare 0:3 in Wolfsburg , das direkt nach dem starken 2:1-Erfolg gegen den FC Bayern gefolgt war, mit lediglich einem Wechsel - und dieser wurde erwartet: Kramer rückte nach seiner neuerlichen Schädelprellung für Jantschke (ebenfalls Schädelprellung) in die Startelf. Das Lazarett der Fohlen lichtete sich dadurch aber nicht wirklich: Auch Herrmann (Muskelfaserriss), Hofmann (Innenbandteilriss im Knie), Johnson (Rückenbeschwerden), Strobl (Kreuzbandriss) und Traoré (Muskelverletzung) mussten passen.
Schalke-Coach Domenico Tedesco baute seine Mannschaft derweil im Vergleich zum 2:2 gegen Köln , dem zweiten Remis in Folge (4:4 in Dortmund), auf drei Stellen um - und das überraschte durchaus: Kehrer, di Santo und Embolo durften für Stambouli, Konoplyanka und vor allem den eigentlich immer gesetzten Burgstaller (allesamt auf der Bank) ran.
Ginter belohnt starke Gladbacher
Für Embolo war es übrigens der erst zweite Bundesliga-Einsatz von Beginn an in dieser Saison (sechs Einwechslungen). Wenig verwunderlich, dass sich der Schweizer gegen die Gladbacher Abwehr um Vestergaard oder Ginter anfangs immens schwer tat. Allgemein fanden die Knappen an diesem Abend schwer ins Spiel: Die Defensive stand zwar sicher gegen die spielstärkeren Borussen, nach vorn ging aber bis auf einen Kopfball von Kehrer (5.) wenig bis nichts. Das führte gar dazu, dass S04-Coach Tedesco nach etwa 15 Minuten die Viererkette wieder zu der gewohnten Dreierreihe (Kehrer, Naldo, Nastasic) umbaute.
Zwischenzeitlich zeigten sich die Gelsenkirchener dadurch zwar offensiver, insgesamt kam vom Angriff aber zu wenig, um die technisch versierten Fohlen klein zu halten. Die logische Folge war letztlich das 1:0 für die Borussen: Ginter, der sich schon in der 14. Minute angenähert hatte, setzte einen weiteren Kopfball in Richtung Tor. Der Ball landete links vor dem Gehäuse beim lauernden Kramer - und der Weltmeister drückte die Kugel aus kürzester Entfernung mit dem ausgefahrenen rechten Fuß unter die Latte (23.). Eine schöne Geschichte war es obendrein für den Sechser, da er damit sein erstes Bundesliga-Tor in dieser Saison und sein erstes seit beinahe drei Jahren erzielte.
Videobeweis hoch zwei
Weiter ging es mit einer starken Rettungstat von Ginter, der einen Kehrer-Abschluss gerade noch mit dem Kopf vor der Linie klärte (31.). In der Folge wurde es dann richtig wild - und zwar wegen des Videobeweises: Nach einer feinen Kombination über Raffael landete der Ball beim alleinstehenden Grifo, der die Kugel aus kürzester Distanz an die Querlatte donnerte. Den Abpraller drückte der lauernde Stindl über die Linie, das vermeintliche 2:0 zählte aber nicht. Der deutsche Nationalspieler stand wohl minimal im Abseits - kurz vor seinem vermeintlichen Tor oder wenige Station vorher in diesem Angriffsspielzug (37.).
Richtig schwer wurde es kurz vor der Pause, als nach einer weiteren Passstafette der Fohlenelf plötzlich Naldo mit dem ausgefahrenen Bein Gegenspieler Stindl legte. Es gab Elfmeter, das Foul war unstrittig. Dennoch sprach Referee Sascha Stegemann mit der Videozentrale in Köln - und nahm seine Entscheidung zurück. Warum? Weil wenige Stationen vor dem elfmeterwürdigen Foul von Naldo Gladbachs Wendt Caligiuri regelwidrig gestoppt hatte.
Bundesliga, 15. Spieltag
Fährmann und Vestergaard dienen Schalke
Zu Beginn des zweiten Abschnitts zeichnete sich das gleiche Bild wie in den ersten 45 Minuten: Die gastgebenden Rheinländer waren das tonangebende Team, vor allem spielerisch waren sie S04 weitestgehend überlegen. Auch Chancen ergaben sich - zum Beispiel in der 51. Minute: Nach einer scharfen Flanke von der rechten Seite rettete Nastasic in höchster Not, ehe Grifo nachsetzte und Torwart Fährmann mit einem saftigen Abschluss prüfte. Hazard versuchte es ebenfalls - und setzte einen Flachschuss links vorbei (57.).
Ab und an suchten aber auch die Königsblauen den Weg nach vorn - und kamen plötzlich mit reichlich Glück zum Ausgleich: Caligiuri ließ zunächst Kramer auf dem rechten Flügel schön aussteigen und flankte scharf nach innen. Dort lauerte zwar kein Mitspieler, dafür aber Vestergaard, der den Ball mit dem langen Bein ins eigene Tor lenkte (62.).

Unglücksrabe: Jannik Vestergaard (links) überwindet Torwart Yann Sommer und half somit Schalke. imago
Burgstallers zwei Großchancen
Der Gegentreffer traf die Elf vom Niederrhein bis ins Mark - denn fortan präsentierte sich S04 immer besser: Allen voran mit der Hereinnahme von Burgstaller zeigten sich die Gelsenkirchener immer gefährlicher - und näherten sich gar dem 2:1 an. Eine gute Möglichkeit vergab der Österreicher selbst, als er einen nicht optimal getroffenen Volleyschuss haarscharf rechts vorbeisetzte (74.).
Burgstaller sollte gar eine noch bessere Chance haben, um auf 2:1 zu stellen: Nach einem feinen Konter durchs Zentrum tauchte der frühere Nürnberger nach einem Haken frei vor Sommer auf. Der Stürmer schoss den schnell heranstürmenden und sich breit machenden Torhüter aber ab (87.). Ein 2:1 für S04 wäre des Guten an diesem Abend aber zu viel gewesen.
Gladbach, das mit dem Remis nicht an Schalke vorbeiziehen konnte, spielt im Zuge der englischen Woche am kommenden Dienstag (20.30 Uhr) beim SC Freiburg. Die Knappen erwarten einen Tag später (20.30 Uhr) den FC Augsburg.