Gladbachs Trainer Lucian Favre musste gegenüber der 0:1-Auswärtspleite gegen Borussia Dortmund gleich zwei wichtige Defensivkräfte ersetzen: Kapitän Stranzl konnte wegen Oberschenkelproblemen nicht mitwirken, Kramer zwickte der Rücken. Dafür stand Xhaka vier Wochen nach seinem Bänder- und Kapselriss wieder parat und rückte auf die Doppelsechs neben Nordtveit. Alvaro Dominguez verteidigte innen, Wendt besetzte die linke Außenbahn. Frankfurt-Coach Thomas Schaaf musste im Vergleich zur deutlichen 0:4-Heimniederlage gegen den FC Bayern München notgedrungen einmal umstellen. Medojevic konnte wegen eines grippalen Infekts nicht spielen, dafür rückte der Japaner Inui in die Startelf.
Vor ausverkauftem Haus begann Mönchengladbach stark und dominierte die Anfangsphase. Und es ergaben sich prompt Chancen. Anderson ging zu zögerlich zu Werke, Herrmann hatte so das 1:0 auf dem Fuß, doch Eintracht-Keeper Wiedwald verhinderte einen Rückstand (3.). 120 Sekunden später war dann aber auch Wiedwald machtlos, denn Oczipka fälschte einen Schuss von Nordtveit unhaltbar für seinen Torwart zur Führung für die Westdeutschen ab (6.).
Gladbach blieb zunächst am Drücker. Die Favre-Elf schaltete nach Ballgewinnen immer wieder schnell um und sorgte so für Gefahr im Eintracht-Strafraum. Allerdings verpassten es die Borussen, nachzulegen. Russ stoppte im letzten Moment Raffael (9.), ein Xhaka-Treffer zwei Minuten später zählte wegen einer Abseitsstellung von Raffael nicht. Und eine Kopfball-Ablage von Kruse quer vor das leere Frankfurter Tor fand in der 14. Minute keinen Abnehmer.
Mit zunehmender Spieldauer kam dann Frankfurt aber immer besser in die Partie. Bereits unmittelbar nach dem 0:1 feuerten Seferovic und Anderson (8.) erste Warnschüsse ab. Diese gaben den Hessen Mut, die nach rund 20 Minuten das Spiel dann endgültig ausgeglichen gestalten und sich auch Chancen erarbeiten konnten. Besonders über die rechte Seite mit den agilen Aigner und Stendera kam das Schaaf-Team immer wieder gefährlich nach vorne.
Doch es fehlte in Durchgang eins die letzte Konsequenz vor dem Gladbacher Tor. Meier zielte rüber (17.), Stendera daneben (20.). Und dann war ja auch noch Gladbachs Keeper Sommer, der öfters als ihm lieb war eingreifen musste. Der Schweizer vereitelte in der 29. Minute den möglichen Ausgleich, als er einen Meier-Freistoß aus zentraler Position klärte. Von Gladbachs Offensive war bis zum Pausenpfiff nur noch wenig zu sehen. Lediglich in der 34. Minute meldeten sich die Borussen, doch Kruse scheiterte am Außennetz. So ging es mit der knappen Führung für Gladbach in die Kabinen.
Frankfurt dreht nach dem Seitenwechsel eindrucksvoll auf
Der 12. Spieltag
Nach Wiederanpfiff verbuchten zwar die Borussen durch Hahn die erste Chance für sich (47.), doch fortan war Frankfurt am Drücker. Die Eintracht hatte binnen weniger Minuten hochkarätige Möglichkeiten durch Stendera (51.), Seferovic und Inui (jeweils 53.). Zweimal Sommer sowie Korb verhinderten aber einen Gegentreffer.
Der Druck der Frankfurter war aber zu groß, und binnen dreier Minuten drehte die Eintracht das Ergebnis. Zunächst schlenzte Stendera den Ball von der Strafraumgrenze ins rechte Toreck (54.), in der 57. Minute musste der tapfere Sommer einen Aigner-Schuss abprallen lassen, Eintracht-Kapitän Meier den Ball nur noch über die Linie drücken.
Der Doppelschlag zeigte Wirkung bei den Gladbachern. Von der Borussia war in der Offensive fast nichts mehr zu sehen, Frankfurt dominierte nun eindeutig das Geschehen auf den Rasen. Und dann ließ sich auch noch Sommer von der Verunsicherung anstecken. Der Schweizer fabrizierte in der 73. Minute einen schlampigen Abschlag. Der eingewechselte Kittel sprintete dazwischen, über Meier kam der Ball zu Inui. Der Japaner hatte Zeit und Raum und ließ Sommer mit einem platzierten Schuss ins rechte Toreck keine Chance - 1:3.
Unrühmlicher Abschluss: Gladbachs Xhaka (re.) sieht die Ampelkarte. Getty Images
Zwar zog Favre mit Hrgota und Traoré unmittelbar danach seine letzten Joker, nachdem in der 66. Minute bereits Hazard gekommen war, doch die Gladbacher konnten die erste Heimniederlage nicht mehr abwenden. Hektisch und unschön wurde es in der Nachspielzeit. Zunächst fand ein Kopfballtreffer von Xhaka wegen einer vermeintlichen Abseitsstellung keine Anerkennung - eine ganz, ganz knappe Entscheidung. Der Schweizer protestierte, sah Gelb und grätschte nur wenig später Kittel im Mittelfeld böse ab - Gelb-Rot war die Folge (90. +2). Wenig später war Schluss, Frankfurt bejubelte den ersten Dreier nach zuvor fünf Niederlagen in Folge.
Die Borussen reisen am nächsten Sonntag (15.30 Uhr) zum VfL Wolfsburg. Frankfurt empfängt zwei Stunden später Borussia Dortmund.