Bundesliga

TSG Hoffenheim: Pellegrino Matarazzo braucht nun Argumente

Patt in der TSG-Geschäftsführung

Matarazzo braucht nun Argumente

Nur ein Sieg aus den letzten 13 Pflichtspielen: Hoffenheim-Coach Pellegrino Matarazzo.

Nur ein Sieg aus den letzten 13 Pflichtspielen: Hoffenheim-Coach Pellegrino Matarazzo. IMAGO/foto2press

Die - zugegebenermaßen überschaubare - Anzahl an Anhängern aus der organisierten Fanszene jedenfalls tat am Sonntagabend ihren Unmut kund und zitierte die Mannschaft vor die Kurve. Der späte Ausgleich durch Andrej Kramaric in der Nachspielzeit - Max Finkgräfe hatte die Gäste in Führung gebracht - konnte deren Enttäuschung nicht übertünchen.

"Klar sind die Fans unzufrieden, jeder aus der Mannschaft ist unzufrieden", zeigte Grischa Prömel Verständnis. Nur ein Sieg aus den letzten 13 Pflichtspielen, darunter drei Unentschieden gegen die Kellerkinder aus Mainz, Darmstadt und eben nun Köln. Zuletzt sieben Partien ohne Dreier in Serie. "Es ist zu wenig", sagte Prömel und meinte zwar in erster Linie den Sonntag. Die Analyse darf der 29-Jährige aber auch auf die schwache Phase seit November ausweiten.

Das Kuriose: Tabellarisch liegt die TSG dank ihres starken ersten Saisondrittels nichtsdestotrotz als Achter mit Tuchfühlung nach Europa weitgehend im Soll. Das unterstreicht Prömel einerseits: "Wir sind zwei Punkte hinter dem siebten Platz." Der Mittelfeldmann sagt aber auch: "Ich weiß nicht, was der Anspruch hier ist." Vielleicht weiß das bei der TSG niemand so recht und da hilft der Blick aufs große Ganze.

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Neuzugänge bleiben weitestgehend blass

Vor etwas mehr als zwei Jahren gab Mehrheitseigner Dietmar Hopp das obere Drittel als Ziel aus. Nur handelte man auf dem Transfermarkt zunächst nicht dementsprechend, was die damalige Geschäftsführung auch auf Corona zurückführte. Nun, im vergangenen Sommer, investierten die Kraichgauer kräftig. Die einträglichen Abgänge von Christoph Baumgartner, Angelo Stiller und den bereits vorher nach Bologna verliehenen Stefan Posch kompensierte man mit Mergim Berisha, Attila Szalai, Anton Stach, Marius Bülter und der Leihe von Wout Weghorst.

Bülter allerdings mäandert lediglich zwischen Startelf und Bank mit überschaubarer Bilanz. Szalai - ein wie der ebenfalls von Roger Wittmanns Agentur Rogon betreute und 2022 teuer verpflichtete Stanley Nsoki linksfüßiger Innenverteidiger - enttäuschte und wurde nach Freiburg verliehen. Weghorst ist gesetzt, kann aber längst nicht an seine starke Quote aus Wolfsburger Zeiten anknüpfen. Berisha ist verletzt. Stach schwimmt mit, macht es insgesamt ordentlich, ist aber nicht die erhoffte Führungskraft, die man für eine geschätzte Sockelablöse von zehn Millionen Euro erwarten darf.

Alles in allem wirkt der Kader individuell stark, aber in diversen Mannschaftsteilen mit zu ähnlichen Profilen ausgestattet. Sportgeschäftsführer Alexander Rosen gilt es dabei aber zugutezuhalten: Wie frei man in Hoffenheim von Einflüssen Externer wirklich arbeiten kann, steht zumindest in Frage. Auch vor dem Remis gegen Köln hatten Fans ein Anti-Rogon-Banner aufgehängt.

Knall auf oberster Ebene?

Rosen gilt als Befürworter Matarazzos, schon bei dessen verkorkstem Start mit fünf Pleiten in Serie im Frühjahr 2023 hielt er an dem 46-Jährigen fest. Und Matarazzo hat bereits beim VfB Stuttgart erfolgreich untermauert, dass er schwerere Stürme überstehen kann.

Allerdings ist im Kraichgau die Gesamtsituation zu berücksichtigen. Da stehen auf der einen Seite Rosen und sein Vertrauter, der Technische Direktor Bastian Huber, und auf der anderen die weiteren Geschäftsführer Denni Strich und Prof. Dr. Jan Mayer. Vor einigen Wochen soll es auf der obersten Ebene geknallt haben. Die Situation scheint zumindest nach außen befriedet. Doch wenn sportlicher Erfolg weiter ausbleibt, könnte sich das schnell wieder ändern.

Kurios: Seit Strichs Ankunft in Hoffenheim - der Ex-DFB-Mann hatte im Februar 2020 als Marketingleiter angeheuert und war fünf Monate später in die Geschäftsführung berufen worden - gingen mit Dr. Peter Görlich und Frank Briel bereits zwei Geschäftsführer trotz noch laufender Verträge. Nun erweckt es den Eindruck, als gebe es ein Patt im Management, dessen Ausgang offen ist und im Zweifel auch Auswirkungen auf die Trainerbank haben kann.

"Schritt nach vorne" in der Defensive

Matarazzo jedenfalls braucht nun Argumente, am besten schon am Samstag gegen den 1. FC Union (15.30 Uhr, LIVE! bei kicker). Die Stabilisierung der Abwehr ging am Sonntag zulasten des sonstigen Prunkstücks, der Offensive. "Was das Defensive angeht, haben wir einen Schritt nach vorne gesehen", analysierte Matarazzo zurecht, denn bis auf Finkgräfes Freistoß ließen seine Schützlinge nichts Konkretes zu. Im gleichen Atemzug aber musste der 46-Jährige feststellen: "Zu Hause gegen Köln ist es unser Anspruch, zu gewinnen und offensiv mehr zu kreieren." Diese Balance sollte der Coach schnell hinbekommen.

Benni Hofmann

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