Bundesliga

Lukebakio: Unter Druck auf der Überholspur

Herthas Stürmer bekommt von Dardai "viele Tritte in den Hintern"

Lukebakio: Unter Druck auf der Überholspur

Hertha-Trainer Pal Dardai sagt über Dodi Lukebakio: "Von mir kriegt er auch viele Tritte in den Hintern."

Hertha-Trainer Pal Dardai sagt über Dodi Lukebakio: "Von mir kriegt er auch viele Tritte in den Hintern." imago images

Vorm 1:0 spielte er einen Rückpass auf den an der Strafraumgrenze lauernden Deyovaisio Zeefuik. Vorm 2:0 nahm er einen langen Pass von Lucas Tousart auf, sprintete los, verzögerte kurz und schob den Ball durch die Leverkusener Edmond Tapsoba und Wendell hindurch auf den einlaufenden Matheus Cunha. Vor Jhon Cordobas 3:0 nahm er ein mäßig gelungenes Zuspiel von Matheus Cunha auf, musste abstoppen, drehte sich und spielte - wieder durch die von Tapsoba und Wendell gebotene Gasse - einen Steckpass in die Tiefe auf Zeefuik, der den Ball gewinnbringend nach innen gab: Dodi Lukebakio war beim Berliner Befreiungsschlag gegen indisponierte Leverkusener an allen drei Toren beteiligt, sein 4:0 in der zweiten Halbzeit fand wegen eines vorangegangenen Handspiels von Cordoba keine Anerkennung. "Wenn Dodi so spielt, ist er eine große Hilfe für die Mannschaft", sagt Trainer Pal Dardai. "Dann kann man ihn richtig lieben."

Zwischen Verzücken und Verzweiflung

So spielte er in dieser Saison natürlich nicht immer, eher: selten. Das Problem mangelnder Konstanz kennt Herthas talentiertes, aber wankelmütiges Ensemble zur Genüge. Aber keiner im Kader hat eine solche Spannbreite in seinen Darbietungen wie Lukebakio. Der Belgier kann seinem Trainer manchmal in Minutenschnelle abwechselnd erst Verzücken bereiten und ihn im nächsten Moment in Verzweiflung stürzen.

Spielersteckbrief Lukebakio
Lukebakio

Lukebakio Dodi

Bundesliga - 27. Spieltag
mehr Infos
Bundesliga - Tabelle
Pl. Verein Punkte
1
Bayern München Bayern München
64
2
RB Leipzig RB Leipzig
57
3
VfL Wolfsburg VfL Wolfsburg
54

Mit seinem Tempo, seinem linken Fuß und seiner Torgefährlichkeit stellt der Mann, der als Leihspieler bei Fortuna Düsseldorf 2018/19 in der Bundesliga unter anderem mit drei Toren in München (3:3) seine Visitenkarte abgab, die Gegner an guten Tagen vor unlösbare Aufgaben. An anderen Tagen dokumentiert nur der Spielberichtsbogen seine Teilnahme am Geschehen, dann streift Lukebakios Wirken die Grenze zur Unsichtbarkeit. "Als kreativer Spieler ist es schwierig, immer so zu spielen wie gegen Leverkusen", sagt Dardai. "Aber Dodi hat es drauf. Das war gut gegen Leverkusen. Und das muss er behalten."

Dardai: "Von mir kriegt er auch viele Tritte in den Hintern"

Druck perlt an dem Mann, den Hertha im Sommer 2019 für die damalige Klub-Rekordsumme von 20 Millionen Euro vom FC Watford loseiste, ab. Gegen den FC Augsburg (2:1), beim ersten Sieg nach der Rückkehr Dardais auf die Hertha-Bank, verwandelte der eingewechselte Lukebakio kurz vor Schluss den siegbringenden Elfmeter. Gegen Leverkusen trumpfte er mit Ball auf - und hatte bei Ballbesitz des Gegners wieder einige Passagen, in denen er nicht mit maximaler Aggressivität und Aufmerksamkeit zu Werke ging. In Szenen wie jener am Sonntag, als der zunächst weggerutschte Jeremie Frimpong nach 14 Minuten mit einer simplen Körpertäuschung an Lukebakio vorbeizog und mit seiner Flanke eine gute Kopfballchance für Patrik Schick vorbereitete, weiß man nicht, ob Lukebakio gedanklich gerade beim Spiel ist oder eher bei der Planung des nächsten Sommerurlaubs. Die Spannung beim Stürmer durchgehend hoch zu halten, ohne ihm die Lockerheit zu nehmen, Lukebakios Bewusstsein für defensive Abläufe zu schärfen, dessen Anlaufverhalten und Positionsspiel zu verfeinern - das ist Dardais Aufgabe. "Ich mag Dodi und arbeite gern mit ihm", sagt der Coach. "Und ich bin ehrlich mit ihm. Von mir kriegt er auch viele Tritte in den Hintern."

Es scheint zu helfen. Und dass Belgiens Nationaltrainer Roberto Martinez den seit Dezember verletzten Hertha-Kapitän Dedryck Boyata (Ermüdungsbruch im Mittelfuß) anforderte, aber Lukebakio für die anstehenden WM-Qualifikationsspiele gegen Wales (24.3.), in Tschechien (27.3.) und gegen Belarus (30.3.) nicht berief, motivierte den Hertha-Angreifer gegen Leverkusen offenbar zusätzlich. Im November hatte er beim 2:1-Sieg gegen die Schweiz für die in der Offensive mit Hochkarätern gespickte A-Nationalmannschaft seines Landes debütiert, aktuell ist er außen vor. "Dodi Lukebakio hat sein bestes Saisonspiel gemacht - komischerweise möglicherweise im direkten Zusammenhang mit der Nichtberücksichtigung für die belgische Nationalmannschaft", sagt Hertha-CEO Carsten Schmidt im OnAir-Podcast des Klubs. "Druck ist in diesem Zusammenhang für unsere Mannschaft und für uns genau richtig." Auf Lukebakio trifft diese These ziemlich sicher zu.

Steffen Rohr

Diese Bundesliga-Profis sind bei der U-21-EM dabei