Bundesliga

Lotka im Fokus - und mit Rückendeckung von Magath

Herthas Torhüter steht vor einem besonderen Spiel

Lotka im Fokus - und mit Rückendeckung von Magath

Volles Vertrauen: Felix Magath und Keeper Marcel Lotka.

Volles Vertrauen: Felix Magath und Keeper Marcel Lotka. IMAGO/Laci Perenyi

Es war ein eher harmloser Ball von Silvan Widmer aufs kurze Eck, aber er rutschte Marcel Lotka durch und ins Tor. 25 Minuten waren da gespielt am vergangenen Samstagabend im Berliner Olympiastadion, Lotkas Fauxpas war gleichbedeutend mit dem 0:1 bei der 1:2-Niederlage gegen Mainz 05.

Ein Punkt, das wusste man tags darauf nach dem 2:2 des VfB Stuttgart beim FC Bayern, hätte Hertha gereicht zum Liga-Erhalt. Lotka, der in Berlin binnen weniger Wochen einen fast surrealen Aufstieg von der Nummer 5 im Tor zur Nummer 1 hingelegt hat, ging nach der Partie hart mit sich ins Gericht: "Das war ein Flüchtigkeitsfehler. Das darf nicht passieren, das war ein einfacher Ball. Er ist durch meine Hände gerutscht, ich weiß gar nicht, wie. Das ist die Kunst, auch einfache Bälle zu halten."

Lob, Vertrauen und Startelfgarantie

Trotz des folgenschweren Fehlers und Lotkas heikler Vertragssituation verschwendet Felix Magath keinen Gedanken daran, beim Alles-oder-Nichts-Spiel in Dortmund am Samstag den Torhüter zu tauschen. "Ich habe vollstes Vertrauen, dass Marcel am Wochenende in sehr guter Verfassung spielt - egal, wie seine Vertragssituation ist", sagte der Hertha-Trainer am Donnerstag in der Spieltagspressekonferenz. "Er hat auch das Vertrauen der Mannschaft. Es gibt auch hier im Umfeld niemanden, der anzweifeln würde, dass er momentan die Nummer 1 ist. Es gibt keinen Gedanken, daran etwas zu ändern. Selbstverständlich wird er zwischen den Pfosten stehen."

Es gibt keinen Gedanken, daran etwas zu ändern. Selbstverständlich wird er zwischen den Pfosten stehen.

Felix Magath

Borussia Dortmund gegen Hertha BSC - das wird für den gebürtigen Duisburger mit polnischen Wurzeln ziemlich sicher das bisher schwierigste Karriere-Spiel. Mangels Perspektive in Berlin hatte Lotka zu Jahresbeginn einen Zweijahresvertrag in Dortmund unterschrieben, dort war und ist für ihn ein Kaderplatz in der in der 3. Liga ansässigen U 23 vorgesehen. Am 1. März, drei Tage nach Lotkas Bundesliga-Debüt (0:3 in Freiburg), verkündeten beide Klubs den Wechsel.

Wundersamer Höhenflug

Bundesliga, Abstiegskampf

Danach nahm Lotkas beinahe wundersam anmutender Höhenflug in Berlin immer deutlichere Konturen an. Die verletzungs- und krankheitsbedingte Absenz der Konkurrenten Alexander Schwolow, Oliver Christensen, Rune Jarstein und Nils Körber spülte den polnischen U-21-Auswahlkeeper bei Hertha BSC ins Bundesliga-Tor. Dort blieb er bis jetzt.

Eine Entwicklung, die weder der Klub noch Lotka auch nur ansatzweise hatten kommen sehen - und die dazu führte, dass Hertha vermeintlich fristgerecht, also vor dem vertraglich fixierten 30. April, eine einseitige Optionsklausel in Lotkas Vertrag zog und damit nach eigener Auffassung einen gültigen Vertrag bis 2023 mit dem Spieler besitzt. Der BVB wiederum pocht auf den von Lotka unterzeichneten Zweijahresvertrag.

Herthas Transfer-Bekanntgabe als "Verzichtserklärung"?

Es werde "ein juristisches Ding", hatte Hertha-Geschäftsführer Fredi Bobic nach dem Mainz-Spiel gesagt. Einer der heiklen Punkte ist, dass Hertha den Wechsel nach Dortmund selbst kommuniziert hat - was juristisch womöglich als Verzichtserklärung auf das Ausüben der Optionsklausel interpretiert werden könnte. Einen intensiven Austausch mit Dortmund - mit dem Ziel, eine Lösung zu finden - soll es erst nach dem Spiel am Samstag geben. "Wenn alles vorbei ist, dann wird geredet", kündigte Bobic am Donnerstag an.

Lotka muss ziemlich viel ausblenden

Nach kicker-Informationen gibt es bei Hertha längst konkrete Überlegungen, Lotka langfristig zu binden. Zuvor bräuchte es eine Einigung mit dem BVB. Aber zunächst steht für den Keeper, der mit großer Präsenz und viel Energie beeindruckt, die bisher größte Bewährungsprobe an. Magath weiß, dass sein Schlussmann am Samstag Top-Form braucht: "Er wird einen Großteil der Leistung bringen müssen, wenn wir in Dortmund etwas mitnehmen wollen." Alles andere - und das ist gerade ziemlich viel - wird Marcel Lotka für 90 Minuten ausblenden müssen.

Steffen Rohr

Das sind die Bundesliga-Neuzugänge für die Saison 2022/23