Bundesliga

Leidenschaft und Aggressivität: Holtmann und der Kessel Böllenfalltor

Neuzugang macht Darmstadt Mut

Leidenschaft und Aggressivität: Holtmann und der Kessel Böllenfalltor

Darmstadts Neuzugang Gerrit Holtmann sagt: "So positiv habe ich das noch nie erlebt."

Darmstadts Neuzugang Gerrit Holtmann sagt: "So positiv habe ich das noch nie erlebt." IMAGO/Eibner

Vergangene Saison gewann Holtmann mit dem VfL Bochum am letzten Spieltag 3:0 gegen den Werksklub. Allerdings erlebte er die 90 Minuten nur von der Bank. Unter Trainer Thomas Letsch war der schnelle Dribbler nicht mehr gefragt. Deswegen entschloss er sich zu einer Ausleihe zu Antalyaspor in der Türkei. Doch auch da wurde er in den vergangenen fünf Monaten nicht glücklich. Die Leihe wurde vorzeitig beendet. Nun soll er - abermals als Leihspieler - bei den Lilien mithelfen, dass der Klassenerhalt gelingt.

"Im Endeffekt ist im Fußball leider nicht alles planbar", sagt der 28-Jährige im Rückblick auf die vergangene Zeit in Bochum. "Und wenn der Trainer eine andere Idee hat, in die ein Spielertyp wie ich nicht passt, muss ich das akzeptieren." Sehr dankbar sei er jedoch, dass ihm Bochum bei seinem Wechsel zu einem möglichen Konkurrenten keine Steine in den Weg gelegt habe. Und auch die Leihe in die Türkei, wo er vor allem wegen mehrerer, kleinerer Verletzungen nicht Fuß fassen konnte, verbucht er als wertvolle Erfahrung.

Ein Förderer und alte Bekannte

In Darmstadt kennt er nicht nur seinen Entdecker Torsten Lieberknecht, der ihn einst nach Braunschweig geholt hatte. Mit Braydon Manu spielte er ebenfalls bei den Niedersachsen. Aaron Seydel war sein Mitspieler in Mainz, Klaus Gjasula in Paderborn. "Die haben alle gesagt, was das hier für ein schöner Verein ist."

Eine erste Kostprobe bekam er nach der Niederlage am vergangenen Sonntag im Kellerduell gegen Union Berlin, wo er als Einwechselspieler im Lilien-Trikot debütiert hatte. "Wir haben uns Mut zugesprochen nach dem Spiel, was sehr wichtig ist. So positiv habe ich das noch nie erlebt", sagt er. Gerade der Mannschaftsgeist sei entscheidend für den Kampf gegen den Abstieg. Hinzu kämen Leidenschaft, Aggressivität und Grasfressen. "Natürlich müssen wir auch die Chancen besser ausspielen, die wir haben. Wenn wir mal einen Dosenöffner haben, dann reicht das schon."

Hoffen auf den Kessel Böllenfalltor

Leverkusen sei "ein unfassbar schwerer Gegner, gefühlt eine unknackbare Mannschaft. Die haben Maschinen im Team, die 35 oder 36 Stundenkilometer schnell rennen, dazu Denker und Lenker wie Granit Xhaka, Robert Andrich oder Exequiel Palacios", sagt Holtmann. "Aber auch die haben Fehler, und die müssen wir halt nutzen. Und hier im Kessel am Böllenfalltor ist dann alles möglich."

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Die mangelnde Balance zwischen Offensive und Defensive hat Holtmann bei den Lilien auch schon als Schwäche ausgemacht, verbreitet aber Optimismus. "Ich kann aus meiner Erfahrung sprechen, dass wir letztes Jahr mit Bochum 70 Gegentore plus hatten und dann trotzdem in der Liga geblieben sind", sagt er. "Im vorderen Bereich müssen wir als erstes verteidigen und dann sofort mit nach hinten arbeiten. Natürlich fehlen die Ergebnisse, aber die werden jetzt kommen. Wir kriegen das hin."

Weitere Länderspiele für die Philippinen sollen folgen

Neben seinen Zielen mit den Lilien in der Bundesliga hat Holtmann auch internationale Ambitionen. Der gebürtige Bremerhavener und frühere deutsche Juniorennationalspieler will im März wieder für die philippinische Nationalmannschaft am Ball sein. Seine Mutter war vor 35 Jahren nach Deutschland gekommen, um hier zu arbeiten und ihre Familie in der Heimat zu unterstützen. Als philippinische Offizielle bei ihr anfragten, ob sich ihr Sohn vorstellen könne, für das Land zu spielen, habe er eingewilligt. Bereits im Sommer 2022 hat er zwei Länderspiele bestritten und dabei ein Tor erzielt. "Aber das wird noch mehr werden", sagt er.

Stephan Köhnlein

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