Bundesliga

Fritz' Werder-Mängelliste: "Haben einiges aufzuarbeiten"

Profi-Boss rätselt über die zwei Bremer Gesichter

Lange Werder-Mängelliste von Fritz: "Haben einiges aufzuarbeiten"

Kritisierte die Bremer Mannschaft nach dem 2:4 in Darmstadt deutlich: Clemens Fritz.

Kritisierte die Bremer Mannschaft nach dem 2:4 in Darmstadt deutlich: Clemens Fritz. IMAGO/RHR-Foto

"Diese Leistung über 70, 75 Minuten ist nicht der Anspruch, den wir haben. Ich habe ehrlich gesagt keine richtige Antwort darauf." Während es ihm ausdrücklich schwer fiel, zu begründen, warum sein Team am Sonntagnachmittag einen derart schlechten Auftritt hinlegte: Mit dem Beschreiben hatte Clemens Fritz es wesentlich leichter. Allzu deutlich erkennbar waren die Mängel, die der Leiter Lizenzbereich der Bremer nach dem ernüchternden 2:4 bei Aufsteiger Darmstadt 98 in einer langen Liste zusammenfasste.

Defizite in allen Mannschaftsteilen

"Ich kann alles aufzählen: Fehlende Intensität, fehlende Handlungsschnelligkeit, fehlende Zweikampfschärfe", haderte der 42-Jährige mit dem Gesehenen. "Da wird zu viel Raum gelassen, der Gegner kann die Bälle annehmen. Da werden zu viele einfache Fehler, zu viele Abspielfehler gemacht." An einzelnen Spielern, von denen gleich einige am Böllenfalltor weit unter ihren Möglichkeiten geblieben waren, wollte es Fritz gar nicht festmachen.

Defizite fand er in allen Mannschaftsteilen. "Sicherlich waren wir hinten zu weit weg. Wir hatten auch vorne Abstimmungsprobleme. Von der Raumbesetzung waren wir nicht so da, von der Passqualität nicht. Wenn du die Bälle nicht festmachst, kannst du auch vorne keine Tore schießen oder gefährlich werden. Es war von uns allen eine sehr, sehr schwache Leistung."

Zwei Gesichter daheim und auswärts

Wie Trainer Ole Werner rätselte auch Werders Profi-Boss über die zwei Gesichter, die die Mannschaft zuletzt daheim und auswärts an den Tag legte. "Wenn man das jetzt mal so sieht: Wir haben gegen Mainz zu Hause ein gutes Spiel gemacht (4:0 gewonnen, d. Red.), dann fährst du nach Heidenheim und verlierst." Wie auch nun, so hieß es vor einigen Wochen 2:4.

"Du spielst zu Hause gegen Köln, machst ein ordentliches Spiel (2:1 gewonnen, d. Red.), fährst nach Darmstadt und kriegst wieder vier Tore. Das ist schon etwas, was wir ganz klar aufarbeiten müssen. Ich gehe davon aus, dass die Jungs selbstkritisch genug sind. Wir sitzen alle in einem Boot, und natürlich sind wir alle enttäuscht."

Keita allein kann‘s nicht richten

Die Suche nach Lösungsansätzen führt unweigerlich zu Top-Einkauf Naby Keita, nach dessen Einwechslungen in den jüngsten zwei Partien sich das Spiel der Mannschaft deutlich positiv veränderte. Fritz bremst jedoch zu große Euphorie. "Ein Spieler alleine kann es auch nicht richten. Wir haben elf davon auf dem Platz, dazu die auf der Bank, die auch wichtig sind, wenn es darauf ankommt."

Keita sucht immer noch nach seiner körperlichen Topverfassung. Nach offenbar überstandenen Adduktorenproblemen plagte ihn im Vorfeld des Darmstadt-Spiels Krankheitssymptome. Fritz mahnt zur Behutsamkeit: "Naby hat es ordentlich gemacht, als er reinkam. Aber er braucht eben seinen Rhythmus. Es tut ihm jede Spielminute gut. Wir wollen alle, dass es vorwärts geht. Aber wir müssen es alle klären. Es Nabi alleine machen zu lassen, das funktioniert nicht."

Jetzt gebe es eine Trainingswoche, "in der wir einiges aufzuarbeiten haben", so Fritz. Und dann komme am Wochenende mit der TSG Hoffenheim ein schwerer Gegner nach Bremen. Dorthin, wo man es nach der Auswärtspleite mit den eigenen Fans im Rücken wieder richten muss. Es bleibt schwierig, das weiß auch Fritz. "Wir haben nichts anderes gesagt. Es ist noch vieles in der Entwicklung. Wir hatten die Mannschaft auch spät zusammen, das hatte Gründe. Aber wir haben einen Kader, der sich entwickeln kann. Es ist auch eine Frage der Zeit."

Michael Richter

Bilder zur Partie SV Darmstadt 98 gegen Werder Bremen