Bundesliga

Max Kruse packt aus: Über Bayern, den BVB und das Geld

Wolfsburgs Neuzugang erklärt seinen Wechsel

Kruse packt aus: Über Bayern, den BVB, VfL-"Befehlshaber" und das Geld

"Jeder wusste eigentlich schon Bescheid, dass ich im Sommer keinen neuen Vertrag unterschreiben werde": Max Kruse, seit Januar wieder Wolfsburger.

"Jeder wusste eigentlich schon Bescheid, dass ich im Sommer keinen neuen Vertrag unterschreiben werde": Max Kruse, seit Januar wieder Wolfsburger. Getty Images

Lange hatte er sich über die Streamingplattform Twitch nicht mehr zu Wort gemeldet, am Dienstagabend war es aber mal wieder so weit. Max Kruse ging live, beantworte Fragen der User, die weit über den Fußball hinausgingen ("Ich habe noch nie eine Glühbirne gewechselt"). Größtenteils sportlich sprach Kruse über …

… den Last-Minute-Wechsel von Union zum VfL: Der Transfer kam für die meisten überraschend. Einen Tag vor Ende der Wechselperiode verabschiedete sich Kruse als Topscorer vom Tabellenvierten und wechselte zum 15. nach Wolfsburg. "Bestimmt vier, fünf Tage vorher", erzählt Kruse, habe es den ersten Kontakt zum VfL gegeben. Einen Winterwechsel aber hatte er schon früher im Kopf. Union-Geschäftsführer Oliver Ruhnert habe er "schon Anfang Januar davon in Kenntnis gesetzt, dass eventuell noch was kommen könnte". Dass es dann auf den letzten Drücker geschah, "tut mir auch leid, ich kann's nichts ändern".

"Es ist mir Latte, ob man mich Söldner oder Geldgeier nennt"

… die Gründe für seinen Abschied: "Drei ausschlaggebende Punkte" führt Kruse an. Es sei bereits klar gewesen, dass er über den Sommer hinaus ohnehin nicht bei Union, wo sein Vertrag auslief, geblieben wäre. "Jeder wusste eigentlich schon Bescheid, dass ich im Sommer keinen neuen Vertrag unterschreiben werde. Das hat seine Gründe, das war unabhängig vom Angebot von Wolfsburg." Obendrein führt der Fußballer "das Finanzielle" an sowie "das Kapitel, das ich noch offen habe".

Er meint sein erstes Mal im VfL-Trikot in der Saison 2015/16. "Damals hatte ich nicht meine beste Zeit, sowohl auf als auch neben dem Platz. In jedem Verein, in dem ich gespielt habe, lief es eigentlich total positiv für mich." Nicht so in Wolfsburg, wo er mit zahlreichen Verfehlungen abseits des Fußballfeldes in Ungnade fiel. "Es lief aufgrund vieler Dinge nicht gut. Bestimmt auch mein Verschulden, bestimmt auch das Verschulden der damaligen Befehlshaber in Wolfsburg." Gemeint sein dürften Geschäftsführer Klaus Allofs und Trainer Dieter Hecking, die mit Kruses Lebenswandel nicht glücklich wurden. Nun hofft der Offensivmann, dass seine zweite Zeit beim VfL eine Erfolgsgeschichte wird. "Alles, was ich gut angefangen habe, will ich gut beenden. Das ist das offene Kapitel, das ich in Wolfsburg noch habe."

"Hast du gerade aus fünf Metern vier Meter neben das Tor geschossen?"

… den finanziellen Faktor bei seinem Wechsel: Der Umstand, dass Kruse von manchen als Söldner dargestellt wird, perlt an ihm ab. "Es ist mir Latte, ob man mich Söldner oder Geldgeier nennt", betont er und ist überzeugt: "Jeder würde wahrscheinlich dasselbe machen." Gleichwohl räumt der 33-Jährige, der schon am Tag seines Wechsels den vom VfL vorgelegten "hoch dotierten Vertrag" hervorhob, ein: "Das Geld spielt eine Rolle, ich bin jetzt keine 20 mehr. So viele Jahre habe ich nicht mehr. Ich spiele Fußball bis 35. Normale Arbeitnehmer arbeiten wahrscheinlich bis 65. Natürlich komme ich mit meinem Geld aus, gar keine Frage. Aber im Endeffekt ist es so, dass man nur noch zwei, drei Jahre hat. Und da versucht man, das Bestmögliche herauszuholen."

Bayerns dickes Transfer-Minus: Die Zehnjahresbilanz der Bundesligisten

… seinen Start mit dem VfL: Kruse feierte am Sonntag sein Debüt beim 4:1 gegen Tabellenschlusslicht Fürth. "Ich hoffe, dass wir jetzt die Kurve kriegen", sagt Kruse, "das war ein Anfang." Jedoch warnt der Routinier zugleich: "Wir sollten jetzt nicht denken, dass wir alles hinter uns haben. Wir haben nur 24 Punkte." Sein Ziel: "Ich muss mit dem VfL eine Serie starten." Am Samstag (15.30 Uhr, LIVE! bei kicker) tritt Wolfsburg in Frankfurt an.

… seine vergebene Torchance gegen Fürth: Kurz nach der Pause vergab Kruse einen Hochkaräter, als er freistehend mit seinem starken linken Fuß verzog. Unerklärlich, auch für Kruse selbst. "Ich habe einen Knick in der Optik gehabt", erzählt er. "Im rechten Augenwinkel sehe ich das Tor, aber ich sehe es so fünf Meter weiter links. Dann habe ich dahingeschossen." Und sich anschließend gefragt: "Hast du gerade aus fünf Metern vier Meter neben das Tor geschossen?"

Wenn Lukas die 10 behalten will, dann bleibt er bei der 10. Er entscheidet - ich bin halt nicht Cristiano Ronaldo.

Max Kruse

… seine Rückennummer: Die 10 spielt für Kruse eine große Rolle, die ist in Wolfsburg jedoch seit dieser Saison an Lukas Nmecha vergeben. Also wählte der Winterneuzugang nun die 9. Kommt es im Sommer zum Nummerntausch? "Die 9 ist für mich ein klassischer Stoßstürmer, das bin ich nicht", erklärt Kruse. "Ich hätte die 10 gerne, das ist meine Nummer. Aber sie ist vergeben. Was im Sommer passiert, keine Ahnung. Ich werde ihn bestimmt fragen. Aber wenn Lukas die 10 behalten will, dann bleibt er bei der 10. Er entscheidet - ich bin halt nicht Cristiano Ronaldo."

… Interesse von Bayern und dem BVB: Ob er jemals ein Angebot von Bayern München hatte, wird der Fußballprofi gefragt. Und Kruse bestätigt ohne die Nennung eines Zeitpunktes: "Ein Angebot war es nicht wirklich, aber es gab Kontakt." Ebenso zu Borussia Dortmund. "Da habe ich auch schon mal Gespräche gehabt, das ist aber schon ein bisschen länger her."

Thomas Hiete

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