Bundesliga

Kovac: "Ich bin auch ein Mensch und habe viele Gefühle"

Wolfsburgs Coach im Trainingslager-Interview

Kovac: "Ich bin auch ein Mensch und habe viele Gefühle"

Stellt für die Rückrunde wieder auf Viererkette um: Wolfsburgs Trainer Niko Kovac.

Stellt für die Rückrunde wieder auf Viererkette um: Wolfsburgs Trainer Niko Kovac. VfL Wolfsburg

Aus Wolfsburgs Trainingslager in Almancil berichtet Thomas Hiete

Herrlicher Sonnenschein, blauer Himmel, aber auch ein recht frischer Wind, der Niko Kovac ins Gesicht bläst, als er sich nach der Vormittagseinheit am Freitag zur Fragerunde stellt. Der Trainer wirkt entspannt, einverstanden mit dem, was er in den Tagen an der Algarve machen konnte.

Herr Kovac, wie zufrieden sind Sie mit dem Trainingslager?

Die Bedingungen sind sehr gut, es ist ganz anders als in Deutschland. Das ist das, was wir wollten, ein bisschen raus aus dem Regen, aus dem Trüben. Leider musste Ridle Baku zu Hause bleiben, das ist nur suboptimal. Aber er ist krank, da machte es keinen Sinn, ihn hierher mitzunehmen. Er hat jetzt ein Programm bekommen, wenn wir zurückkommen, dürfte auch er wieder an Bord sein.

Patrick Wimmer wiederum muss nach seinem Syndesmoseriss aktuell im Aufbauprogramm ein bisschen kürzertreten. Wie sieht es aus bei ihm?

Er macht Fortschritte, jetzt aber hat das Sprunggelenk ein bisschen reagiert, er hat leichte Schmerzen. Deswegen haben wir ihn etwas rausgenommen.

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Die Saison lief mit 19 Punkten aus 16 Spielen und Platz zehn bislang nicht optimal. Was muss zwingend besser werden, damit es noch was wird mit dem internationalen Geschäft?

Wir müssen jetzt erst mal zusehen, dass wir Punkte holen. Wir haben ordentliche Spiele gemacht, aber zu wenig Punkte gesammelt, das ist einfach so. Wir müssen zusehen, dass wir uns so schnell wie möglich von unten absetzen.

Was muss konkret besser werden?

Wir müssen uns sehr viel mehr Chancen erarbeiten, so können wir dann auch mehr Tore erzielen. Defensiv haben wir uns stabilisiert, lassen nur wenige Chancen zu. Das ist die Basis, jetzt müssen wir effektiver werden.

Wünschen Sie sich noch eine Verstärkung, etwa im Sturm?

Im Moment gibt es nichts, es ist alles noch sehr ruhig.

Die Rolle von Maximilian Arnold war in der Hinserie ein großes Thema. Wie läuft die Kommunikation mit Ihrem Kapitän?

Wir sind in einem regen Austausch, wenn auch nicht jeden Tag. Max ist jetzt wieder da, wo er sein soll, er spielt wieder richtig gut. Wenn er seine Leistung so abruft wie zuletzt, gibt es überhaupt keine Bedenken, dass er spielt.

Hat er vor der Pause beim 1:2 gegen die Bayern sein bestes Spiel in dieser Saison gemacht?

Es war ein richtig gutes Spiel von ihm, ich fand ihn aber auch vorher schon richtig klasse. Die letzten vier Spiele waren alle sehr gut von Max, das ist das Niveau, das er spielen kann. Das ist das, woran wir ihn messen und er sich selbst auch.

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Es deutet hier im Training alles darauf hin, dass Sie nun wieder von der Dreier- zur Viererkette zurückkehren. Richtig? Oder täuscht dieser Eindruck?

Ich habe ja gesagt, dass wir mittelfristig wieder dorthin wollen, das gibt unser Kader her. Wir mussten gewisse Sachen stabilisieren, man hat gegen Darmstadt und Bayern gesehen, als wir zur Viererkette gewechselt sind, dass es funktioniert. Deswegen werden wir diesbezüglich zurückkehren, was nicht heißt, dass wir die Fünferkette komplett gestrichen haben. Sie bleibt eine Alternative, das macht uns flexibler.

Die Rückkehr zur Viererkette bedeutet auch, dass die vielen offensiven Flügelspieler des Kaders, die zuletzt eher außen vor waren, nun wieder eine größere Rolle spielen?

Ja, offensiv gesehen ist ein Flügelstürmer immer gut. Gegen den Ball aber müssen auch die Außenstürmer verteidigen. Sie müssen lernen, dass sie auch die Wege nach hinten machen müssen. Jeder Einzelne ist gegen den Ball gefragt. Ich glaube, dass die Jungs das auch so umsetzen können.

Sie sind 2022 in Wolfsburg angetreten, um Titel zu gewinnen. Durch das Aus im Pokal wird es auch in diesem Jahr nichts werden.

Dass man Deutscher Meister wird, ist grundsätzlich sehr schwierig, leider haben wir es in Gladbach nicht geschafft, im Pokal weiterzukommen. Das werden wir wieder versuchen, wenn es so weit ist, jetzt wollen wir erst einmal die Saison gut zu Ende spielen.

Können Sie sich denn mit dem Mittelmaß, in dem sich der VfL befindet, anfreunden?

Ich habe hier drei Jahre Vertrag, den möchte ich auch erfüllen. Was in der Zukunft passiert, das hängt natürlich von vielen Faktoren ab. Wir sind nach wie vor davon überzeugt, dass wir hier was aufbauen können. Natürlich wissen wir auch, dass dies nicht immer ganz einfach ist, wenn der eine oder andere gute Spieler geht.

Im Sommer wechselten Micky van de Ven zu Tottenham, Felix Nmecha nach Dortmund.

Ja, und wahrscheinlich wird’s im nächsten Sommer wieder den einen oder anderen Wechsel geben. Das ist so. Nichtsdestotrotz haben wir gute Bedingungen, man kann beim VfL etwas aufbauen. Es sind neue Jungs dazugekommen, die brauchen Eingewöhnungszeit, in der Regel rund fünf, sechs Monate. Ich weiß aber auch, dass man als Trainer und Klub nicht so viel Zeit hat.

Ihre Rotation, systematisch wie auch personell, war immer wieder Thema zuletzt. Haben Sie dieses Halbjahr benötigt, um ein Gerüst zu finden? Oder wollten Sie es in diesem großen Kader möglichst jedem Spieler recht machen?

Ich denke schon, dass man sehen kann, dass wir zu 70, 80 Prozent ein Gerüst haben. Aber natürlich ist es ohne den internationalen Wettbewerb und nur einem Spiel in der Woche schwierig, wenn man immer zehn Spieler außen vor lässt. Man muss ja auch alle irgendwie bei Laune halten. Ich bin nicht nur Trainer, sondern auch Mensch und habe viele Gefühle. Man will allen etwas wiedergeben, auch wenn man das nicht zu 100 Prozent schafft. Man kann Spieler nur entwickeln, wenn man sie spielen lässt. Siehe Micky oder Felix im vergangenen Jahr. Das gilt nun auch für Aster Vranckx.

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Lovro Majer war mit 25 Millionen Euro der teuerste Einkauf und hatte sichtlich mit der Umstellung zu kämpfen. Hier im Trainingslager macht er einen starken Eindruck. Sehen Sie das auch so?

Ich weiß, was Lovro kann. Mit dem Ball ist er weit vorne, auch in der Bundesliga. Was ihm noch ein bisschen fehlt, ist das Defensivverhalten. Da arbeiten wir dran. Das ist in der Bundesliga anders als in der kroatischen oder in der französischen Liga, wo Lovro gespielt hat. Da muss er noch hineinwachsen.

Weiß man nach den drei Spielen in Mainz, Heidenheim und gegen Köln schnell, wohin die Reise in der Rückrunde geht?

Der Start ist sehr wichtig, keine Frage. Wir konzentrieren uns aber erst mal nur auf Mainz, müssen dort den Kampf annehmen. Deswegen ist auch unser Testspiel am Samstag gegen Schalke wichtig, da wollen wir Dinge sehen, die wir in dieser Woche trainiert haben. Das Ergebnis ist dabei sekundär.

Wird in etwa die Mannschaft spielen, die eine Woche später auch zum Start in Mainz auflaufen soll?

Wir werden es morgen nicht allen recht machen können. Wir werden eine Mannschaft 60, vielleicht auch 70 Minuten durchspielen lassen.

Ist Jakub Kaminski, der im ersten Jahr beim VfL top war und nun wenig gespielt hat, wieder näher rangerückt an die Startelf?

Ich weiß, wie es in Jakub ausschaut, wie es ihm privat geht. Ich kann einschätzen, warum das eine oder andere Mal Dinge nicht funktionieren. Ich bin davon überzeugt, dass Kuba uns helfen kann. Er befindet sich in einem Zweikampf mit Tiago Tomas, der jetzt etwas krank war. Deswegen wird Kuba gegen Schalke beginnen. Ich hoffe, dass er das leisten kann, was er letztes Jahr geleistet hat.

Was muss in der Rückrunde passieren, damit Sie im Mai ein zufriedener Trainer sind?

Wir müssen erfolgreicher Fußball spielen, die Ergebnisse müssen besser werden. Je mehr Siege, desto schöner ist das Leben.

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