Kölns Coach Koller stellte im Vergleich zur 0:4-Schlappe am letzten Spieltag gegen Bochum die komplette Abwehrreihe um: Für Cullmann, Klos, Sichone und Heinrich brachte der Schweizer Schröder, Dogan, Voigt und Cichon, wobei Letzterer etwas hinter den anderen drei agierte. Außerdem kam Sinkala für Helbig ins Team, und Amateur Podolski debütierte für Scherz im Sturm. HSV-Trainer Toppmöller musste nach dem 3:1-Erfolg über 1860 vor zwei Wochen auf Romeo (Probleme am Sprunggelenk) und Schlicke (Meniskusschaden) verzichten, Takahara und Jacobsen liefen von Beginn an auf.
Nach drei Niederlagen in Folge und dem Abrutsch auf den letzten Tabellenplatz waren die Domstädter zum Punkten verdammt. Ähnliches galt für die Hanseaten, die den Kontakt zum Mittelfeld nicht wieder verlieren wollten. Von Anbeginn erkannte man die Einsatzbereitschaft der Kölner, die früh störten und aggressiv in die Zweikämpfe gingen. Die Hamburger zeigten sich beeindruckt und ließen sich zunächst in die eigene Hälfte drücken. Das Plus in puncto Spielanteilen konnten die Mannen vom Rhein allerdings nicht in Zählbares umwandeln, zu bieder trugen sie die Kombinationen vor das HSV-Gehäuse. Ein pfeilschneller Voronin, der immer wieder gesucht wurde, war insgesamt zu wenig gegen die solide stehende Defensivkette des HSV. Regisseur Lottner fand keine rechte Bindung zum Spiel. Ohne seine Ideen waren die Domstädter zu leicht auszurechnen, die vereinzelten Weitschüsse wirkten wie Strohfeuer. Mitte der ersten Hälfte hielten die Hanseaten besser dagegen. Mit breit aufgezogenen Vorstößen versuchten sie, zum Erfolg zu kommen. Doch auch bei ihnen blieb die Torgefahr aus. Takahara, nominell einzige echte Spitze, stand gegen die neuformierte FC-Defensive auf verlorenem Posten, da er nur selten Unterstützung aus dem Mittelfeld erfuhr. Den 40.000 Fans im RheinEnergie-Stadion bot sich ein eintöniges Bild. Keine der beiden Mannschaften war bereit, mehr auf Offensive zu setzen. Dementsprechend selten konnten sich die Offensivakteure auf beiden Seiten Freiräume erarbeiten, geschweige denn Überzahlsituationen kreieren. So ging das Warten auf die eine entscheidende Situation weiter. Und siehe da, in der 42. Minute hebelte Barbarez per simplem Doppelpass mit Beinlich die FC-Defensive aus. Aus 15 Metern halbrechter Position ließ er Keeper Wessels mit einem Schuss ins linke obere Eck keine Chance. Die Führung der Norddeutschen bedeutete gleichzeitig eine hundertprozentige Chancenausbeute für die Toppmöller-Elf. Nach dem Wechsel nahm die Partie an Fahrt auf, was vor allem an den Rheinländern lag. Konsequent nutzten sie die Lethargie der Hamburger, die nun zu wenig taten und auf Abwarten setzten. Die Außen der Kölner setzten sich nun besser in Szene und spielten so ein ums andere Mal Schusschancen heraus. Dabei blieben sich die Kölner treu, die Weitschüsse offensichtlich als taktische Marschroute mit auf den Weg bekommen hatten. Sinkala (53.), Voronin (56.) und Lottner mit einer sehenswerten Direktabnahme (61.) scheiterten nur knapp, der Ausgleich wäre zu diesem Zeitpunkt verdient gewesen. Nach gut einer Stunde Spielzeit bekam die Toppmöller-Elf das Geschehen wieder besser in den Griff. Dass der Coach mit dem Ergebnis nicht unzufrieden war, zeigte die Hereinnahme von Abwehrspieler Reinhardt für Stürmer Takahara (58.) – ein deutliches Zeichen. Hinten absichern und auf Konter warten. Gegen Ende der Partie machte sich der Kräfteverschleiß bei der Heimmannschaft bemerkbar. Fast jeder Zweikampf, fast jedes Laufduell ging nun verloren. Der HSV hatte Platz, im Mittelfeld nach Belieben zu agieren. Müssen sich die Hanseaten einen Vorwurf gefallen lassen, dann den der mangelnden Cleverness beim Ausnutzen der sich bietenden Räume. Mit der vierten Niederlage in Folge setzen sich die Kölner weiter hinten fest. 20 gute Minuten nach der Pause waren zu wenig, um die trägen, am Ende aber souverän agierenden Hamburger an ihrem ersten Auswärtssieg seit dem 30. November 2002 (3:2 in Leverkusen) zu hindern.