Offen, offensiv und leidenschaftlich
Kaiserslauterns Coach Kosta Runjaic vertraute auf altbekannte Gesichter und verzichtete komplett auf Neuzugänge in seiner Startelf. Ganz anders als Löwen-Dompteur Ricardo Moniz, der mit Kagelmacher, Sanchez, Bedia, Leonardo und Okotie gleich fünf neue Gesichter einbaute. Taktisch stellte sich der TSV 1860 München in einem 4-2-3-1-System auf, doch schalteten die Giesinger bei Balleroberung auf ein 4-2-4 um.
Beide Mannschaften gingen mit offenem Visier und einer offensiven Grundeinstellung in die Begegnung auf dem Betzenberg. So entwickelte sich ein schnelles und kurzweiliges Hin und Her auf dem Rasen. Dabei kam es schon früh zu guten Chancen für Matmour (2.), Löwe (8.), Gaus (15.) sowie Wood (3.) auf der anderen Seite. Die Partie war packend und umkämpft. In hart geführten Zweikämpfen staubte es richtig.
Sippel sieht Rot - Okotie schnürt Doppelpack
Der 1. Spieltag
Nach einem Steilpass der Münchner auf den flinken Wood änderte sich dann plötzlich alles: Der Angreifer tauchte frei vor Sippel auf, der sich vor seinem Strafraum dem US-Amerikaner entgegen warf. Dabei bekam der Torwart den Ball an die Brust. Schiedsrichter Bastian Dankert entschied jedoch auf Handspiel und schickte Lauterns Nummer eins mit glatt Rot vom Feld (20.). Runjaic war so schon früh zum Wechseln gezwungen und brachte Ersatzmann Müller für Ring (22.).
Fortan übernahm Sechzig die Kontrolle über das Spiel und profitierte dabei von haarsträubenden Abwehrfehlern der Roten Teufel: Nach einem leichtsinnigen Ballverlust im Mittelfeld bekam Okotie nur Begleitschutz von Löwe, drang über rechts in den Sechzehner ein und schloss ab. Dabei traf der Stürmer den Bauch von Heintz, von wo die Kugel ins Tor abgefälscht wurde (26.). Die Pfälzer mussten sich nun erstmal sammeln, derweil schlugen die Giesinger erneut zu: Wood wurde an der linken Strafraumkante nicht von Zimmer attackiert und flankte nach innen, wo sich Okotie im Rücken seiner Bewacher davonstahl und am zweiten Pfosten aus drei Metern zum 2:0 vollendete (33.). Bis zum Halbzeitpfiff versuchte sich Kaiserslautern mit aggressiver Zweikampfführung zu wehren, der TSV ließ über weite Strecken Ball und Gegner laufen.
Lakic hat seine Nerven im Griff, Matmour nicht
Der Wahnsinn ist perfekt: Joker Philipp Hofmann köpft zum 3:2 ein und bringt den Betze zum Beben. Getty Images
Nach dem Seitenwechsel brachte Runjaic mit Stöger einen frischen Mann und hoffte auf eine Initialzündung seiner Mannschaft. Diese folgte nur wenige Minuten später, als Gaus den völlig freistehenden Matmour mit einer Flanke fand, doch der Flügelangreifer brachte das Kunststück fertig, aus vier Metern nicht ins halbleere Tor zu treffen, sondern jagte das Spielgerät drüber (50.). Trotz des Rückschlags blieben die Roten Teufel auf dem Gaspedal und drängten auch in Unterzahl weiter nach vorne. Die Gäste aus Giesing fielen hingegen durch Passivität auf und lauerten auf Konterangriffe. Diese taten sich durchaus auf, doch wurden sie teils schlampig vertändelt.
So blieben die Hausherren am Leben und wurden für ihren Einsatz belohnt: Lakic chippte die Kugel in den Strafraum auf Zimmer, der nach leichtem Arm-Kontakt von Vallori zu Boden sank. Dankert gab den Foulelfmeter - eine harte Entscheidung (67.). Lakic trat an, hatte seine Nerven im Griff und versenkte das Spielgerät im rechten unteren Eck (68.). Nun hatten die Pfälzer Blut geleckt und beschäftigten die nun indisponiert wirkenden Gäste weiterhin. Löwe flankte vom linken Sechzehnereck nach innen, wo sich Lakic im Kopfballduell mit Vallori durchsetzte und per Aufsetzer präzise ins rechte Eck traf (71.).
Der Betze bebt! Hofmanns erster Ballkontakt passt
Die Hausherren waren trotz der Unterzahl plötzlich nicht einmal mehr mit einem Punkt zufrieden: Lakic scheiterte mit einem 16-Meter-Schuss an Kiraly (78.) und wurde dann durch Hofmann ersetzt (79.). Der Joker war erst wenige Sekunden auf dem Platz, da erreichte er eine Stöger-Ecke kurz vor Kiralys Fäusten und köpfte mit dem ersten Ballkontakt aus drei Metern zum 3:2 ein (80.). Der Wahnsinn war perfekt - der Betzte bebte. Paralysierte Löwen fanden nicht zurück ins Spiel, stattdessen spielte sich Lautern in einen Rausch und hätte beinahe noch durch Stöger und Hofmann (beide 90.+2) erhöht. Kurz darauf pfiff Dankert ab - die Sensation war perfekt.
Für Kaiserslautern geht es am kommenden Sonntag (15.30 Uhr) mit einem Auswärtsspiel in Sandhausen weiter. 1860 Münchens Heimauftakt steigt zeitgleich gegen Leipzig.