Bundesliga

Keitels Aufgabe beim SC Freiburg: Druck machen, dazulernen

Talent lässt sich zum Mentalcoach ausbilden

Keitels Aufgabe in Freiburg: Druck machen und dazulernen

Freiburgs Yannik Keitel erhöht den Konkurrenzkampf.

Freiburgs Yannik Keitel erhöht den Konkurrenzkampf. imago images/Passion2Press

Ganz wie Leon Goretzka sieht Yannik Keitel noch nicht aus. Ein wenig erinnert das Talent aber schon an das Kraftpaket des FC Bayern München. "Sehr muskulös für einen Sechser", beschreibt Trainer Christian Streich die Statur seines Mittelfeldspielers. Und der sagt lachend: "Das liegt an den guten Genen. Grüße gehen raus an meinen Vater."

Keitel: "Mit dem Schmerz musst du spielen"

Das Krafttraining zahlt sich aus, Keitel hat wieder Vertrauen in seinen Körper. Doch das war nicht immer so. Lange Zeit kämpfte das Talent in der Freiburger Fußballschule mit wechselnden Blessuren und Wachstumsschmerzen. "Das spürst du ständig. Es ist nichts Greifbares. Kein Bänderriss, wo du weißt: Du bist in ein paar Wochen wieder dabei", schildert Keitel, der immer wieder mit dem Training aussetzen musste, aber stets ein Unterschiedsspieler in den Jugendteams blieb. Doch die ständige Belastung schlauchte: "Du kommst zurück und hast gleich die nächste Stelle, die weh tut. Es zieht sich, und mit dem Schmerz musst du spielen."

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1,86 Meter Körpergröße erreichte Keitel und entfaltet seitdem seine Fähigkeiten als Fußballer. Im Dezember 2019 holte Streich den Blondschopf zu den SC-Profis, im Februar 2020 stand er erstmals in der Bundesliga auf dem Rasen. Inzwischen absolviert Keitel seine zweite Vorbereitung mit der 1. Mannschaft. Die Abläufe sind bekannt, die Anspannung ist weniger geworden. "Ich weiß um meine Qualitäten und versuche, alles zu geben, um auf Spielzeit zu kommen. Mein Ziel ist es, Stammspieler beim SC Freiburg zu werden", sagt er selbstbewusst.

Saier lobt die Dynamik und Explosivität Keitels

Die Verantwortlichen sehen dafür alle Voraussetzungen. SC-Sportvorstand Jochen Saier lobt die Dynamik und Explosivität Keitels, eine Folge des Krafttrainings. Streich hebt den guten Abschluss, die Sprungkraft und das feine taktische Verständnis seines Spielers hervor. Der gilt auch abseits des Platzes als extrem lernwillig und motiviert, manchmal fast einen Tick zu strebsam. Wenn Keitel gerade nicht als Fußballer gefordert ist, lässt er sich zum Mentalcoach weiterbilden. Und zieht auch selbst Kraft aus der Beschäftigung mit Glaubenssätzen und Denkmustern.

Saier: "Gute Konkurrenzsituation"

Vergangene Saison kam er bereits auf zwölf Bundesligaspiele (kicker-Notenschnitt 3,5) und stand in den letzten acht Partien in jeder Begegnung auf dem Platz. Ein Härtetest mit Blick auf 2021/22, bestanden mit Bravour. Sowohl Saier als auch Streich sind "zufrieden" mit der Entwicklung ihres Schützlings, der sich nun im offenen Konkurrenzkampf im Mittelfeld beweisen soll. Zwar dürften Baptiste Santamaria und Nicolas Höfler als Stammbesetzung der zurückliegenden Spielzeit die Nase vorne haben. Keitel soll gleichzeitig Druck machen und von den erfahreneren Kollegen dazulernen. Eine "gute Konkurrenzsituation" nennt Saier diese Konstellation, denn mit Janik Haberer drängt ein weiterer Spieler auf Einsatzzeiten. "Mit der Situation würden wir uns in der Saison wohlfühlen", betont Saier, Verpflichtungen genießen angesichts des Quartetts keine Priorität. Zumal gerade Haberer auf beinahe jeder Position vor der Abwehr flexibel einsetzbar ist.

Im Testspiel gegen den FC Vaduz im Trainingslager im österreichischen Schruns beorderte Streich Keitel sogar 60 Minuten lang zentral in die Dreier-Abwehrkette. Eine Maßnahme, um Keitel an das Aufbauspiel zwischen den Verteidigern zu gewöhnen. Immer wieder lässt sich in Freiburg ein Sechser, meist Höfler, weit zurückfallen, um von dort heraus die Freiburger Angriffe einzuleiten. Eine Mischform des umtriebigen, explosiven Santamaria und des kontrollierten, präzise spielenden Höfler, nannte Streich Keitel in der vergangenen Saison. Immer wieder mal denkt Streich auch laut über eine taktische Variante mit drei Mittelfeldspielern nach und probierte diese vor zwei Wochen beim Test gegen Saarbrücken erneut aus.

Nervosität spürt der 21-Jährige dabei nicht mehr. "Wenn angepfiffen wurde, ist sie verschwunden", sagt er. Und seinem Körper vertraut Keitel wieder voll. Er habe "keine Angst". Vielmehr will er mehr Routine in sein Spiel bekommen, seine Fehlerquote weiter senken und gedankenschneller werden. Das funktioniert nur durch Spiele und Trainings. "Er war schon immer ein Top-Talent", sagt Saier. Das gilt es jetzt, in der Bundesliga zu beweisen.

Jim Decker

Die Bundesliga-Trikots für die Saison 2021/22