Obwohl die neue Serie-A-Saison für Rekordmeister Juventus erst an diesem Montag begonnen hatte, war der Druck direkt da: Einerseits, weil die Alte Dame in den letzten zwei Jahren der eigenen Erwartungshaltung arg hinterhergehinkt hatte (Meister Inter, Meister Milan) - andererseits, weil im Vorfeld dieses 1. Spieltags alle italienischen Top-Klubs bereits mit einem Dreier gestartet waren.
Ob der Druck die Spieler im heimischen Allianz Stadium lähmte? Nicht direkt zu klären, offensichtlich aber war die Nervosität im Spiel unter anderem mit den beiden Neuzugängen Bremer (Torino, zum Verteidiger der letzten Saison gewählt) und di Maria, der nach seinem tränenreichen Abschied von Paris Saint-Germain direkt als Offensivwaffe hinter Torhoffnung Vlahovic aufgestellt wurde.
Unter immer mal wieder hörbaren Pfiffen von den Rängen taten sich die Turiner schwer, absolute Kontrolle gegen einen frech mithaltenden Gegner aus Sassuolo auszuüben. Beinahe mit fatalen Folgen: Defrel hatte zweimal die Möglichkeit zum 1:0, scheiterte allerdings jeweils am gut reagierenden Perin (20. und 22. Minute), der den verletzten Juve-Stammtorwart Szczesny (Adduktoren) vertrat.
Di Maria und Vlahovic vertreiben die Zweifel
Serie A, 1. Spieltag
Nach der kurz darauf folgenden Trinkpause stellte Turins Trainer Massimiliano Allegri dann vom 4-4-2-System auf 4-3-3 um, was Früchte tragen sollte. Immer mehr drückte sein Team der Partie nun den Stempel auf, dominierte auch mit souveräner Abwehrarbeit.
Eine am Ende sicherlich etwas zu hoch ausfallende 2:0-Pausenführung gab es dazu: Nach einer schönen Kombination über Cuadrado und Flankengeber Alex Sandro verwandelte der gefeierte Neuzugang di Maria mit einem Volley, der via Aufsetzer in hohem Bogen links oben im Winkel einschlug (26.). Kurz vor dem Gang in die Katakomben fädelte dann noch Vlahovic clever gegen Ferrari ein (41.), den gegebenen Elfmeter verwandelte der Serbe sicher (43.).
Kostic feiert Juve-Premiere
Mit nun breiter Brust gingen die Bianconeri auch die zweiten 45 Minuten an und machten mit den Neroverdi kurzen Prozess. Denn in Minute 51 sollte schon die Entscheidung gelingen: Nach einem kapitalen Bock von Ayhan (ehemals Düsseldorf, Schalke, Frankfurt), der in den Fuß von di Maria spielte, folgte das 3:0. Der Argentinier steckte letztlich auch mit etwas Glück für den lauernden und freistehenden Vlahovic durch, der eiskalt via Volley ins linke untere Eck vollstreckte. Der Rest verkam zu einer überschaubaren Angelegenheit, bei der Vlahovic noch fast den Dreierpack geschnürt hätte (86.). Der Gast hatte sich längst mit der Pleite abgefunden.
Ansonsten schickte Coach Allegri noch Debütant Kostic nach seinem Wechsel von der Eintracht aufs Feld - ebenso auch junge Kräfte wie das 19-jährige Eigengewächs Miretti, Soulé Malvano (19) und Rovella (20), die den souveränen Dreier letztlich über die Zeit brachten. Turin mischte sich somit unter die siegreichen Top-Teams des 1. Spieltags. Juventus spielt als nächstes auswärts bei Sampdoria Genua (0:2 gegen Atalanta zum Start) - Anstoß ist Montag um 20.45 Uhr. Sassuolo empfängt Aufsteiger Lecce am Samstag (20.45 Uhr).
Interessante Randnotiz: Das erste Mal seit 1971/72 gab es zum Start einer neuen Serie-A-Saison kein einziges Unentschieden gegeben - und damals waren es noch nur 16 Teams gewesen. Was außerdem noch interessant war zum Auftakt: Noch nie zuvor trat der Fall ein, dass die Top 8 der Vorsaison allesamt ihr erstes Saisonspiel gewannen.