Viel besser hätte man die letzten Wochen im Leben von Romelu Lukaku nicht verfilmen können, das reale Leben schreibt manchmal doch die besten Geschichten. Denn zunächst realisierte der beim FC Chelsea offen unglückliche Sturmtank seine Rückkehr zu Inter Mailand, dem Klub mit dem der Belgier 2020/21 die italienische Meisterschaft gewonnen hatte, dann stand der 29-jährige direkt wieder in der Startelf an der Seite seines kongenialen Partners Lautaro Martinez - nur um nach nicht einmal 90 gespielten Sekunden (!) direkt zu treffen.
Nach schöner Flanke von Dimarco und überlegter Vorarbeit von Darmian nickte Lukaku die Kugel hier beim Gastspiel in Lecce über die Linie, um sich hernach ausgiebig von seinen Kollegen und den mitgereisten Interisti feiern zu lassen (2. Minute).
Handanovic hat nichts zu tun
Serie A, 1. Spieltag
Der Rest der ersten 45 Minuten verkam dagegen zu einer überschaubaren Angelegenheit: Der FC Internazionale hatte die volle Kontrolle, ließ aber immer mehr Offensivdrang vermissen und verwaltete das 1:0 eher. Und warum auch nicht? Von Gastgeber Lecce kam seinerseits fast nichts Gefährliches Richtung des schier beschäftigungslosen Handanovic. Die Apulier ließen gegen den übermächtigen Gegner Kreativität oder auch mal mutige Abschlüsse vermissen, stattdessen wurde oft zu hart hingelangt und so die Wut von Mailands Coach Simone Inzaghi oder der Spieler auf sich gezogen.
Dumfries steht goldrichtig
Wer den Aufsteiger an diesem Abend allerdings schon abgeschrieben hatte, der sah sich getäuscht - und zwar richtig. Zunächst traf der im Sommer vom FC Zürich gekommene Stürmer Ceesay, der auch schon für Osnabrück gespielt hatte, nach schönem Steckpass von di Francesco ins rechte untere Eck (48.), ehe mit Leidenschaft lange, sehr lange das 1:1 gehalten wurde. Allen voran US-Kapitän Hjulmand, erst 2021 von Admira Wacker für rund nur 100.000 Euro (!) gekommen, hatte mit seinen Nebenmännern alles recht gut im Griff.
Inzaghi blieb mit fortlaufender Uhr nichts anderes übrig, als immer mehr die Offensivpower zu erhöhen. Am Ende des Spiels bot Mailands Coach sein komplettes Arsenal auf: Das Sturmduo Lautaro Martinez und Lukaku blieb zusammen mit Calhanoglu und Barella auf dem Feld und wurde mit Dumfries, Dzeko und Correa ergänzt. Doch auch das brachte lange nicht den erhofften Siegtreffer, weil etwa Dumfries einmal nur den Pfosten traf (70.), die Abwehr des Underdogs außerdem leidenschaftlich verteidigte und zudem Lecces Torwart Falcone einige Male im Weg stand.
Quasi mit Ablauf der vierminütigen Nachspielzeit sollten die Nerazzurri die Apulier aber doch noch ins Tal der Tränen schicken und den ersten Rückschlag in dieser erst begonnenen neuen Saison abwenden: Nach Eckball von Barella und starker Kopfballvorarbeit von Lautaro Martinez sollte hier zwar Dzeko erst über den Ball hauen, im Rücken des Bosniers stand aber Dumfries und bugsierte die Kugel rein.
Der letztlich also doch noch geschlagene Aufsteiger Lecce muss als nächstes bei Sassuolo Calcio am kommenden Samstag (20.45 Uhr) ran. Inter Mailand empfängt zeitgleich Spezia Calcio - die nächste auf dem Papier klare Aufgabe. Folgt die nächste Zitterpartie für den Vize?