Europa League

Kommentar: Eintracht Frankfurts Triumph in der Europa League

Kommentar

Im Hexenkessel von Sevilla werden neue Legenden geboren

Grenzenloser Jubel der Frankfurter Spieler nach dem Gewinn der Europa League.

Grenzenloser Jubel der Frankfurter Spieler nach dem Gewinn der Europa League. IMAGO/PA Images

Leidenschaft bedeutete in den vergangenen Jahrzehnten in Frankfurt viel zu oft vor allem eines: Leiden. Das "Rostock-Trauma" mit der verspielten Meisterschaft 1992, der erste Abstieg 1996 und drei weitere in den Jahren 2001, 2004 und 2011, der Nervenkrimi 2016 in der Relegation gegen Nürnberg - die Vergnügungssteuer fiel in Mainhattan zumindest beim Fußball nicht allzu üppig aus.

Nach 2018: Eine Reise voller Ekstase

Frankfurt in der K.o.-Phase der Europa League

Das änderte sich erst mit dem phänomenalen DFB-Pokal-Sieg 2018, dem ersten Titel nach 30 Jahren, der eine nicht gekannte Welle der Euphorie auslöste. Mit dem Sieg im kochend heißen Hexenkessel von Sevilla vier Jahre später hat die Eintracht ihre aufregende Reise quer über den Kontinent vorerst vollendet - und nicht nur Frankfurt, sondern eine ganze Region in einen Ausnahmezustand und voller Ekstase versetzt.

Drei Jahre nach dem dramatischen Halbfinal-Aus im Elfmeterschießen gegen Chelsea an der Stamford Bridge schloss sich nach einer heroischen Hitzeschlacht im Stadion Ramon Sanchez Pizjuan um kurz vor Mitternacht der Kreis - Lenz, Hrustic, Kamada, Kostic und Borré zeigten vor der Rangers-Kurve keine Nerven, Matchwinner Kevin Trapp parierte entscheidend gegen Aaron Ramsey.

Der Titel in Sevilla: Auch ein Gruß nach oben

"Es wird Zeit, dass wir nach 1980 wieder eine neue Eintracht-Geschichte schreiben", hatte Vereinsikone Charly Körbel noch am Vorabend auf einer Feier auf einem historischen Landsitz vor den Toren Sevillas gesagt. Dort gedachte der UEFA-Cup-Sieger von 1980 auch den in den vergangenen Monaten verstorbenen Vereinslegenden: "Mit Bernd Nickel und Jürgen Grabowski sind zwei Spieler von uns gegangen, die diese Geschichte mitgeschrieben haben. Ohne die hätten wir das damals nie geschafft. Wir sollten an sie denken und für sie spielen. Ich bin ganz fest davon überzeugt, dass wir das mit eurer Unterstützung packen werden, und dann widmen wir ihnen den Pokal." Der Sieg in Sevilla, er ist auch ein kleiner Gruß nach oben.

Die Spieler und Fans von Eintracht Frankfurt feiern den Triumph.

"Eine packende Reise" - inklusive Hitzeschlacht: kicker-Reporter Julian Franzke aus Sevilla

alle Videos in der Übersicht

Feier am Römer

Der erstmalige Einzug in die Champions League wird die Euphorie in Frankfurt noch lange am Leben erhalten - und verschafft Sportvorstand Markus Krösche mehr Handlungsspielraum bei der Planung der neuen Saison. Der Kader muss in der Breite stärker aufgestellt werden, ohne finanzielle Wagnisse einzugehen. Vielleicht kann Filip Kostic, Evan Ndicka und Daichi Kamada (alle Vertrag bis 2023) nun sogar eine Vertragsverlängerung schmackhaft gemacht werden. Für diese Themen wird der 41-Jährige in den kommenden Wochen genügend Zeit haben - nach dem Feiermarathon, der am Donnerstag beim Empfang im Frankfurter Römer vor gewiss über 100.000 Fans in der Stadt fortgesetzt wird.

13 Spiele in Europa - und keine Niederlage

Kein Zweifel besteht daran, dass die Eintracht und ihre reisefreudigen Fans der verdiente Sieger der Europa League sind. Wer ohne eine einzige Niederlage bei 13 Spielen ins Finale einzieht und dabei Gegner wie den FC Barcelona, West Ham United oder Betis Sevilla besiegt, geht verdientermaßen in die Geschichte ein. Auch im Endspiel gegen die Rangers war die Eintracht unterm Strich die etwas bessere Mannschaft mit mehr Chancen.

Bilder zur Partie Eintracht Frankfurt - Glasgow Rangers