Am Ende spitzte sich alles auf einen einzigen Schuss zu. Auf ein Duell zwischen Torwart und Elfmeterschütze, das Ausschlag über Wohl und Wehe gab.
120 Minuten lang hatten sich Eintracht Frankfurt und die Glasgow Rangers alles abverlangt. In einer großen Nacht von Sevilla hatten sie sich einen aufopferungsvollen Kampf geliefert, sie hatten sich keinen Laufweg gespart und waren keinem Duell aus dem Weg gegangen - dann fiel die Entscheidung im Elfmeterschießen.
Trapp parierte den vierten Glasgower Strafstoß von Ramsey, wenig später lief Borré als letzter Frankfurter Schütze an den Punkt. Aus seinem Gesicht war nichts anderes als Entschlossenheit abzulesen. Der 26-Jährige lief an, zielte ins linke obere Eck und traf - der Schlusspunkt eines elektrisierenden und höchst dramatischen Endspiels, in dem die Eintracht das bessere Ende für sich hatte.
Rode muss behandelt werden - Druckvolle Eintracht
Frankfurt hatte zunächst ziemlich schwungvoll begonnen, erlebte aber schon in den ersten Minuten der Partie einen Schreckmoment: Lundstram traf Rode mit den Stollen an der Stirn, der SGE-Kapitän musste behandelt werden, konnte dann aber mit einem Turban weiterspielen.
Der überzeugenden Anfangsphase der Eintracht tat der Zwischenfall keinen Abbruch. Der Bundesligist dominierte das Geschehen, ließ die ersten guten Möglichkeiten aber liegen: Kamada war zu zögerlich, als er im Glasgower Strafraum in vielversprechender Position an den Ball kam (12.), wenig später scheiterte Knauff an Rangers-Torwart McGregor (20.), ehe Ndicka einen Lindström-Schuss mit dem Kopf Richtung Tor lenkte, sein Ziel aber knapp verfehlte (21.).

Ekstase pur: Die Eintracht ist aus dem Häuschen - dank Rafael Santos Borré. Getty Images
Frankfurt war obenauf, ließ dann jedoch etwas nach. Aribo gab mit einem Schlenzer aus der zweiten Reihe den ersten Schuss für Glasgow ab (26.), dann wurde die Partie offener. Lundstram prüfte Trapp per Kopf (36.), Jack setzte seinen Abschluss etwas zu hoch an (45.+2). So ging es mit einem 0:0 in die Kabinen.
Frankfurt fordert vergeblich Elfmeter
Nach dem Seitenwechsel war es erneut die Eintracht, die zunächst die Richtung vorgab. Lindströms abgefälschter Schuss landete nur knapp neben dem Glasgower Tor (49.), dann forderte Frankfurt vergeblich Elfmeter: Goldson erwischte Borré mit einem Tritt am Bein, doch der slowenische Schiedsrichter Slavko Vincic ließ die Partie weiterlaufen (53.).
Kurz darauf leitete Knauff unfreiwillig eine Rangers-Chance ein, als ihm ein technischer Fehler unterlief, Kent schlug daraus allerdings kein Kapital (55.). Nicht einmal 120 Sekunden später lag der Ball aber doch hinter Trapp im Netz: Sow verlängerte einen weiten Schlag versehentlich mit dem Kopf, Tuta stolperte, Aribo war auf und davon und schob ein - das Führungstor für die Schotten (57.).
Borré hat eine Antwort auf Lager - 1:1

Der zwischenzeitliche Ausgleich: Rafael Santos Borré erzielt das 1:1 Getty Images
Das 0:1 war zwar ein großer Rückschlag für die Eintracht, beirren ließ sie sich aber nicht. Im Gegenteil: Die SGE bemühte sich postwendend um eine Antwort, doch Bassey blockte einen Schuss von Lindström mit dem Bauch (59.), dann hob Kamada den Ball aufs Tor-Dach - eine hundertprozentige Torchance (67.).
Frankfurt baute jetzt Druck auf - und belohnte sich: Kostic fand Borré mit einer Hereingabe, der Kolumbianer drückte die Kugel aus wenigen Metern über die Linie - 1:1, das Tor zur Verlängerung, weil keine der beiden Mannschaften in den letzten 20 Minuten zu einer weiteren klaren Möglichkeit kam (69.).
118. Minute: Trapp pariert brillant
In der Verlängerung konnten die Teams nicht mehr verbergen, wie viel Kraft die Partie gekostet hatte. Dennoch kamen sowohl die Frankfurter als auch die Rangers zu jeweils einer richtig guten Gelegenheit: Auf der einen Seite vergab Borré (95) - und auf der anderen scheiterte Kent, als er kurz vor Schluss aus sechs Metern zum Schuss kam. Trapp parierte exzellent und rettete seine Mannschaft damit ins Elfmeterschießen (118.).
Dort hielt Trapp gegen Ramsey - und nach Borrés Strafstoß stand unumstößlich fest: Eintracht Frankfurt ist Europa-League-Sieger.